Der Westen. Die neue Geschichte einer alten Idee | Warum die Vorstellung von der »westlichen Zivilisation« ein Mythos ist. Von Naoíse Mac Sweeney

Eine radikal neue Darstellung, wie die Idee von der »westlichen Zivilisation« unsere Geschichte geformt hat
Washington, Library of Congress. Mehr als ein Dutzend ehrwürdige Männer schauen von oben auf Naoíse Mac Sweeney herab - Moses, Homer und Herodot, Kolumbus, Michelangelo und Beethoven ... Zusammen sechzehn Bronzebüsten, die die Entstehung der "westlichen Zivilisation« repräsentieren sollen.

Doch wo in dieser Erzählung, denkt sich die Historikerin und Archäologin, findet sie als Frau mit Einwanderungsgeschichte ihren Platz?

ISBN 978-3-549-10071-4     34,00 €  Portofrei     Bestellen

Deshalb fasst Mac Sweeney den Entschluss, eine andere Geschichte des Westens zu schreiben. Darin tritt Herodot nicht als berühmter »Vater der Geschichtsschreibung« auf, sondern als Migrant, der aus der türkischen Provinz vor seinen Häschern flüchtet. Sie erzählt von einer mächtigen römischen Matriarchin und einem islamischen Gelehrten, einem griechischen Kreuzfahrer und einem Sklavenmädchen im neuen Amerika. Ihre faszinierende Erzählung zeigt, dass das Konzept des »Westens« erfunden wurde zur Rechtfertigung von Ausgrenzung und Rassismus - und bis heute genau dazu dient.

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Inhaltsverzeichnis

Leseprobe des Verlags

„Vielschichtiger als die politische Botschaft: Naoíse Mac Sweeney nimmt Genealogien ins Visier, mit denen sich der Westen als Erbe einer griechisch-römischen Antike darstellte. Halbe Sachen macht die am In­stitut für Klassische Archäologie in Wien tätige Naoíse Mac Sweeney nicht: Ohne Umschweife erklärt sie ihr Ziel: Dem „Westen“, verstanden als eine geopolitische Formation, eine Reihe moderner Nationalstaaten mit gemeinsamen kulturellen Merkmalen sowie politischen und wirtschaftlichen Grundsätzen – darunter die repräsentative Demokratie, der Marktkapitalismus, ein „nominell säkularer Staat auf dem Fundament einer jüdisch-christlichen Moral“ und eine psychologische Neigung zum Individualismus –, diesem Westen also müsse die ihn ideengeschichtlich legitimierende Erzählung genommen werden, welche maßgeblich auf einem bestimmten Bild der Antike beruhe. Ausdrücklich wähnt sich die Autorin qua ihrer Profession als Altertumswissenschaftlerin mitschuldig „an der Fortschreibung der Großen Erzählung von der Westlichen Zivilisation, eines intellektuellen Kon­strukts, das ideologisch und sachlich zweifelhaft war“. Diese habe „die Westliche Expansion und den Westlichen Imperialismus gerechtfertigt“ und unterstütze bis heute „die fortdauernden Systeme Weißer Dominanz“. Von Uwe Walter → FAZ 29.12.23

„Ich platze gleich damit heraus: Gehen sie und kaufen Sie dieses Buch. [...] Mac Sweeney beansprucht nicht, die Gegengeschichte zum herrschenden Europamythos geschrieben zu haben. Sie zeigt, wie er zustande kam, und dadurch wird deutlich, wie andere Europageschichten aussehen könnten. Solche, die nicht von der Überlegenheit Europas, von seiner Abschottung und Reinhaltung, sondern vom Bewusstsein der Notwendigkeit der Offenheit und Aufnahmebereitschaft ausgehen." Von Arno WidmannFrankfurter Rundschau 11.12.23

Die Autorin:

Naoíse Mac Sweeney wurde 1982 als Tochter chinesischer und irischer Eltern in London geboren. Sie ist Professorin für Klassische Archäologie an der Universität Wien. Zu ihren Forschungsschwerpunkten zählen unter anderem griechische Migration und Kolonialisierung sowie die Verwendung der Antike im zeitgenössischen politischen Diskurs. Für ihre Arbeiten über das klassische Altertum hat sie zahlreiche akademische Auszeichnungen erhalten. Der Westen ist ihr erstes Buch für ein breites Publikum..

Die Autorin auf Wikipedia

Die Übersetzer:

Norbert Juraschitz, Jahrgang 1963, studierte Osteuropäische Geschichte und Ostslavische Philologie in Tübingen. Er übersetzt in erster Linie Bücher aus den Bereichen Naturwissenschaft, Biographien sowie politisches und historisches Sachbuch aus dem Englischen und Russischen. Zu den von ihm übersetzten Autoren gehören Jung Chang, Noam Chomsky, Christopher Clark, Peter Frankopan, Jeffrey Herf, Seymour Hersh, Parag Khanna, Yuri Slezkine, Kristina Spohr, Adam Tooze und Ai Weiwei.

Jens Hagestedt

Naoíse Mac Sweeney on Redefining Our Understanding of “The West” | Amanpour and Company

Naoíse Mac Sweeney on Redefining Our Understanding of “The West”
Amanpour and Company Youtube 11.09.23

Erstellt: 06.01.2024 - 07:15  |  Geändert: 06.01.2024 - 07:45