Der Wille zum Wesen. Weltanschauungskultur, charakterologisches Denken und Judenfeindschaft in Deutschland 1890–1940. Von Per Leo

Per Leo fragt in dieser bahnbrechenden Studie nach den geistesgeschichtlichen Wurzeln von Rassismus und Judenverfolgung im Nationalsozialismus. Er zeigt, dass der Wille zur Ausgrenzung sich weniger als eigenständige Ideologie artikulierte, sondern in eine diffus rationale Weltanschauungskultur eingebettet war, die in dieser Form nur in Deutschland entstehen konnte. Am Beispiel des charakterologischen Diskurses rekonstruiert Leo die Route, auf der das allgemeine Problem menschlicher Ungleichheit und die besondere Frage nach dem »jüdischen Wesen« ihren Weg aus dem 19. ins 20. Jahrhundert fanden. 

ISBN 978-3-95757-257-8     22,00 €  Portofrei     Bestellen

Indem er darstellt, wie ab 1900 die Charakterologie – mit dem Philosophen und Graphologen Ludwig Klages als Leitfigur – zu einem zentralen Orientierungspunkt in der deutschen Geisteslandschaft wurde, ermöglicht Leo auch eine neue Sicht auf die immer noch ungeklärte Frage, wie die deutsche Bildungsschicht im Dritten Reich ankommen konnte. War es nicht möglich, persönliche Individualität ebenso als Charakterform aufzufassen wie rassische Typizität? Musste das »Land der Dichter und Denker« in der Naziherrschaft wirklich untergehen?

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Inhaltsverzeichnis

Leseprobe des Verlags

Fast möchte man von einem Paradox sprechen, denn dies ist ein nicht-apologetisches Buch über die Ermöglichung des Nationalsozialismus, das von den Lesern fordert, „sich in die Perspektive der weltanschaulich involvierten Zeitgenossen zu versetzen“. Und was man dort zu sehen bekommt, ist abgründig. Nicolas Berg → H-Soz-Kult, 20.02.2015

Charakterologie und Judenfeindschaft. Wie das Denken in Weltanschauungstypen und in charakterologischen Kategorien dem Bildungsbürgertum die Zustimmung zum Nationalsozialismus erleichterte – das zeigt eine historische Studie von Per Leo. Judith Leister → NZZ 30.10.2013

Der Autor:

Per Leo, 1972 in Erlangen geboren, studierte in Freiburg und Berlin Philosophie, Neuere und Neueste Geschichte und Slawistik. Er lebt und arbeitet in Berlin als freier Autor und Schatullenproduzent. Für seine Dissertation Der Wille zum Wesen wurde er mit dem Sonderpreis »Judentum und Antisemitismus« der Humboldt Universität Berlin ausgezeichnet.Für Flut und Boden: Roman einer Familie war Per Leo für den Preis der Leipziger Buchmesse 2014 nominiert.

 

Erstellt: 17.07.2023 - 08:05  |  Geändert: 17.07.2023 - 08:06