Kartographie und Weltanschauung. Visuelle Wissensproduktion im Verlag Justus Perthes 1890-1945. Von Philipp Julius Meyer

Landkarten als Wissensvermittler und Ware. Landkarten sind vielseitige Medien: Mit ihnen werden Ressourcen erschlossen, militärische Operationen geplant, politische Forderungen symbolisiert, wissenschaftliche Erkenntnisse präsentiert und Wohnungen geschmückt. Sie vermitteln stets eine bestimmte Sicht auf die Welt, die auch durch die Kartographen und deren visuelles Wissen geprägt ist. Bei der Analyse von Karten geraten diese Protagonisten der Weltbildproduktion jedoch oftmals in den Hintergrund. Philipp Meyer stellt mit Hermann Haack (1872-1966) und Paul Langhans (1867-1952) zwei äußerst produktive Kartographen in den Mittelpunkt seiner Studie.

ISBN 978-3-8353-5025-0     56,00 €  Portofrei     Bestellen

Beide prägten in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts den zeitgenössisch renommiertesten deutschen Verlag kartographischer Erzeugnisse: Justus Perthes in Gotha. Anhand von Haack und Langhans untersucht Meyer, wie im Zeitalter von Kolonialbewegung und nationalistischen Diskursen völkische und rassistische Deutungsmuster in den Karten visuell übersetzt wurden.Dabei wird die Beziehung von Politik und Kartographie im Hinblick auf den Zusammenhang von wirtschaftlichen Verlagsinteressen und der visuellen Gestaltung von Karten beleuchtet. Auf diese Weise erweitert Meyer die bisherige Forschung zu den politischen Kontexten von Kartographie um zentrale Aspekte.

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Ausgezeichnet mit dem Landesgeschichtlichen Forschungspreis für Industriekultur 2021 der Historischen Kommission für Thüringen → zum Hintergrund der Preis-Auslobung

Inhaltsverzeichnis

Leseprobe

→ Hermann Haack auf Wikipedia

→ Paul Langhans auf Wikipedia

Buchdiskussion [1 Std. 25 Min.]Uni Erfurt Live Youtube 01.12.21

Pressestimmen:

„Meyers Studie zeigt „zwei unterschiedliche Typen in der Beziehung zwischen Kartographie und Politik […]: eine weltanschaulich motivierte, letztlich aber ökonomisch erfolglose und eine kalkülgesteuerte, anpassungsfähige und wirtschaftlich erfolgreiche, die visuelle Evidenz als Ressource für politische Ideologie“ (S. 430) zu mobilisieren verstand. Es hätte der Studie gutgetan, wenn diese Argumentation stärker am Kartenmaterial selbst und anhand der dort visuell erzeugten Raumbilder entwickelt worden wäre. Nichtsdestotrotz hat Meyer eine hervorragende und überaus lesenswerte Untersuchung vorgelegt, der hoffentlich qualitativ vergleichbare Forschungsprojekte zur Sammlung Perthes in Gotha folgen werden." Von Ulrike Jureit → H-Soz-Kult 16.02.22

Der Autor:

Philipp Julius Meyer, geb. 1983, ist Historiker. Sein Arbeitsschwerpunkt ist die Geschichte der Kartographie in ihren wissensgeschichtlichen, zeithistorischen und kulturellen Bezügen. Seit 2020 ist er Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Leibniz-Institut für Länderkunde in Leipzig und arbeitet in einem Projekt zu den deutsch-russischen Beziehungen bei der Entwicklung von Schulatlanten im 20. Jahrhundert.

 

Erstellt: 19.10.2023 - 17:31  |  Geändert: 19.10.2023 - 17:46