Corona als gesellschaftliches Verhältnis. Brüche und Umwälzungen im kapitalistischen Herrschaftssystem. Von Linda Lilith Obermayr, Karl Reitter u. René Bohnstingl

Am 11. März 2020 rief die WHO die Pandemie aus und überzog damit weltweit alle Bereiche des gesellschaftlichen, ökonomischen, kulturellen und sozialen Lebens mit einer unüberschaubaren Flut an staatlichen Maßnahmen. Diese Eingriffe werden aus der Perspektive der Herrschaftskritik analysiert. Das heißt zum einen, dass die Pandemie weder als singuläres Ereignis noch als medizinische Krise, sondern vielmehr als soziales und gesellschaftliches Verhältnis reflektiert wird, in dem die Herrschaft und krisenhafte Dynamik der kapitalistischen Produktionsweise zum Ausdruck kommen. Das impliziert, dass der Pandemie eine spezifische Geschichtlichkeit und also gesellschaftliche Kontextualität eignet, die es zulässt, sie als Instrument der global vernetzten, aber durchaus nicht homogenen herrschenden Klassen zu betrachten.

ISBN 978-3-946946-36-6     26,00 €  Portofrei     Bestellen

Doch das Buch beschränkt sich nicht auf die Analyse der Durchsetzungsformen und Durchsetzungsinstanzen des Corona-Narrativs (Mediale Berichterstattung, Think Tanks, Rechtssetzung). Es beschäftigt sich besonders mit der Frage, auf welche Weise sich das Corona-Narrativ überhaupt im Bewusstsein festsetzen konnte. In diesem Zusammenhang analysiert das Buch massenpsychologische Mechanismen und kritisiert den inflationären Gebrauch der Kategorie der Angst. Das „Versagen“ der Linken wird als notwendiges Resultat ihrer historischen Entwicklung diagnostiziert. Zuletzt wird erörtert, ob sich mit der Corona-Krise ein qualitativer Gesellschaftsbruch vollzieht und wie aus den gegenwärtigen Verhältnissen ein emanzipatorisch orientierter Widerstand erwachsen kann.

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Inhaltsverzeichnis

Leseprobe des Verlags

[Interview] Pandemie-Politik: "Ganze gesellschaftliche Blöcke in völlig unterschiedlichen Lebenswelten" Kann man Corona als Ideologie begreifen und kritisieren? Was aus dieser Sicht in der Corona-Krise deutlich wurde, erklärt Karl Reitter im Interview. Von Reinhard JellenTelepolis 26.11.23

Pressestimmen:

Die Gesinnungspolizei demokratischer Herrschaft: Mit ihrem Gemeinschaftswerk Corona als gesellschaftliches Verhältnis. Brüche und Umwälzungen im kapitalistischen Herrschaftssystem ist dem Autorentrio René Bohnstingl, Linda Lilith Obermayr und Karl Reitter ein großer Wurf geglückt. Das Buch stellt die bisher kohärenteste und ausführlichste materialistische Analyse der autoritären Seuchenpolitik im Besonderen und der gegenwärtigen Transformationen kapitalistischer Herrschaft im Allgemeinen dar. Von Felix WegnerStreifzüge 09.11.23

Welche Solidarität gab es in der Pandemie? (...) Sehr sympathisch ist auch, dass sich die Herausgeber*innen nicht als Politberater*innen verstehen. Sie bestehen auf dem Primat der Kritik an einer unvernünftig eingerichteten Welt, ohne deswegen gleich wie oft gefordert konstruktive Lösungsvorschläge machen zu müssen. Erst so gelangen die drei Autoren zu ihrer profunden Kritik an der technokratischen Herrschaft, der Wissenschaft als Herrschaftswissen. Sehr interessant sind auch die Kapitel über die Veränderungen in der Ideologie- Berater- und Medienindustrie im Spätkapitalismus. Texte zum Thema Individuum und Masse wechseln ab mit einer sehr komplexen Exkursion zum Wandel der Kommunikation im Internetzeitalter. Von Peter NowakUntergrundblättle 07.09.23

Corona als gesellschaftliches Verhältnis – aber welches? Es gibt bislang, schon allein aufgrund der (jedenfalls hierzulande) historisch beispiellosen und vermutlich endgültigen Selbstdemontage der Linken im Zuge der sogenannten Corona-Krise, nur wenig theoretisch Elaboriertes über die „Pandemie“ und die mit dem Maßnahmenregime einhergegangenen Verwerfungen aus einer kapitalismuskritischen bzw. marxistischen Perspektive. Den wahrscheinlich umfassendsten Versuch stellt das im August 2023 im Mangroven Verlag erschienene Buch Corona als gesellschaftliches Verhältnis von René Bohnstingl, Linda Lilith Obermayr und Karl Reitter dar. Grund genug, das Buch auch aus wertkritischer Sicht wahrzunehmen. Von Andreas UrbanWertkritik

Die Autoren:

Linda Lilith Obermayr hat Rechtswissenschaften und Philosophie studiert und arbeitet am Institut für Rechtsphilosophie der Universität Wien. Ihre Doktorarbeit Die Kritik der Marxistischen Rechtstheorie. Zu Paschukanis’ Begriff der Rechtsform erscheint im Sommer 2022 bei Velbrück Wissenschaft.

Veröffentlichungen von Linda Lilith Obermayr

Karl Reitter war langjähriger Lektor für Philosophie an der Universität Wien und Klagenfurt und hat sich 2011 mit der Arbeit Selbstbestimmung und Tätigkeitsvermögen. Zu den Grundlagen der Ethik bei Marx und Spinoza habilitiert.

→ Karl Reitter auf Wikipedia

René Bohnstingl hat Philosophie studiert und arbeitet an seiner Dissertation Arbeit und Wert in digitalen Produktionsprozessen. Marx’ Kategorien der Kritik der politischen Ökonomie in der postmodernen Krise? Er wirkt an den Projekten des Berliner Instituts für kritische Theorie mit.

Philosophische Kritik der medialen Massenpsychologie
der Corona-Politik - Vorlesung 11 → Halcyon Socius Youtube 03.08.22

 

Erstellt: 18.03.2024 - 07:00  |  Geändert: 18.03.2024 - 07:30