Medizin gegen die Menschlichkeit
Die Weigerung einer nach Auschwitz deportierten Ärztin, an medizinischen Experimenten teilzunehmen

Adélaïde Hautval (1906-1988) war keine Widerstandskämpferin. Doch die elsässische Ärztin passte sich nicht dem Antisemitismus und Rassismus an, sondern zeigte Zivilcourage, wo die meisten schwiegen. Im Januar 1943 wurde sie nach Auschwitz deportiert.Jahre später schrieb sie ihre Erinnerung an diese Zeit. Sie informiert über den Alltag in der Deportation, in den Konzentrationslagern, berichtet über medizinische Menschenversuche, über moralische Entscheidungen und Eigenverantwortung.
Sie zeigt: Auch unter menschenunwürdigen Bedingungen war und ist es möglich, »Nein« zu sagen, sich nicht zu fügen und den aufrechten Gang zu bewahren.
Der Bericht von Adélaide Hautval erschien 2008 erstmalig in deutscher Sprache. Nun liegt er in einer zweiten Auflage vor, überarbeitet, aktualisiert und ergänzt durch zwei wieder entdeckte Texte von Adélaide Hautval aus dem Jahr 1946.
»Perfekt. Sobald du deine Sachen eingeräumt hast, gehst du zur Krankenstation. Wenn die Soldaten nachfragen, sagst du, dass Dr. Hautval dich erwartet. Beeil dich.« […] »Wer ist denn Dr. Hautval?«, fragt das junge Mädchen.« »Das bin ich. […]« Aus »Die Postkarte« von Anne Berest.
REZENSION: Durch den Bericht wird deutlich welchen Widerstand die Inhaftierten in den Konzentrationslagern leisteten; damit wird auch deutlich, was möglich war und was nicht, auch durch Gefangene, die im medizinischen Bereich der Konzentrationslager arbeiten mussten (...). Schon in der Einleitung wird auf den auch nach dem Faschismus weitergehende Kampf für Gerechtigkeit durch Adélaide Hautval hingewiesen, so für Algerien aber auch für die Palästinenser*innen. Von Daniel Horneber inklusion-statt-integration.de 02.02.2025
REZENSION: Das Buch „Medizin gegen die Menschlichkeit“ von Adélaïde Hautval beeindruckt durch die außergewöhnliche Geschichte einer Frau, die trotz unmenschlicher Bedingungen und extremer Bedrohung an ihrer moralischen Integrität festhielt. (...) Fazit: (...) ein außergewöhnliches Buch, das tief bewegt und gleichzeitig informiert. Es ist eine Pflichtlektüre für alle, die sich mit der Geschichte des Holocausts und den ethischen Herausforderungen der Medizin auseinandersetzen möchten. Von Daniel Pietrzik mediennerd.de 09.09.2024
Die Herausgeber
Hermann Unterhinninghofen ist Gewerkschafter, verfasst Beiträge für die Website gedenkorte-europa.eu und ist ehrenamtlich aktiv beim Studienkreis Deutscher Widerstand 1933–1945.
Erstellt: 21.06.2025 - 10:15 | Geändert: 21.06.2025 - 10:49