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Ärzte / Kirche / Justiz / Jugend – Faschistische Ideologie Faschismus und Antifaschismus heute


Ärzte / Kirche / Justiz / Jugend

 

Nils Havemann: Fußball unterm Hakenkreuz. Der DFB zwischen Sport, Politik und Kommerz. Campus-Verlag 2005. ISBN: 3-593-37906-6.



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Der DFB stellt sich seiner Vergangenheit: Bisher wurde der Deutsche Fußball-Bund im "Dritten Reich" entweder als gänzlich "unbefleckt" oder als williger Handlanger des Regimes dargestellt. Nun hat der DFB selber die Aufarbeitung seiner Vergangenheit initiiert. Herausgekommen ist eine differenzierte Studie, in der Nils Havemann das Verhalten des DFB gegenüber der NS-Diktatur untersucht.
Schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts entwickelte sich der Fußball zur beliebtesten Sportart in Deutschland, und schon damals versuchten Politiker, das Spiel auf dem Rasen zur Durchsetzung eigener Ziele zu missbrauchen. Mit dem Beginn der nationalsozialistischen Herrschaft 1933 verlor der Fußball endgültig seine Unschuld: Er verkam zu einem Werkzeug der Nazis, die den Sport hemmungslos zur Verwirklichung ihrer verbrecherischen Rassen- und Kriegspolitik einsetzten.
Der Deutsche Fußball-Bund wurde "gleichgeschaltet", jüdische Sportler und Funktionäre verfolgt und das "Führerprinzip" eingeführt Verband wie Vereine, Funktionäre wie Mäzene, Trainer wie Spieler ließen sich von den bombastisch aufgezogenen Massenveranstaltungen und der magischen Atmosphäre in den Stadien faszinieren. Die Beibehaltung und Vermehrung ihrer materiellen Privilegien war für viele wichtiger als der Widerstand gegen ein verbrecherisches Regime.
Obwohl nur wenige von ihnen der menschenverachtenden NS-Ideologie anhingen, trugen die meisten Funktionäre und Mitglieder des DFB zur Stabilität der nationalsozialistischen Herrschaft bei und machten sich dadurch mitschuldig an Unterdrückung, Verfolgung, Krieg und Vernichtung. Die brillant geschriebene Studie basiert auf bislang unbekannten Dokumenten aus über 40 Archiven im In- und Ausland.
Nils Havemann beschreibt in ihr nicht nur ein zentrales Kapitel aus der Geschichte des DFB. Er zeigt an diesem Beispiel ebenso, mit welchen Mitteln es den Nationalsozialisten gelang, an sich unpolitische Vereine und Verbände für ihre Zwecke zu gewinnen – und wie leicht sich viele Menschen verführen ließen.

Rezensionen
"Entlastungszeugnisse klingen anders. Havemann kommt zu einem Ergebnis, das an Deutlichkeit wenig zu wünschen übrig lässt." (Neue Zürcher Zeitung, "Schmarotzer unterm Hakenkreuz", 05.10.2005)
"Nils Havemann ist es gelungen, die erste wirklich umfassende Darstellung der nationalsozialistischen Vergangenheit des DFB auf wissenschaftlicher Grundlage zu liefern." (Die Tageszeitung, "Ein später Auftrag", 24.09.2005)
"473 lesenswerte Seiten ... Havemanns Verdienst ist es, sowohl die Schicksale von Opfern als auch von Tätern in den Reihen des DFB zu dokumentieren." (Neues Deutschland, "Flaggezeigen mit 60 Jahren Verspätung", 17.09.2005)
"Alle folgenden sporthistorischen Untersuchungen werden sich an dem Vorbild, das diese Studie abgibt, messen lassen müssen." (Rheinische Post, "Fußball unter Hitler", 14.09.2005)
"Breite Quellenbasis, wissenschaftliche Strenge, souveräner Stil ... ein überaus lesenswertes Buch." (Der Tagesspiegel, "Hitlers willige Fußballer", 14.09.2005)
"Methodisch und systematisch über jeden Zweifel erhaben. Wohl nie zuvor sind die verfügbaren Quellen so umfänglich und sorgfältig ausgewertet worden, was Havemanns Buch ... auf Jahre unverzichtbar machen wird." (Frankfurter Rundschau, "NS-Vergangenheit", 14.09.2005)


