Der lange Schatten des deutschen Kolonialismus
Verdrängung, Verleugnung, Umdeutung

1. Auflage 02.10.2025 , Deutsch

Das viertgrößte überseeische Kolonialreich der Welt war von 1884 bis 1914 das des Deutschen Kaiserreichs. Dennoch ist diese Tatsache kaum bekannt und auch nur wenige Schulbücher behandeln den deutschen Kolonialismus als Thema.

Ein schonungslos aufklärender Blick auf die Geschichte deutscher Verbrechen gegen die Menschlichkeit und den gegenwärtigen Umgang.

ISBN 978-3-89771-313-0 1. Auflage 02.10.2025 24,00 € Portofrei Bestellen (Buch | Softcover) Neuausgabe

Während in Frankreich und Großbritannien bereits seit Längerem Debatten über die Auswirkungen des Imperiums auf ehemalige Kolonien und die kolonisierten Gesellschaften stattfinden, ist der Umgang mit dem deutschen Imperialismus erst in jüngerer Zeit in das Interesse der Öffentlichkeit gerückt. Erst 2015 räumte die deutsche Regierung erstmals halbherzig ein, dass die in den Jahren 1904 bis 1908 in der Siedlerkolonie Deutsch-Südwestafrika (heutiges Namibia) durchgeführte Vernichtungspolitik als Völkermord einzustufen ist.

Doch die jüngste Belebung der Debatte über Deutschlands koloniale Vergangenheit wird durch fortgesetzte Verdrängung, Leugnung und eine populistische Rechte, die revisionistische Umdeutungen der deutschen Kolonialvergangenheit durchzusetzen versucht, behindert. Eine Kampagne gegen die postkolonialen Studien hat versucht, jede ernsthafte Auseinandersetzung mit den Verbrechen des imperialen Zeitalters zu denunzieren und auszugrenzen.

Henning Melber gibt einen umfassenden und schonungslosen Überblick über die Geschichte der deutschen Kolonialherrschaft und analysiert, wie ihr Erbe in der deutschen Gesellschaft, Politik und den Medien wirkt und debattiert wird. Dabei geht er auch auf die Alltagserfahrungen von Afrodeutschen ein, auf die Rückgabe geraubter Kulturgüter und auf die Auswirkungen der Kolonialgeschichte auf wichtige Institutionen wie beispielsweise das Humboldt-Forum.

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Leseprobe des Verlags

Wikipedia (DE): Nama (Volk)

Wikipedia (DE): Herero

Interview

In "Der lange Schatten des deutschen Kolonialismus" nimmt Henning Melber die deutsche Kolonialgeschichte in den Blick. Der promovierte Politikwissenschaftler und Soziologe lebte selbst viele Jahre in Namibia, das als "Deutsch-Südwestafrika" eine Kolonie des Deutschen Kaiserreiches war. 1974 trat Melber der "SWAPO Party of Namibia" bei, einer Befreiungsbewegung für die Unabhängigkeit des Landes. Mit den Moderatoren Markus Beinhauer und Bernd Drücke spricht der Politikwissenschaftler und Schriftsteller über die Geschichte des deutschen Kolonialismus in Afrika und dessen Auswirkungen bis in die Gegenwart. Henning Melber lehrt heute an der Universität Pretoria und an der Universität des Freistaates in Bloemfontein in Südafrika. [Podcast 1:04:13] Sendung der Redaktion "Graswurzelrevolution" nrwision.de 30.10.2025

Rezensionen

»Melber, a distinguished scholar who was once an anticolonial activist, argues that Germany has not come to terms with its imperial history from before World War I, when it ruled parts of present-day Cameroon, China, Namibia, Togo, Zanzibar, and part of New Guinea and some nearby South Sea islands. (…) In the end, the author’s primary concern is Germany’s unwillingness either to pledge formal ›reparations‹ to the residents of its former colonies or to promise more than a billion dollars over three decades in development funding, a sum smaller than what Germany gave over the prior three decades. The book reminds readers that the injustices of colonialism are rarely redressed to the satisfaction of its victims and their descendants.« − Andrew Moravcsik, Foreign Affairs, 21. Oktober 2025

