Zoe, Grace und der Weg zurück nach Hause. Von Allan Stratton. Rezension von Britta Kiersch

REZENSION
Zoe, Grace und der Weg zurück nach Hause. Von Allan Stratton   Hanser   ISBN 978-3-446-26820-3

Zoe und ihr Oma Grace haben eine sehr enge und liebevolle Verbindung. Es vergeht kaum ein Tag, an dem Zoe nicht zum Haus ihrer Großmutter fährt, um sie zu besuchen. Natürlich bemerkt sie, dass Grace immer öfter Dinge vergisst, sich häufig wiederholt oder mit dem Haushalt nicht mehr so gut zurechtkommt. Aber im Gegensatz zu ihren Eltern ist ihr völlig klar, dass Grace in einem Altersheim desorientiert und todunglücklich wäre. Die Lage spitzt sich zu.

Parallel dazu muss Zoe sich immer wieder gegen das Mobbing ihrer Cousine Madi und deren Freunde zur Wehr setzen. Madi gibt nach außen das wohlerzogene höfliche Mädchen, aber in Wahrheit spinnt sie eine Intrige nach der anderen und es kommt (für Zoe) zu wirklich gefährlichen Situationen. Weil sie schon vorher mit ihren Eltern im Clinch lag und sich unverstanden und nicht wirklich geliebt fühlt, schafft sie es auch jetzt nicht, ihre Eltern von der Wahrheit zu überzeugen, denn Madi sagt doch etwas ganz anderes.

Als Grace eine Art Zusammenbruch hat, fällen Zoes Eltern die Entscheidung und bringen sie in ein Heim für Alzheimer-Patienten. Als Madi wieder eine hinterhältige Aktion startet, die Zoe richtig in Gefahr bringt, steht Zoes Entschluss fest: So kann sie auf keinen Fall weiterleben und auch noch zusehen, wie ihre Großmutter vor die Hunde geht. Sie entführt Grace aus dem Heim und gemeinsam fliehen die beiden. Ihr Ziel ist Toronto, wo sie hoffen, Teddi zu finden. Zoe dachte immer, Teddi - der zehn Jahre älter Bruder ihres Vaters - sei gestorben. Aber vor kurzen hat sie herausgefunden, dass er lebt und zwar in Toronto, aber schon seit langer Zeit keinen Kontakt mit seiner Mutter Grace hatte. Was ist damals vorgefallen? Grace kann es Zoe nicht erklären, sie erinnert sich nicht, aber es muss etwas unglaublich Gravierendes passiert sein.

In diesem Buch wird ausgezeichnet dargestellt, wie kompliziert der Umgang mit dieser Krankheit bzw. mit Menschen ist, die daran leiden. Zoe hat damit wenig Probleme, denn sie verbringt viel Zeit mit ihrer Großmutter und ist an ihr Anderssein gewöhnt, kennt inzwischen diverse Kniffe und hat mit Grace Methoden entwickelt, wie sie Schwierigkeiten meistern und die Krankheit zumindest teilweise austricksen können. Die Eltern haben diese Nähe nicht und sehen wesentlich pragmatischer auf die Lebenssituation der alten Frau.

Der Kanadier Alan Stratton erwirkt Verständnis und zeigt, dass es unter Umständen eine Alternative für Grace gibt, die auf jeden Fall einen Versuch wert ist. Ihm ist ein Buch über ein sehr aktuelles Thema gelungen, mit dem er sicher die Sensibilität von Jugendlichen schärfen kann und mit dem er Mut macht, nach anderen Lösungen zu suchen als jemanden in ein Heim abzuschieben, wo man zur Untätigkeit verdammt ist und entmündigt wird.

Zoe, Grace und der Weg zurück nach Hause. Von Allan Stratton

 

Erstellt: 14.07.2020 - 19:49  |  Geändert: 30.11.2020 - 12:02