Zum Autor

Nils Havemann, Dr. phil., studierte Geschichte, Romanistik und Politische Wissenschaft in Bonn, Paris und Salamanca. Er promovierte 1996 an der Universität Bonn und arbeitet als Lektor in Mainz.
Verlagsinformation

Stephan Malinowski: Vom König zum Führer. Deutscher Adel und Nationalsozialismus. Dissertation. Ausgezeichnet mit dem Hans-Rosenberg-Preis 2004. Fischer-Taschenbuch-Verlag 2004. ISBN: 3-596-16365-X.



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Malinowski erstellte mit seiner Dissertation die erste umfassende Analyse des Niedergangs der jahrhundertealten Herrschaftselite des deutschen Adels. Die Selbstzerstörung adliger Traditionen und Werte, die im Kaiserreich mit der Annäherung an rechtsradikale Bewegungen beginnt, kulminierte in der widersprüchlichen Mitwirkung in der NS-Bewegung. Malinowskis Buch wurde ausgezeichnet mit dem Hans-Rosenberg-Preis 2004.
Über die immense Bedeutung des deutschen Adels weit über das Jahr 1918 hinaus herrscht in der Literatur Einigkeit. Kurioserweise ist jedoch über den Adel des 20. Jahrhunderts bisher sehr viel behauptet und sehr wenig geforscht worden. Dieses Buch erregte gleich nach Erscheinen großes Aufsehen und wurde innerhalb eines halben Jahres zweimal nachgedruckt. Gestützt auf breite Quellengrundlage liegt hier die erste umfassende Analyse des Niedergangs einer jahrhundertealten Herrschaftselite vor, die die Bastionen ihrer sozialen und kulturellen Macht selbst noch innerhalb der industriellen Moderne äußerst hartnäckig und nicht ohne Erfolg verteidigt hatte.
Im Mittelpunkt der Untersuchung steht die Selbstzerstörung adliger Traditionen und Werte, die im späten Kaiserreich mit der Annäherung an rechtsradikale Bewegungen beginnt und in der weit gehenden Kollaboration mit der NS-Bewegung kulminierte. Dieser Befund wird nicht ohne Folgen für die Interpretation und Einordnung des so genannten "konservativen Widerstandes" bleiben.

Weitere Informationen:
- Aufstand des schlechten Gewissens (Rezension von Heinrich August Winkler in der ZEIT, 18.09.2003)
Ausschnitt: "Noch nie ist das Scheitern des deutschen Konservativismus in Kaiserreich, Weimarer Republik und 'Drittem Reich' so quellennah und so scharfsinnig dargestellt worden wie hier."
- Anpassung und Widerstand: Der Adel und die Nazis, Teil 1 / Teil 2
(ZDF, 09.03.2004)
- Die Männer des 20. Juli: Warum so spät? (DIE WELT, 20.07.2004)
- Rezension von Christoph Franke, Deutsches Adelsarchiv, Marburg (H-Soz-u-Kult, 01.08.2003)


Zum Autor

Stephan Malinowski studierte von 1989 bis 1995 Geschichte und Politikwissenschaft an der TU Berlin, der FU Berlin und der Université Paul Valéry (Montpellier). Dabei arbeitete er auch als studentische Hilfskraft sowie als Tutor. 1995 bis 1998 war er Stipendiat des DAAD am Europäischen Hochschulinstitut in Florenz, 1998 bis 2002 Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Geschichte und Kunstgeschichte der TU Berlin bei Prof. Dr. Heinz Reif). Das vorliegende Buch stellt seine Promotion an der TU Berlin dar (2002). Seit April 2003 arbeitet er als wissenschaftlicher Assistent am Friedrich-Meinecke-Institut der FU Berlin.
Verlagsinformation

 

Olaf Kühl-Freudenstein: Kirchenkampf in Würzburg. Aus der Geschichte der evangelischen Gemeinden Würzburgs in der NS-Zeit. Mit Geleitworten von Dekan Dr. Günter Breitenbach und Prof. Dr. Horst F. Rupp. J.H. Röll-Verlag 2003. ISBN: 3-89754-218-8.