»Henning Melbers ›The Long Shadow of German Colonialism. Amnesia, Denialism and Revisionism‹ bietet einen fundierten Überblick über die deutsche Kolonialgeschichte und deren anhaltende Auswirkungen. Melber zeigt die Verdrängung der deutschen Kolonialvergangenheit auf und diskutiert deren fortdauernden Einfluss auf die Gegenwart. (…) Melber beginnt mit einer historischen Einordnung des deutschen Kolonialismus und arbeitet heraus, wie koloniale Denkmuster auch nach dem offiziellen Ende des Kolonialreichs in Wissenschaft, Politik und Gesellschaft weiterlebten. (…) Melber, ein Experte für die deutsch-namibischen Beziehungen, stützt seine Argumentation auf historische Quellen, aktuelle Forschungsergebnisse und politische Debatten der vergangenen Jahre. (…) Es ist ein wichtiges Werk für alle, die sich mit Kolonialgeschichte, Erinnerungskultur und postkolonialen Strukturen in Deutschland beschäftigen.« − Laura Mahler, Für Vielfalt 347, Heft 2|2025

Weitere Stimmen zum Buch

»Eine äußerst engagierte, analytisch brillante Studie über den deutschen Kolonialismus.« – Joachim Zeller | Zeitschrift für Geschichtswissenschaft

»Henning Melber rechnet in seinem Buch schonungslos mit Deutschlands unbewältigter Kolonialgeschichte ab. (…) Man wünscht diesem Buch eine breite Leserschaft.« – Dominic Johnson | taz

»Sein Buch enthüllt erschreckend detailliert den Horror des deutschen Kolonialreichs in Übersee und untersucht gewissen­haft das anhaltende Versagen Deutschlands, sich zu seiner rassis­tischen kolonialen Vergangenheit zu bekennen. Dies muss dringend und weithin gelesen werden.« – Susan Williams

Autoreninfos

Henning Melber (* 1950), deutsch-namibischer Politik- und Afrikawisssenschaftler, forscht seit vielen Jahren zur Kolonialgeschichte Afrikas und insbesondere zum Völkermord an den Herero und Nama während der deutschen Kolonialherrschaft in Namibia. Er war zuletzt bis zu seiner Emeritierung Direktor der schwedischen NGO Dag Hammarskjöld Foundation.
In Stuttgart geboren, kam er als Jugendlicher nach Namibia und schloss sich dort 1974 der antikolonialen Befreiungsbewegung SWAPO an. In den 1990er-Jahren leitete er die Namibian Economic Policy Research Unit (NEPRU) in Windhoek, später arbeitete er als Forschungsdirektor am Nordiska Afrikainstitutet in Uppsala und als außerordentlicher Professor am Institut für Politikwissenschaft der Universität von Pretoria.

Wikipedia (DE): Henning Melber

Mitte Mai 2021 wurde von den Sonderbeauftragten Deutschlands und Namibias als Ergebnis von neun Verhandlungsrunden seit Ende 2015 ein »Versöhnungsabkommen« paraphiert. Als bislang einzigartigen Schritt einer ehemaligen Kolonialmacht erkennt dieses Abkommen den in Südwestafrika verübten Völkermord politisch und moralisch an. Die vereinbarte »Geste der Anerkennung« wird seither in beiden Ländern kontrovers diskutiert. Vor diesem Hintergrund stellt dieser Band die verschiedenen Perspektiven vor und lässt dabei unterschiedliche Stimmen aus Politik, Zivilgesellschaft und Kultur in Deutschland und die Sicht der Betroffenen in Namibia zu Wort kommen.

ISBN 978-3-95558-321-7 29,90 € Portofrei Bestellen (Buch)
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Erstellt: 08.11.2025 - 07:09  |  Geändert: 08.11.2025 - 07:29