Der Sommer unsres Missvergnügens. Von Zsófia Bán

»Vielleicht ist es ja doch nicht ganz so sicher, dass man über das, worüber man nicht reden kann, schweigen sollte.« Zsófia Bán, die sich als Autorin subtiler, von Empathie und Formwillen durchdrungener Prosa einen Namen gemacht hat, beschreitet in ihren Essays viele Wege, um sich eine einzige Frage zu beantworten: Wie umgehen mit Verlusten, die nicht aufzuarbeiten sind? Mit dem Mangel an Wissen, mit dem Verleugneten und Verschwiegenen?

ISBN 978-3-95757-720-7     22,00 €  Portofrei     Bestellen

Eine Reise führt sie nach Terezín, die Kleinstadt in Tschechien, von Menschen bewohnt und dennoch mit »greifbarer, tastbarer, gespenstischer Leere gefüllt«. Sie weiß, dass ihre Mutter dort war und das KZ überlebt hat. Warum überfällt sie im Museum dennoch die Angst, ihr auf einem Bild zu begegnen? Weil Fotos etwas zeigen, was wir nicht wissen, nur erahnen können? Es ist dieses Verhältnis von Sichtbarkeit und Unsichtbarkeit, es sind die Leerstellen, die »Orte des Mangels«, die unüberschaubaren Wissenslücken und die von ihnen verursachte Melancholie, denen Zsófia Bán in ihren Lektüren von Sebald, Nádas und Kertész, in Auseinandersetzung mit Filmen und theoretischen Entwürfen auf die Spur kommen will.

Inspirierte Leserin und unerbittliche Kritikerin der ungarischen Verhältnisse, findet sie einen Ausweg in der »negativen Befähigung«: einer Haltung, die es erlaubt, im Zustand der Unsicherheiten und Zweifel die Vitalität des Widerstands und des self empowerment zu finden.

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Inhaltsverzeichnis

Wie lässt sich der Holocaust darstellen? Und wie anwachsender Populismus und Melancholie angesichts der Geschichte ertragen? Auf solche und andere Fragen sucht die Ungarin Zsófia Bán in ihren Essays nach Antworten. [Podcast 5:00 vom 02.08.19] → SWR2 27.01.20

Aufklärung statt Augenwischerei – in scharfsinnigen Essays kritisiert Zsófia Bán alte und neue ungarische Irrwege: Das 20. Jahrhundert ist für Ungarn in vielerlei Hinsicht traumatisch verlaufen. Ob Trianon-Vertrag, Horthy-Faschismus, Teilhabe am Holocaust oder Realsozialismus, aus Tabus und Verdrängungen nährt sich ein Ressentiment, aus dem Viktor Orbáns Nationalpopulismus seine Kraft zieht. Zsófia Bán leistet bitter nötige Aufklärung. Von Ilma Rakusa → NZZ 07.09.19

Die ungarische Publizistin Zsófia Bán widmet sich in ihrem jüngsten Essayband aktuellen Zeitfragen. Sie interessiert vor allem für die Frage, wie es mit Europa weitergehen könnte. Ein melancholisches, berührendes Werk, findet unsere Kritikerin. [Podcast 6:05] Von Rasha Khayat → Deutschlandfunk Kultur 18.05.19

Weitere Pressestimmen:

»Nicht zuletzt ist es auch die feine, sprachlich ausgefeilte Übersetzung von Térezia Mora, die es schafft, nicht nur Zsófia Báns immenses Wissen und Analysevermögen, sondern auch den Humor und das sich durch sämtliche Texte ziehende Gefühl von Melancholie so zu übertragen, dass man als Leser kaum unberührt bleiben kann, dass man weiter lesen möchte, mehr wissen, mehr verstehen (...)« – Rasha Khayat, Deutschlandfunk Kultur

»Es ist Báns scharfer, aber empathischer Blick und ihr immenses Wissen über die unterschiedlichsten Bereiche, die sie auf beeindruckende Weise in Verbindung bringt, die diese (…) Essays, die eine große Bereicherung sind, zu einem großen Lesevergnügen machen. Gerade in diesen Zeiten ist es wichtig zu sehen, dass es in Ungarn auch noch kritische Stimmen gibt.« – Doris Hermanns, AVIVA

Die Autorin:

Zsófia Bán, 1957 in Rio de Janeiro geboren, aufgewachsen in Brasilien und in Ungarn, ist Kunst- und Literaturkritikerin. Sie hat in Filmstudios gearbeitet, war Ausstellungskuratorin und lehrt Amerikanistik in Budapest. Für ihr literarisches Debüt Abendschule erhielt sie 2008 den Attila-József-Preis.

Zsófia Bán auf Wikipedia

Die Übersetzerin:

Terézia Móra, 1971 in Sopron/Ungarn geboren, lebt seit 1990 in Berlin. Sie debütierte 1999 mit dem Erzählungsband »Seltsame Materie«. Als Schriftstellerin und als Übersetzerin aus dem Ungarischen, vor allem der Werke Péter Esterházys, wurde sie vielfach ausgezeichnet. 2018 verlieh ihr die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung den Georg-Büchner-Preis.

→ Terézia Mora auf Wikipedia

Nachwort von:

Daniela Strigl, 1964 in Wien geboren, Literaturwissenschaftlerin, Kritikerin, Essayistin. Sie wurde vielfach ausgezeichnet, u. a. mit dem Alfred-Kerr-Preis 2013 und dem Berliner Preis für Literaturkritik 2015. Zuletzt erschienen »›Berühmtsein ist nichts‹. Marie von Ebner-Eschenbach. Eine Biographie « (2016) und »Alles muss man selber machen. Biographie. Kritik. Essay« (2018).

Daniela Strigl auf Wikipedia

 

Erstellt: 24.01.2024 - 14:53  |  Geändert: 24.01.2024 - 15:11