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Zum Buch
Christus oder Hitler
Kreuz oder Hakenkreuz: Das waren die Entscheidungen, vor die sich die evangelischen Christen in der NS-Zeit gestellt sahen und die Auseinandersetzungen in den Gemeinden hervorriefen, die unter dem Begriff "Kirchenkampf" in die Geschichte eingegangen sind.
Anlässlich des 200. Geburtstags der Evangelischen Kirche in Würzburg im Jahr 2003 wird mit diesem Buch erstmals der Kampf um das evangelische Bekenntnis in der Mainstadt dargestellt. In zwölf mit zahlreichen Abbildungen illustrierten Kapiteln werden die zunehmenden Bedrohungen nachgezeichnet, denen sich die Würzburger evangelischen Christen damals ausgesetzt sahen. Manche Abwege werden dabei zur Darstellung gebracht, aber auch zahlreiche Beispiele für das mutige Festhalten am evangelischen Bekenntnis.
Klappentext

Das Buch "Kirchenkampf in Würzburg" enthält
sichtbar aus den Geleitworten des Würzburger Dekans Dr. Breitenbach die offizielle Sichtweise der protestantischen Amtskirche in Würzburg auf ihre Vergangenheit im Nationalsozialismus. Dementsprechend wohlmeinend fällt die Analyse und insbesondere die Wertung am Ende des Bandes aus.
Fragwürdig ist bereits der Ansatz der Studie: Es wird lediglich danach gefragt, wie stark die von Hitler gewünschte nationalsozialistische Kirche, die "Glaubensbewegung Deutsche Christen" (DC), in Würzburg und Bayern verankert war. Doch viel entscheidender als die reine Organisationszugehörigkeit wäre die Frage gewesen, inwiefern sich führende Mitglieder der protestantischen Kirche in Würzburg und Bayern persönlich schuldig gemacht haben durch ihr Schweigen gegenüber oder sogar ihre Zustimmung und Unterstützung für die Verbrechen des Nazi-Regimes. Dieser Aspekt wird großenteils ausgeklammert, so z.B. die wichtige Frage, wie viele Priester Mitglied der NSDAP waren.
Auch die unselige Rolle, die der bayerische Landesbischof und überzeugte Antisemit Hans Meiser gegenüber dem Nationalsozialismus spielte, wird unterschlagen. Meiser forderte bereits in der Weimarer Republik, Ende der 20er Jahre, Maßnahmen gegen die "Verjudung unseres Volkes" wie z.B. Berufsverbote, Kennzeichnung usw. 1931 erklärte er, "wir erwarten uns von der NSDAP viel". Später wehrte er sich dagegen, auf kirchlichen Synoden über das Thema "Judenverfolgung" zu sprechen. Über den Transport geistig Behinderter aus den evangelischen Einrichtungen in die Gaskammern wusste er Bescheid, doch sagte er nichts dazu. Der ihm unterstellte evangelische Arzt im Kirchendienst forderte die Nazis auf, dieses Leben "dem Schöpfer zurückzugeben".
Meiser konnte auch nach dem 2. Weltkrieg ungestört weiter amtieren. In München ist sogar eine Straße nach ihm benannt. In dem Buch wird Meiser jedoch als entschiedener Nazigegner und glaubenstreuer Protestant dargestellt. Wenn dies angesichts der geistigen und tatsächlichen Kollaboration Meisers mit dem Nationalsozialismus der ethische Maßstab ist, dann müssten allerdings auch viele geistige Brandstifter des NS-Regimes von Schuld freigesprochen werden, z.B. der Herausgeber des antisemitischen STÜRMER, Julius Streicher. Dies kann doch nicht das Ziel des Bandes sein?
An keiner Stelle wird auch darauf eingegangen, wie stark bereits Martin Luther als Begründer der evangelisch-lutherischen Kirche fragwürdige Traditionen gelegt hat. Er übernahm wesentliche reaktionäre Elemente der römisch-katholischen Lehre, etwa den Antisemitismus, und verstärkte sie teilweise sogar noch. So kann man Luther nicht freisprechen von einer Mitverantwortung dafür, dass die protestantische Kirche mitsamt einem Großteil ihrer Gläubigen mit dem nationalsozialistischen Regimes kollaborierten. Drei Viertel der deutschen Protestanten wählten schon 1933 die NSDAP-nahe "Glaubensbewegung Deutsche Christen" (DC) in die protestantischen Kirchenvorstände.
Luthers fragwürdige bis menschenverachtende Ansichten zu Frauen, Juden, gesellschaftlichen Randgruppen (z.B. Behinderte) und zum Kadavergehorsam gegenüber der Obrigkeit waren derart anschlussfähig an die nationalsozialistische Ideologie, dass sich Adolf Hitler bereits 1923 und der STÜRMER-Herausgeber Julius Streicher, sogar noch bei den Nürnberger Prozessen am 29. April 1946 in ihrem Antisemitismus auf Martin Luther beriefen. Erst als sich die Gleichschaltung der Diktatur auch massiv gegen die Kirchen richtete, bahnte sich erstes Misstrauen und auch Widerstand zwischen vielen Christen und dem Nazi-Staat an. Diese Aufmüpfigkeit bezog sich jedoch meist vor allem auf die Verteidigung der organisatorischen Selbständigkeit der Kirche, selten nur auf politische Forderungen.
All dies fehlt in dem kompakten Band, der jedoch zumindest einen Anfang leistet bei der Vergangenheitsbewältigung der protestantischen Kirche in Würzburg. Er ist nicht zuletzt aufgrund der vielen zitierten Einzelquellen empfehlenswert – als Fundgrube sowie als Grundlage für weitere, tiefer gehende Recherchen.
Michael Kraus

