Der schwarze Storch. Von Ilse Molzahn

Ein Kindheitsroman von bezwingender poetischer Kraft. [1936]

Ein Jahr um 1900 in der damaligen deutschen Provinz Posen und ein kleines Mädchen, Katharina, etwa sechs Jahre alt, Tochter eines Gutsbesitzers. Dazu ein schwarzer ausgestopfter Storch, der unheilvoll über dem Esstisch der Familie schwebt. Katharina ist die Tochter des Gutsbesitzers und - ungewöhnlich genug - selbst die Erzählerin. Ilse Molzahn leiht ihr eine bezaubernde und einfache Sprache, die vieles offen lassen muss, denn das Mädchen ist mit einer Erwachsenenwelt und Vorgängen konfrontiert, die es nicht verstehen und nicht immer benennen kann: die scharfe Trennung von Herrschaft und Gesinde, das archaisch ländliche Leben, aber auch Missbrauch, Schwangerschaft, Abhängigkeiten, Rohheit und Gewalt.

ISBN 978-3-8353-5135-6     30,00 €  Portofrei     Bestellen

Von den Eltern, der fromm-bigotten Mutter und dem draufgängerischen Vater, ist keine Erklärung zu erwarten. Einzig in dem Dienstmädchen Helene findet Katharina eine Vertrauensperson. Doch Helene ist plötzlich verschwunden, gestorben bei einem Abtreibungsversuch.

Der Autorin ist etwas Seltenes gelungen: In einer verblüffend authentischen, zeitlosen Sprache erfasst sie die Welt des Kindes und sein magisch-inniges Erleben der Natur.

Der Roman erschien erstmals 1936, eine zweite Auflage wurde von den Nazis wegen »Herabsetzung des deutschen Junkertums« verhindert. Die Neuausgabe wird von Thomas Ehrsam mit einem umfangreichen Nachwort zur Entstehungs- und Publikationsgeschichte unter Berücksichtigung der Biografie der Autorin bereichert.

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Inhaltsverzeichnis

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Interview mit dem Herausgeber (PDF)

Das Kind, das spricht: Ein kleines Mädchen wächst Anfang des 20. Jahrhunderts als Tochter eines Gutsbesitzers in Ostpreußen auf. Staunend erzählt es vom bäuerlichen Leben und zwischenmenschlichen Abgründen. Mehr als 80 Jahre nach Erscheinen lässt sich Ilse Molzahns eindrucksvoller Roman „Der schwarze Storch“ wiederentdecken. [Podcast 6:11] Von Bettina Baltschev → Deutschlandfunk 21.07.2022

Weitere Pressestimmen:

»Kunstvoll gehen ostpreußische Realität und kindliche Phantasie in Ilse Molzahns Roman ineinander über. Die Naivität des erzählenden Kindes ist rührend, aber auch schonungslos und das Mädchen Kater bleibt einem noch lange im Gedächtnis.« (Bettina Baltschev, MDR Kultur, 23.05.2022)

»Das autobiografisch grundierte Werk fesselt durch seinen beklemmenden Inhalt ebenso wie durch seine literarische Sprache.« (Manfred Papst, NZZ am Sonntag, 26.06.2022)

»ein bezwingendes, sinnliches und wunderbar lesbares Stück Literatur, ein expressionistisches Meisterwerk« (Ulrike Sárkány, Lesart 3/2022)

»Molzahn ist es beeindruckend gelungen, ihre Ängste, Sorgen und Gefühle aus der Kindheit zu rekonstruieren und auf (...) einzigartige Weise in einen vielseitigen Roman zu verpacken.« (Julia Moldenhauer, Ausgebucht, 13.06.2022)

»Ein Buch voll Rauheit, Einsamkeit und doch weiter Schönheit« (Wulf D. Wagner, Preußische Allgemeine Zeitung, 23.09.2022)

»Bleibt zu wünschen, dass (...) der wundervolle Roman das verdiente Publikum findet.« (Lerke von Saalfeld, FAZ, 28.07.2022)

»Die Qualität des Romans liegt (…) darin, Zeit und Gegend ohne jede falsche Idealisierung künstlerisch-literarisch darzustellen.« (Stephan Wolting, literaturkritik.de, 19.12.2022)

»Neben den Naturschilderungen, der immer wieder leise aufblitzenden Komik und dem klaren Blick auf eine dem Untergang geweihte Welt macht die Mehrdeutigkeit, die das gesamte Buch durchzieht, den Roman Der schwarze Storch zu einer fesselnden und faszinierenden Lektüre.« (Ruth Roebke, Autorenbuchhandlung Marx & Co, Frankfurt)

Die Autorin:

Ilse Molzahn (1895-1981) wuchs in Kowalewo in der ehemaligen Provinz Posen auf. In Breslau, wo ihr Mann, der Maler Johannes Molzahn, an der Akademie lehrte, schrieb sie Erzählungen und fürs Feuilleton, u. a. für die Vossische Zeitung und die Deutsche Allgemeine Zeitung. Nach der Schließung der Akademie und der Machtergreifung der Nazis siedelte sie nach Berlin über, wo sie weiter Gedichte und Romane schrieb und auch journalistisch tätig war. Im Gegensatz zu ihrem Mann, der 1938 in die USA geflohen war, blieb sie in Deutschland und lebte ab 1953 bis zu ihrem Tod als Schriftstellerin in West-Berlin.

Ilse Molzahn auf Wikipedia

Der Herausgeber / Nachwort:

Thomas Ehrsam, geb. 1954, war bis 2014 Bibliotheksleiter der Museumsgesellschaft Zürich. Veröffentlichungen u. a. zu Gottfried Benn, Max Beckmann, J. M. R. Lenz, Thea Sternheim; im Wallstein-Verlag hat er »Thea Sternheim - Tagebücher 1903-1971« (Mithg., 2002) und zuletzt »Friedo Lampe: Briefe und Zeugnisse« (2018) herausgegeben.

Thomas Ehrsam auf Wikipedia

 

Erstellt: 12.04.2024 - 08:34  |  Geändert: 12.04.2024 - 08:58

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