Lieber wütend als traurig
Die Lebensgeschichte der Ulrike Marie Meinhof
Mit Anfang Dreißig hatte Ulrike Meinhof erreicht, wovon andere nur träumten: Sie war eine renommierte Journalistin, wohnte mit ihrem Mann und den beiden Töchtern in einer Villa in Blankenese und gehörte zur linken Partyszene in Hamburg und Sylt. Vielen galt sie als Vorbild ihrer Zeit, und ihr Grundsatz lautete 1962 noch: »Schießenderweise verändert man nicht die Welt, man zerstört sie.« Doch 1970 ließ sie dieses Leben hinter sich, um in den Untergrund zu gehen und mit Andreas Baader und Gudrun Ensslin die Rote Armee Fraktion zu gründen. Von nun an galt sie als »Stimme der RAF« - und als »Staatsfeind Nr. 1«.
Alois Prinz folgt ihren Lebensspuren von der Kindheit im »Dritten Reich«, dem Engagement in der Friedensbewegung, der Auseinandersetzung mit der Schuld der Deutschen für die Naziverbrechen, der Karriere als Journalistin bis zu ihrem Tod in Stammheim. Er erzählt von einem ungewöhnlichen Leben, das auch ein Stück deutsche Geschichte ist.
REZENSION: Ulrike Meinhof war neben Andreas Baader und Gudrun Ensslin ein führendes Mitglied der Roten Armee Fraktion. Sie galt als eine renommierte Journalistin, wuchs als überzeugte Christin auf und verbrachte mit ihrem Mann und ihren beiden Töchter ein zunächst beschauliches Leben. Mit einem Sprung aus dem Fenster bei einer gewaltsamen Befreiungsaktion von Andreas Baader wurde sie innerhalb kürzester Zeit zu einer Verbrecherin auf der Flucht, bis zu ihrem Ende im Jahre 1976, als sie erhängt in ihrer Zelle in Stammheim aufgefunden wurde. AJuM 01.01.2010
REZENSION: Am Ende bleibt Ratlosigkeit. Gerne wäre er ihr noch näher gekommen, räumt Alois Prinz ein, als er zum Schluss seines Buches über Ulrike Meinhof schildert, wie er an ihrem Grab auf dem Friedhof der Dreifaltigkeitskirche im Berliner Stadtteil Alt-Mariendorf steht. Dort liegt sie jetzt fast schon 27 Jahre begraben, die Christin und Journalistin, die maßlos gehasste und ebenso maßlos verehrte Mitbegründerin der „Rote-Armee-Fraktion“. Von Kersten Knipp Deutschlandfunk 19.06.2003
Sprung in ein Leben im Untergrund: Alois Prinz beschreibt in "Lieber wütend als traurig" die Lebensgeschichte der Ulrike Marie Meinhof: Für den Dichter Erich Fried war sie "die größte deutsche Frau nach Rosa Luxemburg". Und Heinrich Böll forderte für sie, als sie sich dem bewaffneten Kampf gegen die Gesellschaft verschrieb, "freies Geleit". Ohne Erfolg. Die vormals renommierte Journalistin Ulrike Meinhof blieb im Untergrund. Und doch: In ihrer Jugend war die Pfarrerstochter eine überzeugte Pazifistin gewesen, eher unpolitisch, "menschlich unkompliziert, offen, ehrlich und schlicht". Von Hannelore Piehler literaturkritikde 01.07.2004
REZENSION: Alois Prinz setzt keine Vorkenntnisse voraus, sondern informiert auch über die relevanten politischen bzw. zeitgeschichtlichen Hintergründe. Dabei referiert er nicht, sondern konkretisiert und veranschaulicht. Obwohl sich das Verlagsprogramm an Jugendliche richtet, ist das Buch auch für Erwachsene empfehlenswert: Die gläubige Christin und engagierte Journalistin Ulrike Meinhof prangerte soziale Ungerechtigkeiten an, bis sie daran verzweifelte, wie wenig sie verändern konnte und in der ihr eigenen Radikalität mit Sprengstoffanschlägen mehr zu erreichen hoffte. „Es ist überhaupt besser, wütend zu werden, als traurig zu sein“, schrieb sie ihren Töchtern aus dem Gefängnis. Dieses Zitat nahm Alois Prinz leicht abgewandelt in den Titel seines Buches auf. Dieter Wunderlich 2003
REZENSION: Zweifellos liegt hier eine solide Biographie (mit Auswahlbibliographie und Quellenverzeichnis) über Ulrike Meinhof vor, auch einige Bilder ergänzen den Text. Ausführlich geschildert werden Ulrike Meinhofs Kinder- und Jugendjahre während und nach den Wirren des Krieges, deren christlich-humanitären Wurzeln, die bemerkenswerte Pflegemutter Renate Riemeck, welche Interesse für Politik und historische Zusammenhänge weckte und die Zeit als Journalistin. Darüber hinaus steht die Ehe mit Klaus Rainer Röhl und die zunehmende Radikalisierung bis zu dem Entschluss, in den Untergrund und die Illegalität zu gehen im Mittelpunkt der Biografie. lesen.bayern.de
Der Autor
Alois Prinz, 1958 geboren, studierte Literaturwissenschaft und Philosophie in München und lebt heute mit seiner Familie bei München. Er veröffentlichte Biografien über Hermann Hesse, Ulrike Meinhof, Franz Kafka, Dietrich Bonhoeffer und andere. 2012 erschien sein Buch Hannah Arendt oder Die Liebe zur Welt, das sich über 130.000 Mal verkaufte
Erstellt: 05.12.2024 - 09:27 | Geändert: 05.12.2024 - 10:01