"Ich finde es unanständig, vorsichtig zu leben". Auf den Spuren vergessener Schriftstellerinnen. Von Iris Schürmann-Mock

Mit ihrem Roman "Die Katrin wird Soldat" erreichte Adrienne Thomas ein Millionenpublikum. Gabriele Reuter machte mit ihren Veröffentlichungen Furore und ihr Buch "Aus guter Familie" erreichte 28 Auflagen. Diana Kempff wurde für ihren Roman "Fettfleck" mit dem Kleist-Preis ausgezeichnet. Doch Können und Erfolg sind keine Garantie gegen das Vergessen. Frauen haben seit Jahrhunderten geschrieben, dennoch wurden und werden sie bis in die heutige Zeit weniger wahrgenommen, schlechter beurteilt, aus dem Kanon geschrieben. Nicht wenige Schriftstellerinnen verschwanden hinter dem Werk berühmter Männer, Inge Müller zum Beispiel, die hauptsächlich als Ehefrau von Heiner Müller bekannt ist, oder Margarete Steffin, Mitarbeiterin von Bertolt Brecht.
Manch einer Arbeit, oft auch Leben, wurde durch Unrechtsregimes beendet, darunter die Jüdin Alma Johanna Koenig, die ihren letzten, wichtigsten Roman "Nero, der jugendliche Gott" in einer eiskalten Dienstmädchenkammer schrieb, bevor sie deportiert und ermordet wurde.
Und doch haben sie Spuren hinterlassen. Da sind zum einen ihre Texte, aber auch an zahlreichen Orten, bekannten wie kaum beachteten, ist ihre Erinnerung lebendig: Das können kleine Museen sein, in denen persönliche Gegenstände und Originale ihrer Schriften ausgestellt werden, Häuser, in denen sie gewohnt haben, Friedhöfe, auf denen die letzte Ruhestätte zu finden ist, Straßen, die die Namen der Vergessenen bewahren, Wege, auf denen sie gegangen sind.
Iris Schürmann-Mock stellt 25 deutschsprachige Schriftstellerinnen aus drei Jahrhunderten vor, jeweils mit einem kurzen Porträt und einer Leseprobe, ergänzt durch eine "Spurensuche", die eine Brücke in die Gegenwart schlägt, sowie durch Literatur- und Filmtipps und weitere Hintergrundinformationen. Eine Entdeckungsreise durch 250 Jahren Literaturgeschichte, die ungewohnte Perspektiven eröffnet!
„Und las den Vers, und lernte fühlen.“ Über ein ehrgeiziges Unternehmen des AvivA-Verlags und eine feministische Streitschrift Der AvivA Verlag ist für Neues, Überraschendes, Innovatives und nur scheinbar „Abseitiges“ bekannt. Der Verlag mit seinem frühlingshaften Namen (Aviva ist die weibliche Schreibung von Aviv: hebr. Frühling) wurde 1997 von der Literaturwissenschaftlerin und Kunsthistorikerin Britta Jürgs gegründet. Schwerpunkte des Verlagsprogramms sind Romane der 1020er Jahre, Werke von Frauen in der Kunst sowie Kulturgeschichte mit Schwerpunkt jüdische Geschichte. (...) Das Konzept, mit dem Schürmann-Mock ihre Portraits aufbaut, ist so simpel wie didaktisch einleuchtend: Als Titel wird eine Gedicht- oder Romanzeile zitiert; es folgen die Lebensdaten; dann wird die Autorin in einem ca. zwei Seiten langen Text charakterisiert; ihr Werk und ihr Werdegang werden beschrieben. Es folgt eine eigens mit einem weißen Kreis gekennzeichnete Seite „Aus dem Werk“: Ein Gedicht oder ein Seite Erzählprosa werden zitiert. Dann folgt ein grauer Kreis: „Spurensuche“: Hier werden die Lebensorte der Autorin genannt; wo sie lebte und arbeitete; ob es z. B. ein Museum gibt; und ob noch ein Grab vorhanden ist. Dann folgt, ebenfalls von einem grauen Kreis umrahmt, „Hintergrund“: Hier wird ein Werk näher beschrieben oder eine prägende Beziehung. Auf der letzten Seite werden jeweils die Werke der Autorin aufgeführt, auch Neuauflagen, und Sekundärliteratur. Die Porträts sind jeweils zwischen zehn und vierzehn Seiten lang. Auf knappstem Raum werden zahlreiche Informationen übermittelt – und die Neugierde geweckt. → Wissenschaftlicher Literaturanzeiger
