Hrsg. Heidi Beutin, Wolfgang Beutin, Heinrich Bleicher-Nagelsmann, Herbert Schmidt und Claudia Wörmann-Adam. Verschiedene Autoren

„Das Denken der Zukunft muß Kriege unmöglich machen“
Der Krieg in Kunst, Literatur und Wissenschaft

„Bei aller Notwendigkeit, jeden Krieg für sich und unter seinen spezifischen Bedingungen zu erfassen, fehlte und fehlt so oft bei den Publikationen das Denken im Kontext und historischen Verlauf. Kriege haben seit Jahrhunderten unermessliches Leid über die Menschheit gebracht. Hinter vorgeblich hehren Zielen wurden sie fast immer wegen politisch-strategischer und wirtschaftlicher Interessen geführt.

Die Texte befassen sich u.a. mit Werken von Autoren wie Arnold Zweig, Leonhard Frank, Apollinaire, Henri Barbusse, Ernst Bloch, Erich Fried, Heinrich Böll, Joseph Heller, Erich Maria Remarque.

ISBN 978-3-89376-164-7 1. Auflage 15.05.2015 29,00 € Portofrei Bestellen (Buch) Neuausgabe

[…] Für viele Schriftsteller und Künstler war insbesondere der 1. Weltkrieg ein traumatisches Erlebnis, das eine existentielle Bedeutung für das eigene Leben, aber auch das künstlerische Schaffen bedeutete. Auf diese Zusammenhänge wird in vielen Beiträgen des Bandes eingegangen, insbesondere in denen, die sich mit der künstlerischen Be- und Verarbeitung der Kriege befassen.“ (Aus dem Vorwort)

Mit Beiträgen von Jost Hermand, Wolfgang Beutin, Heiner Wittmann, Johan Dvorák, Grazyna Krupinska, Lorenz Gösta Beutin, Grazyna Barbara Szewczyk, Zbigniew Feliszewski, Gaby von Borstel, Peter Eickmeyer, Welf Schröter, Reiner Braun, Claudia Wörmann-Adam, Heinrich Bleicher-Nagelsmann, Paula Keller, Jörg Becker.

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Inhaltsverzeichnis

„In den meisten Büchern und Aufsätzen, die in letzter Zeit über den Ersten Weltkrieg erschienen sind, geht es immer wieder um dieselbe Frage: Wer waren eigentlich die Hauptschuldigen an dieser ‚Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts‘, wie es gern heißt? Waren es wirklich nur ‚die Deutschen‘, wie die westlichen Siegermächte 1919 im Friedensvertrag von Versailles behauptet hatten? Oder waren es nicht auch ‚die Franzosen‘, ‚die Engländer‘ oder ‚die Russen‘, bei denen einige Neuhistoriker die gleichen kriegslüsternen Bestrebungen in den Jahren vor 1914 nachzuweisen versuchten? Wie wir wissen, hat es in dieser Hinsicht viele Auseinandersetzungen gegeben. 

Doch ist es in diesem Fall überhaupt sinnvoll, von einer Schuld ganzer Nationen zu sprechen? Schließlich waren alle diese Länder damals noch demographisch zerspaltene Klassengesellschaften, in denen die einzelnen Bevölkerungsschichten recht verschiedene gesellschaftspolitische Vorstellungen hatten und noch nicht in jenen formalen Demokratien lebten, wo sich durch die Social Engineering-Praktiken der späteren Massenmedien ein diffuses Allgemeingefühl entwickelt hatte. Soziodemographisch gesehen, gab es damals in Deutschland noch Fürsten, Adlige, Großbürger, Kleinbürger, Handwerker, Bauern, bäuerliches Gesinde und Proletarier, unter denen es zwar manchmal zu politischen Zweckbündnissen kam, die sich aber ansonsten höchst kritisch, wenn nicht gar feindlich gegenüberstanden. Im Hinblick auf derartige Verhältnisse von einer ‚Nation‘ zu sprechen, wäre demnach höchst problematisch.

Und dennoch, so beschämend es auch klingt, wie kam es eigentlich dazu, daß sich alle diese Schichten 1914 fast ausnahmslos dazu verführen ließen, geradezu begeistert zu den Waffen zu greifen und in einen Krieg zu ziehen, der weder ein gerechtfertigter Verteidigungskrieg war noch einer, von dem sich die unteren Klassen irgendeinen Nutzen für ihr eigenes Wohlergehen versprachen? Womit wir wieder bei der anfangs gestellten Schuldfrage wären. Wer waren eigentlich jene, die sich davon einen Nutzen versprachen, und wie gelang es ihnen, in den Jahren vor 1914 eine höchst disparate Klassengesellschaft in eine ihnen nur allzu willig folgende ?Volksgemeinschaft‘ umzuwandeln?“ (Aus: Imperialistische Stimmungsmache von Jost Hermand)

Erstellt: 25.12.2025 - 08:17  |  Geändert: 25.12.2025 - 08:31