Der Pilz am Ende der Welt
Über das Leben in den Ruinen des Kapitalismus

Das erste neue Leben, das sich nach der nuklearen Katastrophe in Hiroshima wieder regte, war ein Pilz. Ein Matsutake, der auf den verseuchten Trümmern der Stadt wuchs - einer der wertvollsten Speisepilze Asiens, der nicht nur in Japan, wo er Spitzenpreise aufruft, vorkommt, sondern auf der gesamten Nordhalbkugel verbreitet ist. Dieser stark riechende Pilz wächst bevorzugt auf von der Industrialisierung verwüsten und ruinierten Böden und ist nicht kultivierbar. In ihrem faszinierenden kaleidoskopischen Essay geht die Anthropologin Anna Lowenhaupt-Tsing den Spuren dieses Pilzes sowie seiner biologischen und kulturellen Verbreitung nach und begibt sich damit auch auf die Suche nach den Möglichkeiten von Leben in einer vom Menschen zerstörten Umwelt. 

ISBN 978-3-95757-809-9 7. Auflage 04.10.2019 15,00 € Portofrei Bestellen (Buch)

Sie erzählt Geschichten von Pilzsammlern, Wissenschaftlern und Matsutake-Händlern und öffnet einen neuen und ungewohnten Blick auf unsere kapitalistische Gegenwart. Denn eigentlicher Gegenstand ihrer preisgekrönten und in viele Sprachen übersetzten Erzählung ist die Ökologie des Matsutake, das Beziehungsgeflecht um den Pilz herum, als pars pro toto des Lebens auf den Ruinen des Kapitalismus, das ein Leben in Beziehungen sein - oder aber nicht sein wird.

Das Buch wurde mit dem Gregory-Bateson-Preis und dem Victor-Turner-Preis ausgezeichnet.

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Inhaltsverzeichnis

Leseprobe des Verlags

Matsutake - Ein Pilz im Anthropozän [Podcast 55:14] In jedem Herbst wird der Matsutake-Pilz zu einem begehrten Geschenk in Japan. Er lässt sich nicht kultivieren. Entsprechend komplex sind die Bedingungen, unter denen er gewonnen wird – und hoch die Beträge, die für ihn gezahlt werden. Von Jean-Claude Kuner WDR 14.01.2022

Mit Pilzen denken. Wie kommen wir aus der ökonomischen und ökologischen Sackgasse heraus? Indem wir lernen, mit Pilzen zu denken – und uns unsere Geschichte(n) auf eine andere Weise zu erzählen. So Anna Lowenhaupt Tsing in ihrem fast schon zum Kultbuch avancierten «Der Pilz am Ende der Welt». Von Christine Lötscher Geschichte der Gegenwart 30.08.2020

REZENSION: Oft ist es nur ein kleiner Schritt von einem Zeltlager in den Wäldern Oregons zu den globalen Lieferketten des Sportartikelherstellers Nike, die ebenfalls in die Region führen. Diese auf den ersten Blick oft assoziativ wirkenden Verbindungen haben jedoch System. Tsing möchte sich mit ihren Geschichten einer Wirklichkeit nähern, in der sich verschiedene „Wissens- und Seinspraktiken“ permanent überlagern und miteinander vermischen. Von Nils Güttler, Eidgenössische Technische Hochschule Zürich H-Soz-Kult 26.03.2019

Neues Leben auf zerstörtem Boden. Die Wälder in Nordwestamerika sind gezeichnet von Verwüstung und Monokultur. Ausgerechnet hier stößt die Anthropologin Anna Lowenhaupt Tsing auf den Matsutake-Pilz. Anhand des globalen Handels mit der japanischen Delikatesse formuliert sie eine fundamentale 

Kapitalismuskritik. Von Tabea Grzeszyk Deutschlandfunk Kultur 04.04.2018

Anna Lowenhaupt Tsing, 1952 geboren, ist Professorin für Anthropologie an der University of California, Santa Cruz. 2013 wurde sie mit der Niels-Bohr-Professur der Aarhus University, Dänemark, für ihre interdisziplinären Beiträge zu den Geistes-, Natur- und Sozialwissenschaften ausgezeichnet.

Wikipedia (DE): Anna Lowenhaupt Tsing

Erstellt: 07.04.2025 - 07:13  |  Geändert: 07.04.2025 - 07:50