Zum Autor
Olaf Kühl-Freudenstein, 1965 in Berlin geboren, Lehramtsstudium und Referendariat in Berlin, Wiss. Mitarbeiter an der Universität Würzburg, Promotion 2002, zur Zeit Lehrbeauftragter und Religionslehrer in Würzburg.

Klappentext

Weitere Informationen:

- Martin Luther und die Juden (Ursula Hohmann)
- Der lange Weg zum Holocaust (John Weiss)
- Diskussion über Martin Luther (Wikipedia, die freie Enzyklopädie)
- Luther – ein reaktionärer Film im Kino (Indymedia)
- Antisemitismus: Vom religiösen Antijudaismus bis zur "Endlösung" (www.shoa.de)
- Luther (Peter Möllers Philolex)
- Luther-Zitate (Rudolf O. Brändli)

- Auge um Auge – 2000 Jahre christlicher Antijudaismus (Telepolis)

Peter Godman: Der Vatikan und Hitler. Die geheimen Archive. Droemer/Knaur-Verlag 2004. ISBN: 3-426-27308-X.



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"Die Kirche verurteilt die Ansicht, dass jegliche Vermischung des Blutes mit einer fremden und niedrigeren Rasse, insbesondere aber die Vermischung der arischen mit der semitischen Rasse, ein äußerst frevelhaftes Verbrechen wider die Natur sei." So begann eine Enzyklika des Papstes, mit der der nationalsozialistische Rassismus verdammt werden sollte. Der Text, 1936 geschrieben, wurde nie veröffentlicht. Warum schwieg der Papst? Welche Kräfte hatten ein Interesse daran, diese Verurteilung zu verhindern? Wurde der Papst über die Judenvernichtung falsch informiert? Ist alle Schuld Pius XII. anzulasten?
Bis heute verstellen zahlreiche Legenden den Blick auf das Verhältnis des Vatikans zu Hitler-Deutschland. Ohne Zugang zu Originaldokumenten aus jener Zeit waren die Entscheidungsprozesse im Vatikan dem kritischen Blick der Öffentlichkeit bis vor kurzem entzogen. Siebzig Jahre lang waren die entscheidenden Akten in den geheimen Archiven des Vatikans unter Verschluss. Zum ersten Mal kommt jetzt die Wahrheit über die Politik des Heiligen Stuhls in den Jahren 1933 bis 1939 ans Licht. Peter Godman, ausgewiesener Vatikan-Experte, hat die Unterlagen aufgespürt, die Aufschluss geben über die Ereignisse jener Zeit. Die Ergebnisse seiner Recherchen schildert er in diesem Buch.

