Im langen Sommer geboren
Roman
Auf sexpositiven Partys, Veranstaltungen im Kulturmilieu, im ICE und in antideutschen Szenekneipen Neuköllns stößt ein namenloser Ich-Erzähler auf Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der deutschen Linken. Er ist mit dem, was er erlebt, zusehends überfordert. Überall trifft er auf ehemalige Freunde, Mitbewohner und Bekannte. Über die Jahre haben sich immer mehr Themen angestaut, über die sie nicht mehr miteinander reden können - wie Israel, ihr Geschlecht oder den Islam.
Da ist Michel, der in den USA eine Doktorarbeit über Sklaverei oder Genozide schreibt, »weil man in Deutschland bei allen Diskursen so hinterherhängt«. Da ist Patrick, der in Brandenburg auf den »Spuren Preußens« wandelt, »um zu sehen, wie tief die Disziplin in uns verankert ist«. Und da ist Pois, der dem Erzähler irgendwie ähnlich ist, aber immer noch Witze über Merkel macht. Und besitzt Max Czollek eigentlich wirklich nur dieses eine Basecap? Nach einem Eklat verlässt der Erzähler Berlin und fährt mit dem Zug einmal quer durch Deutschland, in die Stadt des »ewigen Sommers« - nach Freiburg.
Mit scheinbarer Naivität und bösem Witz zeichnet Jens Winter eine Topographie der deutschen Linken im Stadium fortgeschrittenen Zerfalls.
Berliner Linke „Im langen Sommer geboren“: Antideutsche Epigonen: In der U8 ist es schrecklich, aber in der Linken auch irgendwie: Jens Winter zeichnet in „Im langen Sommer geboren“ ein lakonisches Porträt der Berliner linken Szene. Die Kritik am Klischee gerät jedoch selbst zu einem. Ein Mann versteht die Welt nicht mehr. Eben noch trugen doch alle um ihn herum dieselben Klamotten, tranken dieselben Getränke und vertraten dieselben Ansichten. Und dann? Postmoderne, Islamisten, Corona, Krieg und Krise: Plötzlich sind alle zerstritten. Von Leander F. Badura der Freitag 19.06.2025
Szene kaputt: Jens Winter betreibt mit seinem Debüt »Im langen Sommer geboren« eine Nabelschau der antideutschen Kulturlinken: »Ich sitze im Laidak und trinke einen Espresso. Der Himmel ist grau. Ich habe ein schwarzes Polo an, wie immer, und meine Haare ordentlich zu einem Seitenscheitel frisiert. Ich bin aufgewühlt. Als ich vorhin die Sonnenallee entlanglief, wurde ich von einer Gruppe Jungen beleidigt. Sie sagten, ich sehe aus wie eine Schwuchtel. Ich habe meinen Stoffbeutel ganz fest an mich gedrückt und bin schnell zum Laidak gelaufen.« So beginnt Jens Winters Debütroman (...). Von Mirko Große-Bordewick nd 13.06.2025
Weitere Pressestimme
»So desillusioniert wie Christian Kracht und so unbedarft wie der kleine Nick« – Philipp Felsch
Erstellt: 23.06.2025 - 10:52 | Geändert: 25.06.2025 - 00:46