Konviviale Technik. Empirische Technikethik für eine Postwachstumsgesellschaft. Von Andrea Vetter

Wie kann ein Umbau technischer Geräte, von Prozessen und Infrastrukturen aus einer Postwachstumsperspektive aussehen? Mit dem Ansatz der konvivialen Technik stellt Andrea Vetter eine empirische Technikethik vor, die sie durch ethnographische Erkundungen in der Technikproduktion sowie die Sichtung historischer Quellen zu »alternativer« Technik entwickelt hat. Anhand der Beispiele Komposttoilette und Lastenfahrrad arbeitet sie die zentralen Kriterien für eine postwachstumstaugliche Technikbewertung aus: Verbundenheit, Zugänglichkeit, Anpassungsfähigkeit, Bio-Interaktivität und Angemessenheit.

ISBN 978-3-8376-5354-0     40,00 €  Portofrei     Bestellen
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Inhaltsverzeichnis

O-Ton Andrea Vetter:

»Degrowth: Was kommt nach dem Wachstum? Müssen wir eigentlich vor einem ausbleibenden Wachstum Angst haben? Einer Rezession, also dem Rückgang des Bruttoinlandsprodukt BIP? Der Chor der medialen Lautsprecher scheint stets einsatzbereit. Der Wirtschaft geht es schlecht, das Wachstum lahmt - das scheint der schlimmste aller möglichen Zustände zu sein. Andrea entgegnet: Ganz im Gegenteil, wenn wir vor etwas Angst haben müssen, dann vor immer mehr Wachstum. Andrea Vetter befasst sich schon seit zehn Jahren mit dem Thema Postwachstum. Sie sagt: Wenn wir alles immer weiter wachsen lassen, fahren wir alles an die Wand.«[Podcast 49:37] → Carls Zukunft am 28.09.2023

»Energie-Peripherie? Vom kapitalistischen zum fürsorgenden Wirtschaften im Hier und Jetzt: An den Rändern der Metropolen entstehen die häufig unbeachteten Energiezentralen dieser Welt, um Ökonomien, die sich dem Wachstumszwang unterworfen haben und deshalb unaufhörlich Strom verbrauchen, mit ihrem Lebenssaft zu versorgen. Doch auch Alternativen und gelebte Gegenentwürfe werden in der sogenannten Energie-Peripherie im wahrsten Sinne des Wortes kultiviert, wie Aktivistin und Autorin Andrea Vetter in ihrem Beitrag zur BG-Textreihe “After Extractivism” am Beispiel einer fürsorgenden Wirtschaft in der ehemaligen DDR zeigt.« → Berliner Gazette am 10.05.2022

»Konviviale Technik - eine Bauanleitung in acht Schritten: Was ist konviviale Technik? Die Beurteilung und Gestaltung von Technik aus Degrowth-Perspektive. Das bedeutet, einen radikal anderen Blickwinkel auf menschengemachte Dinge einzunehmen. Um Ihnen diesen anderen Winkel begreiflich zu machen, möchte ich Sie, liebe Lesende, zu einem Spiel einladen; zu einem Wechsel Ihrer Perspektive auf die gebaute Welt, die Sie – hier und jetzt gerade – umgibt.« → Springerin, Ausgabe 3, 2022

»Von der imperialen zur konvivialen Technik« [pdf] → Jahrbuch Denknetz 2021

»Kompass für nützliche Dinge - Technik fällt nicht vom Himmel, sondern entsteht aus sozialen ­Zusammenhängen: Sie lässt sich konvivial gestalten. »Milchkaffee, entkoffeiniert bitte!« Die Verkäuferin schaut irritiert, sortiert die Fertig-Tabs, die sie in ihren Automaten pressen muss. »Das gibt es hier leider nicht«, sagt sie, »entkoffeiniert haben wir nur als Kaffee ohne Milch«. Ich schlage ihr vor, die Kapsel mit dem entkoffeinierten Kaffee zu verwenden und anschließend Milch dazuzugießen. Ihre Miene hellt sich auf – sie ist eine sehr freundliche und zuvorkommende Verkäuferin: »Ja, das könnte klappen!« Um die korrekte Buchung für diesen Kaffee in die Computerkasse eingeben zu können, muss sie kurz den Chef konsultieren. Als sie mir schließlich stolz die fertige Tasse überreicht, ist sie ganz erschöpft: »Na, das war ja was!« Die Verkäuferin hatte tatsächlich eine Kulturtechnik verlernt: wie man aus Kaffee und Milch einen Milchkaffee zubereitet. Dafür kann sie perfekt den Kaffeevollautomaten bedienen; sie weiß, wo man rütteln muss, wenn er Mucken macht. Und sie kann anhand der Farben der Aluminium-Verpackungen der Tabs in Sekundenschnelle unterscheiden, ob sich darin gepresster Latte macchiato oder Espresso versteckt. Menschen kommen nicht mit Wissen über Techniken auf die Welt, sie müssen es sich bewusst oder unbewusst aneignen. Technik ist immer auch Kulturtechnik, und technische Geräte und Infrastrukturen sind stets nur so weit nützlich, wie die Menschen die Kulturtechnik ihrer Nutzung und Wartung beherrschen.« → Oya Ausgabe 24, 2014

Die Autorin:

Andrea Vetter, geb. 1981, Transformationsforscherin, ist Mitgründerin und -gestalterin des soziokulturellen Zentrums »Haus des Wandels« (Ostbrandenburg). Daneben ist sie Redakteurin der Zeitschrift »Oya« sowie Beirätin des »Konzeptwerk Neue Ökonomie« (Leipzig). Als wissenschaftliche Mitarbeiterin ist sie am Lehrstuhl für Technik- und Umweltsoziologie der BTU Cottbus-Senftenberg tätig.

Andrea Vetter zu Degrowth und Technologie

Andrea Vetter zu Degrowth und Technologie
Future Histories Podcast Youtube 07.08.22
 

Erstellt: 13.01.2024 - 16:24  |  Geändert: 14.01.2024 - 07:08