Mikroökonomische Lehrbücher: Wissenschaft oder Ideologie

Die Mikroökonomie ist fester Kernbestandteil der Wirtschaftswissenschaften. In der Lehre wird hierbei (nicht nur in Deutschland) auf sehr wenige Lehrbücher zurückgegriffen. Dieses Buch geht der Frage nach, wie einseitig oder plural diese Lehrbücher sind, an denen kein Studierender vorbeikommt. Zunächst wird näher bestimmt, was den vorherrschenden Mainstream und kontrastierend eine heterodoxe Ausrichtung grundlegend charakterisiert. Anhand der dominierenden Lehrbücher von Varian und Pindyck/Rubinfeld werden dann detailliert und mit einer gewissen hermeneutischen Akribie v.a. folgende Fragen untersucht ...
Weisen sie eine einseitig neoklassische Mainstreamausrichtung auf und werden andere ökonomische Denkschulen ausgeklammert? Kommen kritische Diskurse wie die Kapitalkontroverse zur Sprache? Sind die zur Veranschaulichung angeführten Beispiele aus der realen Welt treffend gewählt? Werden zutreffend generalisierte oder eher beliebige Modellannahmen, z.B. zu Kostenkurvenverläufen, angenommen? Treffen behauptete Gesetzmäßigkeiten empirisch zu und sind sie durch die Angabe von Fachliteratur belegt? Werden unvorhergesehene Ereignisse wie die Finanzkrise reflektiert? Und liegt den Lehrbüchern insgesamt eine eher zurückhaltend-ausgewogene oder eine wissenschaftlich nicht begründbare, z.B. marktliberal-konservative Weltsicht zugrunde? Abschließend werden alternative Lehrbücher vorgestellt, die weitgehend unbekannt sind, aber nicht die bei der Untersuchung ermittelten Mängel aufweisen und die neben dem mikroökonomischen Mainstream auch verschiedene andere Denkschulen berücksichtigen und auf gegenwärtige Herausforderungen wie soziale Ungleichheit und die Gefährdung der Umwelt realitätsnah und in pluraler Perspektive eingehen.
Über die Irrungen und Wirrungen an den Finanzmärkten während der Coronakrise. An den Finanzmärkten geschehen derzeit seltsame Dinge: Zunächst im März der Crash an den Aktienmärkten als Folge der Corona-Pandemie, bei dem der Dax um weit über 30 Prozent nachgegeben hat – dann die plötzliche wie unerwartete und ebenso spektakuläre Erholungsrally. Das heißt, in einer Zeit, in der Ökonomen von einer „Jahrhundertrezession“ oder „dem größten wirtschaftlichen Einbruch seit den 1930er Jahren“ reden, befinden sich die Finanzmärkte in Jubelstimmung. In den USA hat die Technologiebörse Nasdaq sogar einen neuen Rekordstand erreicht. Ein Interview mit dem Ökonomen Helge Peukert → Nachdenkseiten 03.07.2020
Erstellt: 07.07.2020 - 05:43 | Geändert: 02.12.2020 - 17:56