Heimweg

Ein ungewöhnlicher Blick auf die Kinderjahre der Republik, ein berührender Heimkehrer-Roman.
Mit unterkühlter Ironie schafft Martenstein die Balance zwischen Trauer, Melancholie und Komik. »Heimweg« ist ein großartiger Roman über die Geister der Vergangenheit und die falschen Versprechungen der Zukunft.
Als Joseph aus russischer Kriegsgefangenschaft zurückkommt, ist er trotz Lungendurchschuss topfit verglichen mit dem, was sonst noch aus dem Zug steigt. Dass er von seiner Frau Katharina, der schönen Tänzerin vom Rhein, nicht abgeholt wird, überrascht ihn kaum. Er ist Realist. Aber das Eifersuchtsdrama, in das er hineingerät, verblüfft ihn doch gehörig ...
REZENSION: Hintersinnige Heimkehrer-Geschichte: Mit dem Roman «Heimweg» hat der vor allem als streitbarer Journalist und Kolumnist bekannte Schriftsteller Harald Martenstein im zarten Alter von 53 Jahren sein überzeugendes Debüt als Romancier vorgelegt. Es ist ein Schlüsselroman, dessen Protagonisten er der eigenen Familie entliehen hat. Im Interview mit der FAZ hat er erklärt, er sei ein schlechter Geschichten-Erzähler: «Ich schmücke aus und schneide weg, was übersteht». Entstanden ist dabei ein Buch über die Bundesrepublik Deutschland der fünfziger bis siebziger Jahre, die ja, als Zeit des Wirtschafts-Wunders verklärt, nur Gewinner zu haben schien. Es habe ihn gereizt, sie als Verlierer-Geschichte zu erzählen, ihre Lebenslügen zu entlarven. Von Bories vom Berg Literaturzeitschrift.de 03.05.2022
Ein Mann kommt nach Deutschland: Harald Martensteins Romandebüt "Heimweg" erzählt die Familie als Ort der Erinnerung: (...) 1945 ist in diesem Roman eine 'Wendezäsur' nicht im Sinn einer objektiven Gegebenheit, sondern einer subjektiven, sich im Erzählen und Erinnern, vielleicht auch im Fingieren erst konstituierenden Grenze. 'Familie' ist ein Ort des Weitertragens von Erinnerung als Geschichten, die Übergänge zwischen 'wahr' und 'gesponnen' sind fließend. Martensteins sehr lesenswerter und geschickt komponierter Roman fokussiert weniger die erzählten Ereignisse als vielmehr die Frage nach der Wahrheit und nach der Legitimation des Erzählens selbst, er ist also ein Nachkriegsroman auf zweiter Stufe, der die Wege erkundet, die eigene Geschichte, eingebettet in die seiner Familie, zu verdrängen und wahlweise neu zu erfinden. Von Jochen Strobel literaturkritik.de 07.05.2007
Pressenotizen Perlentaucher
Der Autor
Harald Martenstein, 1953 geboren in Mainz, ist Autor zahlreicher Sachbücher und Romane, unter anderem »Ansichten eines Hausschweins«, »Nettsein ist auch keine Lösung« und »Heimweg«. Seine Kolumnen im ZEIT Magazin, in der WELT am Sonntag, im NDR und auf Radio Eins haben Kultstatus. Er wurde unter anderem mit dem Henri-Nannen-Preis, dem Egon-Erwin-Kisch-Preis, dem Theodor-Wolff-Preis und zuletzt 2024 mit dem Medienpreis für Sprachkritik ausgezeichnet und unterrichtet an Journalistenschulen. Martenstein lebt in Berlin und in der Uckermark.
Erstellt: 08.03.2025 - 10:42 | Geändert: 08.03.2025 - 10:58