Mensch ohne Welt. Eine Soziologie spätmoderner Vergesellschaftung. Von Alexandra Schauer

»Die Menschen können sich heute eher ein Ende der Welt als ein Ende des Kapitalismus vorstellen«, lautet ein oft zitierter Befund. Alexandra Schauer geht dieser spätmodernen Malaise in ihrem überaus materialreichen Buch auf den Grund. In drei historischen Rekonstruktionsbewegungen zeigt sie am Wandel der Zeiterfahrung, der Öffentlichkeit und der Stadt, wie es kam, dass die Welt als Ort wechselseitiger Verständigung und gemeinsamen Handelns an Bedeutung und die für die politische Moderne einst so zentrale Idee der Gestaltbarkeit von Gesellschaft an Strahlkraft eingebüßt hat.

ISBN 978-3-518-29973-9     34,00 €  Portofrei     Bestellen

Das hat schwerwiegende Konsequenzen für das vergesellschaftete Individuum der Gegenwart, das sich in der von ihm hervorgebrachten Wirklichkeit nicht mehr aus- und wiedererkennt.
Band 2373 der Reihe suhrkamp taschenbuch wissenschaft.

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Inhaltsverzeichnis

Leseprobe des Verlags

Pressestimmen:

„An Zeitdiagnosen ist kein Mangel. Sozialwissenschaften bedienen als etablierte Praktiken gesellschaftlicher Selbstbeobachtung vorhandene Erwartungen, die Aufmerksamkeit einer breiteren Öffentlichkeit mithilfe markanter Schlagworte – wie Wissen, Risiko, Erlebnis, Singularitäten – auf besonders charakteristische Entwicklungen (spät)moderner Gesellschaft zu lenken. Allerdings haben Zeitdiagnosen aus der Sicht relevanter Fachdisziplinen immer auch einen ambivalenten Status – sie erweisen sich häufig als Überverallgemeinerung von Tendenzen, die selten einer genauen empirischen Überprüfung standhalten (Honneth 1994, 7). Davon ausgehend könnte man nach den Rezeptionsbedingungen besonders erfolgreicher Zeitdiagnosen fragen, um damit deren wissenschaftlichen Gehalt zu relativieren (Kumkar/Schimank 2022). Alexandra Schauer geht mit ihrer voluminösen Dissertation (ausgezeichnet mit dem Dissertationspreis der Deutschen Gesellschaft für Soziologie) einen anderen Weg. Sie möchte – Hannah Arendts Verständnis einer pluralen Gestaltbarkeit von Politik mit der Ökonomiekritik von Karl Marx verknüpfend – ein neues Licht auf aktuelle Zeitdiagnosen werfen. Dabei bildet das Konzept des Weltverhältnisses die theoretische Brücke zwischen der phänomenologischen und der ökonomiekritischen Perspektive (16 ff.)." Von Thomas MirbachPortal für Politikwissenschaften 06.11.23

„(...) Frau Schauer entfaltet mit beeindruckendem Detailreichtum und großer Sorgfalt ihre These vom dreifachen Weltverlustes: vom Verlust der positiven Bezüge des Individuums zu sich selbst, des Politischen im Sinn einer Gestaltbarkeit des Sozialen sowie Verlust der Möglichkeit zur Kritik (S. 632). Eine beeindruckende, wenn auch keine beruhigende Lektüre." Von Prof. Dr. Jens Wurtzbachersocialnet. 29.09.23

„Alexandra Schauer ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Sozialforschung in Frankfurt und steht in der Tradition der Kritischen Theorie. In ihrem Buch „Mensch ohne Welt“ spricht sie über eine sich verdunkelnde Zukunft. In vormodernen Zeiten war das Leben durch Langsamkeit und Religion geprägt. Veränderungen wurden eher als Wiederholungen erlebt, Zukunft als Begriff hatte nur geringe Bedeutung. Mit der technischen Entwicklung und dem Aufstieg des Kapitalismus wurden längere Wege und Zeitabschnitte ins Auge genommen. Immer öfter spielte die „Zukunft“ im Alltag eine Rolle. Diese Zukünfte verdichteten sich zu einer Entdeckung der Geschichte als einen sich in eine offene Zukunft streckenden, linearen Prozess. Dieser lineare Fortschritt macht heute weniger Sinn. Die Digitalisierung führte zu einer weiteren Beschleunigung. „Wo Daten in Echtzeit übertragen werden, sind alle ‚Wege, Aufschübe und Verzögerungen […] aufgehoben‘, alles geschieht im Hier und Jetzt“ (S. 195). „Das Internet ordnet Bilder, Texte und Ereignisse nicht mehr in der Logik des Nacheinanders an, sondern als neues Hochgeschwindigkeitsmedium lässt es ‚Gleichzeitigkeits-Plateaus‘ entstehen“ (S. 197)." Von Stefan Wallypro zukunft Ausgabe 4/2023

»Alexandra Schauer zieht alle Register, um die Fatalität der modernen Welt zu beleuchten.« Michael Mönninger Frankfurter Allgemeine Zeitung 19.05.2023

»Alexandra Schauers beeindruckende ›Soziologie spätmoderner Vergesellschaftung‹ ist zugleich ein Beitrag zur Urgeschichte der Moderne.« Jungle World 22.02.2023

»Die Soziologin Alexandra Schauer hat vor kurzem eine beeindruckende, aus historischen Tiefenbohrungen gewonnene Gegenwartsdiagnose unter dem von Günther Anders geborgten Titel Mensch ohne Welt vorgelegt.« Daniel Graf republik.ch 14.02.2023

Alexandra Schauer: „Mensch ohne Welt“ - Eine wichtige und wertvolle Analyse unserer Gegenwart." [Podcast 06:42] Von Leander Scholz → Deutschlandfunk 19.01.23

Die Autorin:

Alexandra Schauer ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Sozialforschung in Frankfurt. Für Mensch ohne Welt wurde sie mit dem Dissertationspreis der Deutschen Gesellschaft für Soziologie sowie dem Wilhelm-Liebknecht-Preis der Stadt Gießen ausgezeichnet.

Mehr von der Autorin:

Soziopolis - Gesellschaft beobachten

„Alexandra Schauer: „Es gelingt nicht mehr, ein gemeinsames Bewusstsein zu entwickeln“ Wir leben in Zeiten, die uns einiges Kopfzerbrechen bereiten. Deshalb fragen wir in der Serie „Worüber denken Sie gerade nach?“ führende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie Stimmen des öffentlichen Lebens, was sie gegenwärtig bedenkenswert finden. (...) Heute antwortet die Soziologin Alexandra Schauer. → Deutsche Sicht 24/7 28.01.23

Eine Welt zu verlieren | mit Alexandra Schauer (Jacobin Talks)

Eine Welt zu verlieren | mit Alexandra Schauer (Jacobin Talks)
Jacobin Magazin Youtube 10.12.23

Erstellt: 12.12.2023 - 17:19  |  Geändert: 12.12.2023 - 18:24