Stefanie Höfler: Tanz der Tiefseequalle. Rezension von Britta

Rezension
Stefanie Höfler: Tanz der Tiefseequalle     Beltz & Gelberg     978-3-407-82215-4     12,95 €

Im März 2017 wurde dieser Roman mit dem Luchs des Monats, vergeben von Radio Bremen und der ZEIT, ausgezeichnet. Ich habe mich über das Buch gefreut, weil es sich einem Thema widmet, dass in der Kinder- und Jugendliteratur nur sehr selten eine Rolle spielt, obwohl Schönheit, bzw. Schönheitsideale von großer Bedeutung in diesem literarischen Genre sind. Hier geht es ums Dicksein. Die männliche Hauptfigur Niko ist wegen seiner körperlichen Erscheinung und der damit einhergehenden Unsportlichkeit ein Außenseiter in der Klasse. Bei einem Klassenausflug wird die hübsche Sera von einem anderen Mitschüler belästigt und Niko, der die Situation beobachtet, kommt ihr zur Hilfe. Dies ist der Anfang einer faszinierenden Annäherung, wodurch interessanterweise das ganze Klassengefüge ins Kippen gerät.

In der Urteilsbegründung der Preisjury heißt es: „Höfler erzählt nicht bloß die Geschichte eines beliebten Mädchens, in dessen heile Welt plötzlich Fragen um Werte und das Ringen um eine eigene, auch unbequeme Haltung hereinbrechen. Es ist zugleich ein Roman über Mobbing und die Gewalt von Sprache. Die Autorin erzählt die Geschichte im Wechsel aus Nikos und aus Seras Perspektive. Eine klassische Konstruktion, doch selten gelingt es so überzeugend. Höfler gibt beiden Figuren durch Sprachrhythmus und Wortwahl einen ganz eigenen Ton.“

Mich hat beeindruckt, wie Stefanie Höfler Seras Unsicherheit darstellt als sie sich vergegenwärtigt, dass sie dabei ist, sich in einen dicken ausgegrenzten Jungen zu verlieben. Die Körperlichkeit tritt immer mehr in den Hintergrund, bzw. verändert sich die Wahrnehmung. Je mehr Sera über Niko erfährt umso stärker sieht sie ihn anders an, sieht ihn anders als vorher. In den Passagen aus Nikos Sicht, wird sehr deutlich, wie er zwar seinen speziellen Umgang mit dem Mobbing der Klassenkameraden gefunden hat, der sehr intelligent und stoisch ist, aber es wird auch überaus deutlich, dass es kein wirkliches Mittel gegen seelische Grausamkeit gibt.

 

Tanz der Tiefseequalle. Roman von Stefanie Höfler

 

Erstellt: 02.06.2017 - 20:03  |  Geändert: 02.06.2017 - 20:06

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