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Georg Denzler: Widerstand ist nicht das richtige Wort. Katholische Priester, Bischöfe und Theologen im Dritten Reich. Pendo-Verlag 2003. ISBN: 3-85842-479-X.

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Denzlers kritische Perspektive auf die Geschichte der katholischen Kirche ist bekannt. Im Gegensatz zu Goldhagen jedoch besticht der klare Blick der hier herausgegebenen Vorträge, mit denen Denzler eine Einführung in die Komplexität kirchlichen Lebens während des "Tausendjährigen Reiches“ gibt. Er entwickelt sie in der Hauptsache an Lebensläufen bekannter und unbekannter Theologen, Priester und Bischöfe jener Zeit (ausführlich gerät das Bistum Bamberg mit seiner katholisch-theologischen Fakultät in den Blick; wiederholt begegnet auch Würzburg). Oftmals ist man erschrocken über völkische Vorstellungen im theologischen Denken; dankbar über die Darstellung der gleichermaßen vorhandenen Stimmen des Widerstandes. Beides wird zum Glück nicht gegeneinander aufgewogen.
Stärker jedoch wirken die Beschreibungen kirchlich-theologischen Alltagslebens, besonders wenn Zeitzeugen zu Wort kommen. Ein wunderbarer Einstieg für diejenige, die sich mit dem komplexen Thema der katholischen Kirche im Dritten Reich beschäftigen möchte. Das Buch bietet keinen Gesamtüberblick, obgleich es die wichtigsten Leitlinien diskutiert (S. 209-270). Gerade die enge (v.a. regionale) Perspektive motiviert stark zu weiterer Beschäftigung. Ein toller Einstieg ins Thema – auch für Nicht-Theologen!

Jörg Seiler

 

Daniel Jonah Goldhagen: Die katholische Kirche und der Holocaust. Eine Untersuchung über Schuld und Sühne. Siedler-Verlag 2002 (2. Auflage). ISBN: 3-88680-770-3.

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Pius XII., Papst von 1939 bis 1958, soll selig gesprochen werden. Seit Jahren wird dieses Ansinnen vorangetrieben, das ursprünglich festgesetzte Datum musste jedoch bereits verschoben werden: Zu widersprüchlich sind die Aussagen über Pius' Verhalten während des Holocaust. Während die einen in ihm einen engagierten Helfer und sogar Retter der Verfolgten sehen, halten die anderen ihn für einen eingefleischten Antisemiten.
Daniel Jonah Goldhagen nimmt die Auseinandersetzungen um Pius XII. zum Anlass, die Haltung der gesamten katholischen Kirche zur Zeit des Holocaust einer längst überfälligen, kritischen Untersuchung zu unterziehen: Er zeigt, dass die Kirche und der Papst weit tiefer in den Verfolgungsprozess verstrickt waren, als man bisher angenommen hat. Die Kirchenführer waren über die Verfolgung der europäischen Juden genau informiert. Doch anstatt öffentlich dagegen Stellung zu beziehen und zum Widerstand aufzurufen, unterstützten sie die Verfolgung in vielerlei Hinsicht. Einige Kleriker beteiligten sich sogar am Massenmord.
Ausgehend von der historischen Untersuchung, wendet sich der Autor der zentralen Frage von Schuld und Sühne zu: Wie verhält sich die katholische Kirche, die moralische Instanz schlechthin, zu ihrer Verstrickung in den Holocaust? Goldhagen entwickelt Kriterien, anhand deren sich die schuldhafte Beteiligung der Institution wie des Einzelnen bewerten lassen. Er zeigt, dass die Kirche ihre Pflicht zur Sühne weder anerkannt noch erfüllt hat, und umreißt die Maßnahmen, die die katholische Kirche ergreifen müsste, um ihre Opfer moralisch zu entschädigen und sich selbst als Religion der Liebe und Güte zu rehabilitieren.

