Wetterwechsel
Deutsche Außenpolitik von Bismarck bis Scholz

Deutschlands Außenpolitik sieht sich seit 1871 einem Zielkonflikt ausgesetzt: Soll sich das Land im »Windschatten der Weltpolitik« einrichten? Oder soll es »weltpolitische Verantwortung« übernehmen?

Hatte das Kaiserreich noch verhängnisvoll einen »Platz an der Sonne« gesucht, so hegten die grauenvollen Erfahrungen zweier Weltkriege die deutschen Ambitionen ein und prägten eine Kultur der Zurückhaltung. Der Sturm eines Krieges sollte nie wieder von Deutschland ausgehen.

ISBN 978-3-593-52005-6 2. Auflage 29.11.2024 36,00 € Portofrei Bestellen

Mit der deutschen Einheit und dem Ende des Kalten Kriegs lag eine Rückkehr zur weltpolitischen Rolle nahe; doch die deutsche Außenpolitik seit 1990 lässt sich besser verstehen, wenn man sie als den Versuch deutet, in den Wettbewerbsvorteil des Windschattens hineinzukommen. 

Mit dem Überfall Russlands auf die Ukraine ging diese Option verloren. Ein neuer Streit um die deutsche Außenpolitik hat begonnen: wehrhafter Teil des Westens oder flexible Zivilmacht am Rande Eurasiens? 

Mariano Barbato spannt in der 2., aktualisierten und erweiterten Auflage dieses Buches den Vorstellungsrahmen deutscher Außenpolitik in einer meteorologischen Metaphorik auf und erklärt ihre »Wetterwechsel« eindrucksvoll entlang der außenpolitischen »Morgenlagen« des Kaiserreichs, der Weimarer Republik, des NS-Staats, des westdeutschen Kernstaats und des vereinten Deutschlands. 

Sein politikwissenschaftlicher Blick in die Geschichte zeigt, dass es stets auf den Kanzler ankommt, ob Sturm aufzieht oder Deutschland im europäischen Windschatten der Weltpolitik prosperiert. Ein außenpolitisch dominierter Wahlkampf um das Kanzleramt zeichnet sich ab.

• neuer Blick auf die Geschichte der deutschen Außenpolitik seit 1871 
• Analyse der deutschen Sicherheitspolitik bis zu den Positionierungen im Vorfeld der Bundestagswahl 2025 
• Handlungsoptionen für die Bundesrepublik Deutschland im 21. Jh.

Mehr Infos

Inhaltsverzeichnis und Leseprobe des Verlags

REZENSION: Mariano Barbato argumentiert in seinem Buch, dass die deutsche Außenpolitik hauptsächlich von Kontinuitäten statt von Brüchen geprägt sei. Eine Konstante sei beispielsweise das Ausspielen Deutschlands ökonomischer Stärke. Barbatos Buch setze gute Geschichtskenntnisse voraus, biete jedoch einen guten Einstieg und Überblick über 150 Jahre Außenpolitik, so unser Rezensent Michael Rohschürmann: Mariano Barbato beschäftigt sich in seinem Buch mit den Brüchen und Kontinuitäten deutscher Außenpolitik. Dabei konstatiert er, dass die Kontinuitäten gegenüber den Brüchen bei weitem überwiegen. Seit Bismarcks Zeiten sind es vor allem die Kanzler*innen, die die Außenpolitik bestimmen, welche danach seitens des Auswärtigen Amtes entsprechend umgesetzt wird. Auf dieser Traditionslinie begründet sich auch die starke Kanzlerorientierung in Barbatos Untersuchung. In diesem Sinne bescheinigt er auch der „kanzlerlosen Episode“ (18) der DDR den einzigen wirklichen Traditionsbruch seit der Reichsgründung unter Bismarck, von dem sich Barbato auch die durchgehende – manchmal etwas überstrapazierte - Wettermetaphorik entlehnt hat: „Die großen Krisen bilden das Wetter, welches Preußens Wachstum fördert, in dem sie furchtlos, vielleicht auch sehr rücksichtslos von uns benutzt werden“ (34). Von Michael Rohschürmann Portal für Politikwissenschaft 04.09.2023

Das Prinzip Chefsache: In seinem Buch "Wetterwechsel" erzählt der Politikwissenschaftler Mariano Barbato von der Außenpolitik der Kanzler, von Bismarck bis Scholz. Eine seine Lehren lautet: Deutschland braucht entweder mehr Macht - oder mehr Demut: So gut wie alles soll anders sein seit dem 24. Februar 2022, dem Angriff Russlands auf die Ukraine. Doch in der Art und Weise, wie Deutschland gegenüber dem Rest der Welt agiert, sind zwei Dinge gleich geblieben: Erstens besteht seit dem Kaiserreich die Tradition, dass die Kanzler die Außenpolitik im Wesentlichen konzipieren und bestimmen. Das Auswärtige Amt setzt diese Politik um und führt sie aus, auch wenn man das dort naturgemäß etwas anders sieht. Von Johan Schloemann Süddeutsche Zeitung 11.12.2022

Weitere Pressestimmen

»Mariano Barbato erzählt von der Außenpolitik der Kanzler, von Bismarck bis Scholz. [...] Diese Portionierung nach dem Prinzip Chefsache ist [...] nicht nur recht kurzweilig und entspricht der Richtlinienkompetenz, sie macht auch von Kapitel zu Kapitel anschaulich, wie für die Regierenden die Tagespolitik und folgenreiche Weichenstellungen oft undurchschauber verknotet sind.« Johan Schloemann, Süddeutsche Zeitung, 12.12.2022 

»Ein Titel, der mit Blick auf die aktuelle Diskussion um Deutschlands Rolle in Europa und der Welt eine hohe Aktualität besitzt. Barbato geht u.a. der Frage nach: Soll sich Deutschland im ›Windschatten der Weltpolitik‹ einrichten? Oder soll es mehr Verantwortung in der Welt übernehmen?« Carsten Schulte, buchreport, September 2022 

»Barbatos Buch [bietet] einen guten Einstieg und Überblick über 150 Jahre Außenpolitik, in denen Deutschland zum Nationalstaat wurde, seinen Weg zwischen Ost und West gesucht und sich mehrfach übernommen hat, um sich dann als Wirtschaftsmacht ›im Windschatten des Westens‹ zu verankern.« Michael Rohschürmann, Portal für Politikwissenschaft, 04.09.2023 

»Am Ende steht ein Plädoyer für eine stärkere Einbindung der mittelosteuropäischen Staaten in die deutsche Politik und für eine außenpolitische Strategie der eher defensiven Absicherung Europas bei grundsätzlicher Beibehaltung der Einbindung in den ›Westen‹. Vor dem doppelten Hintergrund der vielen dramatischen Wendungen deutscher Außenpolitik in den letzten 150 Jahren sowie der aktuellen Verwerfungen in der Weltpolitik hat diese Empfehlung für eine kluge und relativ zurückhaltende Politik sicher einiges für sich.« Friedrich Kießling, Historische Zeitschrift, 2024

Der Autor

Mariano Barbato ist außerplanmäßiger Professor für Politikwissenschaft an der Universität Passau und Associate Professor (zugleich DAAD-Langzeitdozent) an der Andrassy Universität Budapest. Er lehrte im Winter 2021/2022 als Una Europa Gastprofessor und im Sommer 2022 als Gastprofessor für Internationale Beziehungen am Otto-Suhr-Institut der FU Berlin.

Erstellt: 18.01.2025 - 08:20  |  Geändert: 18.01.2025 - 08:42

Autoren
Verlag