02.10.2016

Pierre Bourdieu: Die verborgenen Mechanismen der Macht

Remote Video URL
Medienpräsenz

"Die Sendung widmet sich Pierre Bourdieu "Die verborgenen Mechanismen der Macht". Zu hören sind unter anderem folgende Beiträge: "Habitus, Feld, Kapital", "Der Kampftrupp Bourdieu", sowie ein Interview mit Bourdieu selbst." (Text, Quelle & MP3: https://goo.gl/Uqg7R8)

1. Zentrale Argumente
a) Soziale Akteure sind weder Marionetten noch rationale Rechner: 
Der Beitrag betont Bourdieus Auffassung, dass Menschen in ihrem Handeln weder vollständig determiniert noch rein rational gesteuert sind. Stattdessen agieren sie "gewitzt, subtil und schlau" und verfügen über ein implizites Wissen und Können, das in ihrem Habitus verkörpert ist.
b) Geschmack ist sozial konstruiert: 
Bourdieus Analyse des Geschmacks, insbesondere in seinem Werk "Die feinen Unterschiede", wird als zentrales Argument dafür präsentiert, dass Geschmack nicht individuell und angeboren ist, sondern vielmehr ein Produkt sozialer Bedingungen, Klassenlage und Bildung.
c) Machtmechanismen sind in allen sozialen Feldern wirksam: 
Der Beitrag argumentiert, dass Bourdieus Feldtheorie zeigt, dass in allen gesellschaftlichen Bereichen, von der Kunst über den Sport bis zur Politik, ähnliche Machtkämpfe und Strategien um Kapital und Anerkennung stattfinden.
d) Bourdieus Soziologie als Werkzeug zur Entlarvung von Herrschaftslogiken: 
Es wird argumentiert, dass Bourdieus Werkzeugkasten jüngeren Wissenschaftlern ermöglicht, Statuskämpfe und Machtmechanismen zu analysieren und Herrschaftslogiken in verschiedenen sozialen Feldern aufzudecken.
e) Die Notwendigkeit eines sozialen Europas: 
Bourdieus Kritik am "Europa des Geldes" und seine Forderung nach einem "sozialen Europa" werden als Ausdruck seines politischen Engagements gegen den Neoliberalismus und für die Verteidigung sozialer Errungenschaften dargestellt.

2. Zentrale Folgerungen
a) Bourdieus Werk hat die Sozialwissenschaften nachhaltig beeinflusst: 
Der Beitrag kommt zu dem Schluss, dass Bourdieu einer der einflussreichsten Sozialwissenschaftler des 20. Jahrhunderts ist, dessen Werk in zahlreichen Disziplinen und Ländern rezipiert wird.
b) Bourdieus Begriffe sind analytische Werkzeuge, keine starren Theorien: 
Es wird betont, dass Bourdieus Konzepte wie Habitus, Kapital und Feld als "Arbeitsbegriffe" zu verstehen sind, die aus der Forschungspraxis entstanden sind und der Analyse konkreter sozialer Phänomene dienen.
c) Bourdieus politisches Engagement ist konsequent aus seiner soziologischen Analyse abgeleitet: 
Der Beitrag legt nahe, dass Bourdieus politisches Engagement nicht im Widerspruch zu seiner wissenschaftlichen Arbeit steht, sondern vielmehr eine logische Konsequenz seiner Analyse sozialer Ungleichheit und Machtmechanismen darstellt.
d) Die Relevanz von Bourdieus Werk für die Gegenwart: 
Auch wenn Bourdieus empirische Studien oft auf Frankreich in den 1960er und 1970er Jahren fokussiert sind, wird argumentiert, dass seine methodischen Ansätze und theoretischen Konzepte weiterhin relevant sind, um aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen zu verstehen und zu analysieren.
e) Die Kontroversen um Bourdieu zeigen die Lebendigkeit und Relevanz seiner Soziologie: 
Die heftigen Debatten und Kritiken, die Bourdieus Werk ausgelöst hat, werden als Zeichen seiner Bedeutung und der Brisanz seiner Analysen interpretiert.

Sprache (Ton)
Deutsch
Laufzeit
1h 33min 20s
Ereignisdatum
24.10.1998
Thematisierte Personen

Erstellt: 28.12.2025 - 13:22  |  Geändert: 28.12.2025 - 13:22

verwendet von

»Wenn vom Klassenkampf die Rede ist, denkt man niemals an seine ganz alltäglichen Formen, an die rücksichtslose gegenseitige Verächtlichmachung, an die Arroganz, an die erdrückenden Prahlereien mit dem ›Erfolg‹ der Kinder, mit den Ferien, mit den Autos oder mit anderen Prestigeobjekten, an verletzende Gleichgültigkeit, an Beleidigungen usw. Das Leben ändern, das müßte auch heißen, die vielen kleinen Nichtigkeiten zu ändern, die das Leben der Leute ausmachen und die heute gänzlich als Privatangelegenheiten angesehen und dem Geschwätz der Moralisten überlassen werden.« (Pierre Bourdieu)