Erzählung zur Sache. Von Stephanie Bart

Stephanie Bart folgt in ihren Romanen der Spur des Widerstands. Auch in der Erzählung zur Sache widmet sie sich dem Widerspruch zwischen dominanten gesellschaftlichen Kräften und ihren Antipoden, hier: Gudrun Ensslin. Wir tauchen ein in die Atmosphäre der Bundesrepublik des Jahres 1972 und verfolgen ausder Subjektive von Gudrun Ensslin, was es bedeutet, wenn sich ein junger Mensch mit einem intakten Gewissen dazu entscheidet, die faschistische Kontinuität der Bundesrepublik nicht hinzunehmen. Mit ihrer Sprache, deren Wucht wir aus der Ästhetik des Widerstands von Peter Weiss kennen, lässt die Autorin in einer trommelnden, singenden, rhythmischen Komposition aus historischem Dokumentenmaterial und Schlüsselzitaten der linken Theorie die Figur der Gudrun Ensslin vor unserem inneren Auge lebendig werden ...

ISBN 978-3-96639-078-1     28,00 €  Portofrei     Bestellen

... von den bunten, gewaltfreien Protesten der APO über die Baader-Befreiung (Gründung der RAF) und die 5 ½ Jahre ihrer Inhaftierungbis zu ihrem Tod im Stammheimer Gefängnis am 18. Oktober 1977. Stephanie Bart knüpft im Spiegel dieser Figur an eine gesellschaftliche Perspektive an, die nicht erst seit Heine, Büchner, Benjamin oder Brecht auf das gute Leben für alle zielt, das der Mensch, laut Schiller, nur da zu leben imstande ist, wo er spielt. Spielerisch entfesselt Stephanie Bart in der Erzählung zur Sache ein Denken, in dem der immerzu bemühte, aber nie verwirklichte Begriff der Würde des Lebens endlich laufen lernen könnte: auf eine Zukunft zu, in der niemand zurückgelassen und das Ökosystem instand gehalten wird, denn es ist fünf nach zwölf!

Erstmalige literarische Verarbeitung:
- des theoretischen Fundaments der RAF: Karl Marx und alle, die auf seinem Werk aufbauen
- ungenutzter Quellen aus der Anwaltskorrespondenz
- zahlloser Fotografien von 1967 bis 1977
- der Tonbandaufzeichnung eines vollständigen Verhandlungstags des Stammheimer Prozesses
- der Gefängnisarchitektur als Akteurin
- des Deutschen Herbsts aus der Perspektive des Hochsicherheitstrakts

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Inhaltsverzeichnis

Leseprobe des Verlags

Gudrun Ensslin auf Wikipedia

Wem die Fragen nicht brennen. Das Leben der Gudrun Ensslin. Von Ingeborg GleichaufNeuer Weg

„Gudrun Ensslin: Ein Lehrstück - Stephanie Bart betrachtet in ihrem Roman »Erzählung zur Sache« die RAF aus neuen Perspektiven: (...) Sie nutzt den fiktiven Rahmen ihres Romans, um die Positionen der RAF, ihr Denken, ihre Argumente und ihre Handlungsgründe zu erkunden. Jeder verurteilende Vorwurf des Sympathisantentums ist hier jedoch dazu verdammt, ins Leere zu laufen, da Bart keine einzige Position verabsolutieren möchte, sondern aus einer literarischen Perspektivverschiebung die Möglichkeit entwickelt, über gesellschaftspolitische Fragen neu nachzudenken. Fragen, die dem »gesunden Menschenverstand« des bundesdeutschen Bürgers – damals unmittelbar geformt durch die »Informationskampagne für Volksaufklärung«, heute durch deren Rudimente – vielleicht zuwiderlaufen, aber genau deswegen gestellt werden sollten." Von Dean Wetzeljunge Welt 03.04.24

Von wem geht hier die Gewalt aus? Stephanie Bart rekonstruiert in ihrem ebenso umfangreichen wie überfordernden, genauen wie stilistisch vielfältigen Roman Erzählung zur Sache den Kampf des Staates gegen die RAF – und den Kampf ihrer prägenden Figur Gudrun Ensslin. Von Marius Müller → Buch-Haltung ohne Datum

Das große Nein. Weltbild und Selbstverständnis der RAF sowie das Versagen des Staats im Kampf dagegen sind das Thema dieses Romans: Stephanie Barts „Erzählung zur Sache“ erzählt die Terroristinnenjahre von Gudrun Ensslin. Von Rupert von Plottnitz → FAZ 11.10.2023

Rezension von Stefan Mesch 16.09.2023 → Deutschlandfunk Kultur

Die Autorin:

Stephanie Bart, geboren 1965 in Esslingen am Neckar, studierte Ethnologie und Politische Wissenschaften an der Universität Hamburg. Seit 2001 lebt sie in Berlin. Für die Arbeit an »Deutscher Meister« erhielt sie das Stipendium des Deutschen Literaturfonds 2011 und 2012, für den Roman wurde sie mit dem Rheingau Literatur Preis 2014 ausgezeichnet.
Für die Arbeit an Erzählung zur Sache erhielt sie das Stipendium des Berliner Senats 2015 und das Alfred-Döblin Stipendium der Akademie der Künste 2017.

Die Autorin auf Wikipedia

Homepage der Autorin

Stephanie Bart »Erzählung zur Sache«
Literaturforum im Brechthaus Youtube 21.11.2023

 

Erstellt: 14.01.2024 - 20:24  |  Geändert: 18.04.2024 - 22:33