Weiße Raben
Pazifistische Offiziere in Deutschland vor 1933

Umkehr und Abkehr vom Schwertglauben verhindern, wandelte sich eine Reihe von deutschen Offizieren zu Kriegsgegnern und Pazifisten. Als "Rufer in der Wüste" nahmen sie Beschimpfungen und Verleumdungen, gesellschaftliche Ächtung und Ausgrenzung, Verfolgung und Vertreibung ins Exil auf sich - und warnten vor dem fortgesetzten Irrweg preußisch-deutscher Macht- und Gewaltpolitik. Ihr Konflikt mit den herrschenden Eliten offenbart, dass es neben der Kontinuität des Kriegskultes auch einen anderen Weg der Konfliktlösung gab. Umso mehr sind die pazifistischen Offiziere nach 1933 und, kurzfristig rehabilitiert, auch nach 1945 verdrängt und "vergessen" bzw. vergessen gemacht worden.
Ihre Wiederentdeckung, die auf gründlichen Recherchen ihrer Biographien beruht, stellt somit auch jene "Vergangenheitsbewältigung" und "Erinnerungskultur" in Frage, die aus vordergründigen Motiven die besten Traditionen der jüngeren deutschen Geschichte ausblendet.
Anders als Graf von Stauffenberg wird ihnen keine staatliche Ehrung zuteil: Ein neuer Band erinnert an Offiziere, die sich schon vor 1933 dem Pazifismus zuwandten Von Helmut Donat → junge Welt 08.12.2020
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Helmut Donat, Jg. 1947, Bankkaufmann, Historiker und Verleger, Veröffentlichungen zur Geschichte des deutschen Pazifismus und Militarismus, zum „Historikerstreit“, zur „Wehrmachtsausstellung“, zum Kontinuitätsproblem der deutschen Geschichte, zur Bedeutung der Kriegsschuldfrage von 1914 und des Versailler Vertrages, zu den Ursachen und Folges des Nationalsozialismus sowie zum Völkermord an den Armeniern.
Erstellt: 13.12.2020 - 10:48 | Geändert: 13.12.2020 - 10:48