"Toleranz" - man könnte meinen, das passt nicht zusammen. Es passt aber, wenn sich der Meister der geschliffenen Pointen, Gerhard Polt, überhöht und satirisch brillant zum Thema äußert. Pointiert und kraftvoll sinniert er über den Begriff "Toleranz" und stellt erst einmal lakonisch fest, dass Toleranz kein deutscher Begriff ist: Das Tolerieren ist schließlich nicht der Deutschen Stärke! Mit dem ihm eigenen Humor zitiert Gerhard Polt auch bei diesem heiklen Thema wie selbstverständlich den engstirnigen Bürger, der wenig reflektiert, aber dafür lautstark seine Meinung propagiert.
3sat, November 2008 Kulturzeit extra: Die Räterepublik 1918/1919 Film von Henning Burk Der Streit im linken Parteienspektrum hat in Deutschland eine lange Tradition. Vor 90 Jahren, als der Sozialdemokrat Philipp Scheidemann von einem Balkon des Reichstags und der Spartakist Karl Liebknecht zwei Kilometer östlich vom Berliner Schloss aus die deutsche Republik ausriefen, war die Linke tief zerstritten darüber, wie mit dem politischen Erbe des Kaiserreichs und den Herrschaftsverhältnissen in Deutschland umzugehen sei. Die einen blickten bewundernd auf die Vorgänge in Russland und sahen in der jungen Sowjetrepublik ein Vorbild. Die anderen distanzierten sich energisch davon. Und so führten Räterepublik und Revolution im Deutschland der Jahreswende 1918/1919 zu einer seltsamen Wahrnehmung, der auch Alfred Döblin noch 20 Jahre später in der Romantetralogie "November 1918" eine literarische Form gab.