"Jeder fünfte Deutsche ist von Armut bedroht." Dieser Befund des Statistischen Bundesamtes für das Jahr 2014 schreckte viele auf, ein Alarmzeichen für den Sozialstaat. 20,6 Prozent und damit 16,5 Millionen Menschen sind demnach von Armut bedroht. Als armutsgefährdet gilt, wer über weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens der Gesamtbevölkerung verfügt. Dies betrifft in Deutschland etwa eine alleinlebende Person, die über weniger als 987 Euro Einkommen im Monat verfügt. In ihrer Dokumentation "Leif trifft: Das arme Deutschland. Kein Wohlstand für alle" am Mittwoch, 16. März 2016, ab 20:15 Uhr im SWR Fernsehen gehen Thomas Leif und Harold Woetzel der Frage nach, wie es um die Verteilung des Wohlstands in Deutschland bestellt ist.
Die offiziellen Zahlen sind unter Experten umstritten, auch weil die Definition der "relativen Armut" ein statistischer Wert ist, der viele Gesichtspunkte wie zusätzliche Vermögenswerte oder die Hilfen von Familienangehörigen der Armen nicht berücksichtige, heißt es. Führende Wirtschaftsforscher glauben, dass Politiker auf die alarmierenden Armutszahlen "abgestumpft" reagieren.
Die Kluft zwischen Arm und Reich wird größer.
Unbestritten ist, dass die Kluft zwischen Reichen und Armen in Deutschland immer größer wird. Das gilt auch für die Zukunftschancen von Kindern. Nur bei den von Armut betroffenen Kindern gibt es parteiübergreifend einen Konsens: Hier müsse der Staat handeln, um mehr Chancengerechtigkeit unabhängig vom Einkommen der Eltern zu ermöglichen.
SWR Chefreporter Thomas Leif begibt sich auf Spurensuche nach der Armut in Deutschland und fragt, warum es keinen Wohlstand für alle gibt. Bei seiner Reise begleitet ihn u. a. Gerhard Trabert vom Mainzer Verein "Armut und Gesundheit". Der Arzt und Sozialarbeiter hilft mit einem Team Ehrenamtlicher Obdachlosen und versorgt sie medizinisch.