KenFM im Gespräch: Fulvio Grimaldi (23.09.16)
Quelle: Apolut Mirror
„Der Krieg ist das Hauptwerkzeug der westlichen Politik“
Fulvio Grimaldi, geboren 1934, studierte Germanistik in Köln. Zu seinen Lehrkräften gehörte auch Thomas Mann! Anders als Mann entschied sich Grimaldi, als Journalist, Reporter und vor allem Kriegsberichterstatter zu arbeiten. Fakten von der Front.
Er war als Zeuge mit Presseausweis an allen Brennpunkten der letzten Jahrzehnte. 1968 in Vietnam bei der Tet-Offensive, beim „Schwarzen September 1970“ in Jordanien, beim „bloody sunday“ 1972 in Irland, 1999 beim Jugoslawienkrieg, an dem sich auch die Bundesrepublik Deutschland beteiligt hatte. Grimaldi war im Irak während des Embargos und nach dem Krieg, er bereiste immer wieder Palästina und Gaza, Mittel- und Südamerika, Libyen und auch Syrien. Fulvio Grimaldi hasst den Krieg und gehört aus Überzeugung zu den bekanntesten Persönlichkeiten der italienischen Friedensbewegung.
Fulvio Grimaldi spricht vier Sprachen und spielt in derselben Liga wie Seymour Hersh. Im Gespräch mit KenFM beschreibt er, wie sich der Journalismus seit Vietnam verändert hat. Mit dem Netz sind die Möglichkeiten, an authentische Informationen zu kommen, zwar deutlich gewachsen, nur lebt ein Reporter auch davon, seine recherchierten Berichte an die großen Massenmedien zu verkaufen.
Und hier sitzen die Gate-Keeper der CIA. Fulvio Grimaldi spricht von drei Knöpfen, die er so z. B. bei CNN während des Golfkrieges 2003 erlebt hat. GRÜN steht für „der Bericht kann veröffentlicht werden“, bei GELB muss der Redakteur Teile der Fakten zensieren und ROT bedeutet "wird auf gar keinen Fall veröffentlicht".
Die Zeiten, so Grimaldi, in denen in den westlichen Massenmedien der jeweilige Chefredakteur das letzte Wort hatte, sind lange vorbei. Immer, wenn es um Kriegsberichterstattung geht, die US-amerikanische Einsätze und die ihrer NATO-Partner betrifft, sitzt die CIA mit am Tisch und hat das letzte Wort. Pressefreiheit? Nur noch, wenn die Dienste pennen.
Fulvio Grimaldi ist mehr als ein Reporter. Er ist ein auch Poet, der mit Sprache das vermitteln kann, um was es in seinem Beruf immer auch gehen sollte. Die Würde der Menschen auch dann noch zu verteidigen, wenn Zivilisten zwischen die Mühlsteine eines erbarmungslosen Wirtschaftssystems geraten sind und abwertend als Kollateralschaden bezeichnet werden. In diesem, unserem System ist der Krieg, Mord und Totschlag nicht die Ausnahme, sondern die Grundvoraussetzung, um die „Märkte“ zu besänftigen.
Fulvio Grimaldi zieht Bilanz. Er stand an X Fronten bis zu den Knöcheln in Blut. Sein Besuch bei KenFM ist auch ein Appell an uns. Hören wir auf wegzusehen. Nur wie umgehen mit diesen Informationen? Diese Frage muss jeder für sich selber entscheiden.
Erstellt: 14.05.2025 - 07:37 | Geändert: 17.05.2025 - 16:00