08.12.2024

Der Philosoph, der den Sinn des Lebens gelöst hat? Leo Tolstoi

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Dieses Video befasst sich mit der faszinierenden Reise von Leo Tolstoi, einem der größten Schriftsteller aller Zeiten, der trotz Ruhm, Reichtum und einer liebevollen Familie mit einer überwältigenden existenziellen Krise konfrontiert war. Im Alter von 50 Jahren wurde Tolstoi von Zweifeln am Sinn des Lebens und an der Unvermeidlichkeit des Todes geplagt. Seine Suche nach Antworten führte ihn durch Philosophie, Wissenschaft und Spiritualität, wo er mehr Fragen als Lösungen fand. Der große Wendepunkt kam, als er den einfachen und belastbaren Glauben der Bauern beobachtete, der ihn dazu inspirierte, alles neu zu bewerten. Entdecken Sie, wie Tolstoi Leere in Sinn verwandelte und Generationen mit seiner Reise der Selbstfindung beeinflusste. 

Sprache (Ton)
Deutsch
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Erstellt: 04.05.2025 - 07:05  |  Geändert: 04.05.2025 - 07:05

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Leo (Lew) Nikolajewitsch Tolstoi (1828-1910) stammte aus einer begüterten russischen Adelsfamilie; die Mutter starb bereits 1830, der Vater im Jahr 1837. Zunächst widmete sich der junge Graf dem Studium orientalischer Sprachen (1844) und der Rechtswissenschaft (ab 1847). 1851 Eintritt in die Armee des Zarenreiches (Kaukasuskrieg, Krimkrieg 1854). 1862 Eheschließung mit Sofja Andrejewna, geb. Behrs (1844-1919); das Paar hatte insgesamt dreizehn Kinder (Hauptwohnsitz: Landgut Jasnaja Poljana bei Tula). 

Literarischen Weltruhm erlangte L. Tolstoi durch seine Romane "Krieg und Frieden" (1862-1869) und "Anna Karenina" (1873-1878). Ab einer tiefen Krise in den 1870er Jahren wurde die seit Jugendtagen virulente religiöse Sinnsuche zum "Hauptmotiv" des Lebens. Theologische bzw. religionsphilosophische Arbeiten markieren die Abkehr von einem auf dem Pakt mit der Macht erbauten orthodoxen Kirchentum (Exkommunikation 1901). Für Christen sah Tolstoi ausnahmslos keine Möglichkeit der Beteiligung an Staats-Eiden und Tötungsapparaten (Militär, Justiz, Todesstrafe, Herrschaftsideologie des Patriotismus, blutige Revolution mit Menschenopfern). Die in der Bergpredigt Jesu erkannte "Lehre vom Nichtwiderstreben" ließ ihn schließlich zu einem Inspirator Gandhis werden. 

Lackmusstext für den Wahrheitsgehalt aller Religionen waren für Tolstoi die Ablehnung jeglicher Gewalt und das Zeugnis für die Einheit der ganzen menschlichen Familie. Thomas Mann fand wenig Gefallen an der hochmoralischen "Kunsttheorie" und den (von Rosa Luxemburg durchaus geschätzten) Traktaten des späten Tolstoi, bemerkte aber - mit Blick auf die vielen Millionen Toten des Ersten Weltkriegs - 1928 anlässlich der Jahrhundertfeier von Tolstois Geburt: "Während der Krieg tobte, habe ich oft gedacht, dass er es nicht gewagt hätte auszubrechen, wenn im Jahre vierzehn die scharfen, durchdringenden grauen Augen des Alten von Jasnaja Poljana noch offen gewesen wären."

Wikipedia (DE): Tolstoi