Jede dieser Geschichten ist eine zärtliche Liebeserklärung an die Stadt Rom und ihre Bewohner, besonders an die benachteiligten unter ihnen, die in den Vorstädten leben und ins Zentrum kommen, um - unter Anwendung aller möglichen faulen Tricks - etwas Geld zu verdienen: ...

ISBN 978-3-8031-1306-1 1. Auflage 17.02.2022 20,00 € Portofrei Bestellen (Buch)

... als Röstkastanienverkäufer, als Fischhändler, als Kofferträger. Und um sich zu vergnügen, einen Kopfsprung vom Ponte Sisto in den Tiber zu wagen, für 150 Lire Boot zu fahren oder auch nur mit dem Oberleitungsbus auf der Via del Mare, während die Zeit verglüht im kalten Funken des Leitungsdrahts oder zu Staub zerrinnt in der kargen Landschaft am Stadtrand.

Pier Paolo Pasolini schreibt einen anderen Baedeker Roms, denjenigen seiner Bewohner, der grausam und gefährlich sein kann - und dann wieder mild, im weichen Licht des Abends auf der Tiberinsel und am Ufer von Trastevere. Der junge Dichter bemächtigt sich der Stadt, ihrer Armut und ihrer Schönheit. Er erzählt uns, wie alles zusammenkommt - Lebensängste und Zukunftsträume, Überlebenstaktiken und Dolce Vita.

Erzählungen aus und über Rom,von ebenso durchtriebenen wie liebens werten halbwüchsigen Römern. Der Dichter und Filmemacher Pasolini ist ihnen ganz nah - selbst sehr jung und eben in der Stadt am Tiber angekommen, die wir mit seinen Augen neu entdecken.

Mit einer Biographie Pasolinis und zahlreichen Rom-Fotos der 1950er Jahre.

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Inhaltsverzeichnis

Ein römischer Flaneur: Pier Paolo Pasolini hat Rom wie ein Wahnsinniger geliebt. In seinen frühen Erzählungen über diese Stadt wird ein Autor sichtbar, den man so noch kaum kannte: Pier Paolo Pasolini war nicht immer so wütend wie in den "Freibeuterschriften". In denen teilte er aus gegen die Konsumgesellschaft, den Kulturverfall, die zunehmende Produktion von Überflüssigem, kurz, er schimpfte auf die allmähliche Amerikanisierung der italienischen (und überhaupt der westlichen) Gesellschaft der 1960er Jahre. Auch war Pasolini nicht schon immer ein vormoderner Kommunist gewesen. Nicht schon immer misstrauisch allen Linksextremen gegenüber, diesen Bürgerkindern, von denen er dachte, dass sie keine Ahnung von der Realität der Proletarier haben, und nicht immer skeptisch der sexuellen Revolution gegenüber (nur das so-und-so-vielte Ereignis in der Gesellschaft des Spektakels) und auch den langhaarigen Männern gegenüber - der Konformismus der Antikonformisten schien ihm viel zu en vogue, als dass er ernst gemeint sein könnte - und auch in Bezug auf die Abtreibung. Von Olivier Guez Süddeutsche Zeitung 04.03.2022

REZENSION: (...) Mit 27 Jahren, im Winter des Jahres 1949 zieht Pasolini, zusammen mit seiner Mutter, nach Rom, in diese vorindustriell anmutende Stadt, in diese Stadt, die sich radikal von der archaischen, bäuerlichen, friaulischen Kultur unterscheidet, in der er aufgewachsen ist. Dort kommt es zu ersten Kontakten mit Künstlern wie Laura Betti oder Alberto Moravia. Daneben fühlte sich Pasolini aber stets auch zum Milieu der römischen Vorstädte (borgate) hingezogen. Wie zuvor schon in der bäuerlich geprägten Gesellschaft des Friauls, entdeckte er in den borgate eigenständige kulturelle Traditionen und Wertvorstellungen, die sich von den kleinbürgerlichen Vorstellungen seines eigenen Umfeldes deutlich unterschieden. Für diese einfachen Leute in ihren wirtschaftlich schwierigen Verhältnissen empfand er eine tiefe Sympathie, mit ihnen fühlte er sich wohl. Er entwickelte ein engagiertes Interesse am Aufzeigen und der Änderung der sozialen Missstände. julesbarrois 23.10.2016

REZENSION: „(...) und schwamm unter den Pfeilern des Ponte Sisto“, schreibt Pasolini an einer Stelle seiner hier publizierten Reportagen und wer Rom kennt wird es kaum glauben können, dass es jemals möglich war, an dieser Stelle des Tibers ins Wasser zu gehen. Der Ponte Sisto, der in Pasolinis Geschichten immer wieder eine Rolle spielt, steht am Anfang eines ganz eigenen römischen Stadtviertels, das „jenseits des Tibers“ genannt wird: Trastevere, Heimat der ärmeren Bevölkerung der Hauptstadt, Zentrum des einfachen Volkes, das Pasolini so liebte. Von Jürgen Weber versalia 26.12.2014

Pressenotizen Perlentaucher

Pier Paolo Pasolini, 1922 in Bologna geboren, war Schriftsteller, Filmregisseur, Journalist und Kritiker. Er lebte in Casarsa (Friaul), verlor wegen »obszöner Handlungen in der Öffentlichkeit« seine Stelle als Lehrer und zog 1950 nach Rom. Mit dem Roman »Ragazzi di Vita« (1955) erlangte er große Bekanntheit in Italien und avancierte mit den »Freibeuterschriften« zu einem der wichtigsten und streitbarsten Intellektuellen seiner Zeit. Pasolini wurde 1975 in Ostia ermordet. [Verlag Klaus Wagenbach]

Wikipedia (DE): Pier Paolo Pasolini

Die Übersetzerin

Annette Kopetzki (* 1954 in Hamburg) ist eine deutsche Literaturübersetzerin, die insbesondere aus dem Italienischen übersetzt. [Wikipedia (DE): Annette Kopetzki]

Mehr zum Rom Pasolinis

Wikipedia (DE): Mamma Roma (Zweiter Spielfilm Pasolinis)  |  Der vollständige Spielfilm (auf Italienisch) bei archive.org: Pier Paolo Pasolini, Mamma Roma, 1962

Reihe

Erstellt: 07.04.2025 - 08:58  |  Geändert: 07.04.2025 - 13:12