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Traumtrilogie

Nach einer Schießerei mit Polizisten wurde Christof Wackernagel 1977 als Mitglied der RAF verhaftet und für zehn Jahre inhaftiert. In dieser Zeit söhnte er sich mit dem von ihm verletzten Polizisten aus und distanzierte sich in einem schmerzhaften Prozess vom bewaffneten Kampf. Wackernagel drohte irre zu werden an der Erkenntnis, dass die Gründe, die ihn hatten zur Waffe greifen lassen, fort existierten und das letzte Mittel, eben der bewaffnete Kampf im Untergrund, ihn genau zu dem machte, wogegen er kämpfte. Um sich nicht das Leben zu nehmen, wurde er zu einem 'Terroristen' der Worte und schrieb die Geschichte seiner Generation. Nur in einer besonderen literarischen Form sah Wackernagel die Möglichkeit, die Widersprüche, die ihn zu zerreißen drohten, angemessen auszudrucken. Dieselben Geschehnisse werden in den drei verschiedenen Aggregatzuständen des Traumes dargestellt: Traum, Halluzination und Tagtraum. 

Die jüngere Geschichte der Bundesrepublik Deutschland als Traum, Halluzination und Tagtraum.

ISBN 978-3-86674-140-9 27.08.2011 248,00 € Portofrei Bestellen (Buch)

Jeder ist in einer eigenen Spalte gesetzt, deren Absätze gleich lang sind und sich aufeinander beziehen. Die erste Spalte, die Basis des ganzen Buches, bilden Wackernagels Träume von 1979 bis 1994, die er schonungslos offen protokolliert hat. In der zweiten und dritten Spalte wird das Traummaterial in Halluzinationen und Tagträume verwandelt. Frei erfunden zwar, aber nach den Gesetzen des Traumes komponiert: verdichten, verschieben und vertauschen.

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Leseprobe des Verlags

4,2 Kilo schwer, 603 Seiten lang – und jedes Exemplar von Hand gebunden: Christof Wackernagels „Traumtrilogie“ erscheint Ende August, zu seinem 60. Geburtstag, unter dem Titel „es“ im zu Klampen Verlag aus Springe. Von Martina Sulner → HAZ 15.08.2011

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 27.03.2012:

Eines ist für Manfred Koch gewiss: Der Band mit seinen 4,2 Kilogramm Gewicht, mit dem erlesenen Papier und dem wohlproportionierten Satzspiegel ist ein skulpturales Kunstwerk der Buchgestaltung, und in Zeiten des E-Books fast ein Affront. Koch gibt zu: Ganz durchgelesen hat er das Monstrum nicht. Auch die vom Autor, dem früheren RAF-Aktivisten Christof Wackernagel, in Aussicht gestellte Einheit der dreispaltigen Anordnung in "Traumaufzeichnungen", "Halluzinationen" und "Tagträume" konnte er nicht entdecken. Was ein bisschen nach "Zettel's Traum" aussieht, aber nur phasenweise witzig ist und laut Koch an dem Verzicht auf ein reflektierendes Ich krankt, ist für den Rezensenten dank der Rohheit der Notate immerhin so etwas wie eine alternative Geschichtsschreibung der BRD und ein Einblick in die Gruppenpsychologie der RAF: Chaos eben. Perlentaucher 2011

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 13.09.2011:

Ratlosigkeit und auch ein bisschen Überdruss bringt Michael Sontheimer in einer eingehenden Kritik von Christof Wackernagels Buch über die RAF zum Ausdruck. Der Ex-RAF-Terrorist, der zehn Jahre im Gefängnis saß, versucht darin seiner Geschichte mit künstlerischen Mitteln Herr zu werden, stellt der Rezensent fest, der sich vom Ergebnis allerdings nicht überzeugt zeigt. Sontheimer stöhnt unter der Last von 600 Seiten, jeweils in drei Spalten aufgeteilt, die parallel gelesen werden wollen. In der ersten Spalte notiert der Autor Träume, dann folgen Wahn- oder Rauschzustände und in der dritten Spalte schließlich Tagträume, lässt der Rezensent wissen. Wackernagel glaubt, dass nur über das "Verdrängte" deshalb der an Freud anknüpfende Titel - die persönliche und die politische Geschichte zu verstehen ist, doch in Sontheimers Augen wird hier mehr "verklärt" und verschleiert als wirklich erklärt, wie er kritisiert. Irgendwie will es dem Rezensenten auch anmaßend erscheinen, das Lesepublikum mit diesem Konvolut an Träumen zu traktieren. Perlentaucher 2011

Christof Wackernagel, Jahrgang 1951, war von 1967 bis 1977 Schauspieler und Mitglied des Medienkollektivs »Produktionsgemeinschaft Schrift, Ton und Bild«. 1977 bis 1987 wurde er wegen bewaffneter Politik und Mitgliedschaft in der RAF inhaftiert. Für seine vorzeitige Haftentlassung setzte sich auch Hermann van Hoogen ein, der Polizist, der Wackernagel festgenommen hatte und der später sein Freund wurde. Seit 1987 ist Wackernagel wieder als Schauspieler und Autor tätig. Er wirkt in zahlreichen Kino- und Fernsehproduktionen mit. Buchveröffentlichungen u. a.: »Nadja. Erzählungen und Fragmente« (1984); »Bilder einer Ausstellung. Erzählungen« (1986); »Gadhafi läßt bitten. Reisenovelle« (2002); »Verlogen, dumm und unverschämt. Essays« (2015); sowie Hörspiele und Theaterstücke und Beiträge zu Anthologien. Er ist Initiator der Kulturkarawane »Humanity’s Ark«. Christof Wackernagel im Internet: http://www.christofwackernagel.de Bei zu Klampen veröffentlichte er »Gadhafi läßt bitten« (2002), »es. Traumtrilogie« (2011), »RAF oder Hollywood« (2017) und »Reden statt schießen« (2019).

Wikipedia (DE): Christof_Wackernagel  |  Videokanal

Erstellt: 11.03.2021 - 07:21  |  Geändert: 12.05.2025 - 11:28