Weitere Pressestimmen:
»Die unbeugsame Courage in diesen weiblichen Literaturstimmen sollte mentaler Ansporn sein, gerade auch für Männer.« (Hans-Dieter Grünefeld, BUCHKULTUR)
»Tolle Frauen, unglaubliche Biografien.« (FÜR SIE)
»Iris Schürmann-Mock ist eine Art Schatzsucherin.« (Frank Engel-Strebel, Bonner Rundschau)
»Ihre (Schürmann-Mocks) literarisch-biographisch-geographische Spurensuche fördert Interessantes und Bewegendes, Überraschendes und Skandalöses zutage – und weckt die Neugier, ... noch mehr zu erfahren.« (Gitta List, Schnüss – Bonner Stadtmagazin)
»25 deutschsprachige Schriftstellerinnen aus drei Jahrhunderten hat Iris Schürmann-Mock versammelt. Ihre Werke sind allesamt vergessene Schätze, die es zu heben gilt.« (Magdalena Miedl, ORF Topos)
» ... kein Friedhofslageplan, sondern eine Handreichung zur fürderhinnigen Wiederauferstehung!« (Erhard Schütz, der Freitag)
»Wurden Gedichte vertont, ist jeweils angegeben, wo man Tonbeispiele hören kann, in einigen Fällen sogar, wo die Noten zu beziehen sind. Allein das macht dieses Buch zu einer wahren Fundgrube für Menschen auf Suche nach Liedern (und wer einfach nur Romane lesen will, wird erst recht fündig).« (Gabriele Haefs, FOLKmagazin)
»Auf so wenigen Seiten jeweils ein Leben so eindrucksvoll und nachhaltig zu erschaffen und zu vermitteln, ist in der Tat eine riesige Aufgabe, meisterhaft erfüllt mit einer überzeugenden Schwerpunktsetzung, die Wesensmerkmale erfassen und ein lebendiges (und fast immer betroffen machendes) Bild erschaffen, mit wenigen ›Pinselstrichen‹ und doch so ausdrucksstark.« Astrid van Nahl, Alliteratus
»Es ist ein Buch, das nachdenklich macht, aber das auch Freude darüber auslösen kann, wie Frauen in vergangenen Zeiten für sich und für ihre Kunst kämpften.« Uwe Kullnik, Radio Hörbahn
Die Autorin:
Iris Schürmann-Mock Mit 14 Jahren war der gebürtigen Duisburgerin klar, dass sie Journalistin werden wollte, obwohl ihr alle versicherten, das sei viel zu unsicher. Über ein Studium in Mainz, diverse Jobs bei Zeitungen und Zeitschriften, die Arbeit als Pressesprecherin, unter anderem im Familienministerium, und die Gründung einer Zeitschrift für Kinder- und Jugendmedien – das »Eselsohr« – ist sie dann auch noch Autorin geworden. »Das ist auch unsicher«, sagt sie, »macht aber mindestens genau so viel Spaß.« In ihrem Wohnort Bornheim zwischen Köln und Bonn schreibt sie erzählende Sachbücher für Erwachsene, gereimte Kindergeschichten und Gedichte für alle. Außerdem macht sie Lesungen mit und ohne Musik, Workshops, literarische Spaziergänge und immer mal was anderes.
"Ich finde es unanständig, vorsichtig zu leben" von Iris Schürmann-Mock
Gespräch mit Uwe Kullnick – Hörbahn on Stage
Auf den Spuren vergessener Schriftstellerinnen [Podcast 1:06]
→ Literatur Radio Hörbahn Youtube 30.11.23
Erstellt: 26.02.2024 - 08:46 | Geändert: 09.07.2024 - 11:40