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Rainer Bendel (Hrsg.): Die katholische Schuld?: Katholizismus im Dritten Reich – Zwischen Arrangement und Widerstand. LIT-Verlag 2002. ISBN: 3-8258-6334-4.

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Die Frage nach der "Katholischen Schuld" ist spätestens seit Hochhuths "Stellvertreter" ein öffentliches Thema. Nun wird es von Goldhagen neu aufgeworfen, aufgeworfen als moralische Frage - ohne fundierte Antwort.
Wer sich über den Zusammenhang von Katholizismus und Nationalsozialismus fundiert informieren will, dem/der sei dieser Band empfohlen: mit Beiträgen u. a. von Gerhard Besier, E. W. Böckenförde, Heinz Hürten, Joachim Köhler, Johann Baptist Metz, Rudolf Morsey, Ludwig Volk, Ottmar Fuchs und Stephan Leimgruber.
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Rainer Bendel (Hrsg.): Kirche der Sünder – sündige Kirche? Beispiele für den Umgang mit Schuld nach 1945. LIT-Verlag 2002. ISBN: 3-8258-5010-2.

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Die Beiträge dieses Bandes zeigen die Spannungen innerhalb des Katholizismus der ersten Nachkriegsjahre auf und machen auf die ideologischen Wurzeln der Engführungen aufmerksam: Wie sahen Katholiken das Verhalten ihrer Kirche in der unmittelbaren Vergangenheit? Wie versuchten sie ihre Erfahrungen fruchtbar zu machen für eine Neukonzeption, für ein neues Mitgehen mit den Menschen? Das Thema ist nach wie vor aktuell angesichts der Debatten um Erinnerungskultur und der oberhirtlichen Vergebungsbitten im Jubiläumsjahr 2000. Die Aufgabe, sich auch den Schatten der Vergangenheit zu stellen, ist immer noch schwierig. Notwendig bleibt die Trauerarbeit, die Konfrontation mit den Opfern. Der Band will auf teils verschüttete Ansätze christlicher Umkehrforderung hinweisen.
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Vladimir Dedijer: Jasenovac, das jugoslawische Auschwitz und der Vatikan. Herausgegeben und mit einem Vorwort von Gottfried Niemietz. Ahriman-Verlag 2001 (5. Auflage). ISBN: 3-922774-06-7.

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Umfassendes Dokumentationsmaterial über eines der unbekanntesten Massenverbrechen während des Zweiten Weltkrieges: die Ausrottung von 800.000 orthodoxen Serben, Juden, Sinti und Roma im 'Reich Gottes', Ustascha-Kroatien, durch Handlanger der katholischen Kirche. Dieses Buch belegt die historische Wahrheit über die Verbrechen des Klerus und der vatikanischen Hierarchie bis hinauf zu Pius XII. und entlarvt gerade in jüngster Zeit wieder aktuelle Geschichtslügen. Damit bietet es auch einen Schlüssel zum Verständnis der aktuellen Ereignisse in Jugoslawien.
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Kurt Meier: Kreuz und Hakenkreuz. Die evangelische Kirche im Dritten Reich. Deutscher Taschenbuch-Verlag 2001 (Neuausgabe). ISBN: 3-423-30810-9.

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Im Rahmen der Feierlichkeiten zum Heiligen Jahr haben sich die beiden großen christlichen Kirchen öffentlich für ihr Versagen an entscheidenden Stationen ihrer langjährigen Geschichte entschuldigt, darunter für ihre Unentschlossenheit gegenüber der nationalsozialistischen Judenverfolgung. Kurt Meier untersucht die Geschichte des von inneren Auseinandersetzungen gekennzeichneten evangelischen Kirchenkampfes im "Dritten Reich" und unterzieht die religiösen und politischen Konflikte, denen die Kirche ausgesetzt war, sowie die Frage nach ihren Möglichkeiten, als bedeutende gesellschaftliche Gruppierung Widerstand zu leisten, einer kritischen Analyse. Neben dem aktiven Widerstand einzelner Christen gegen das NS-System beschreibt er die Gratwanderung zwischen Anpassung und Verweigerung sowie die Weltanschauungskontroverse innerhalb der Kirche und die zwiespältige Haltung der Protestanten zur Judenverfolgung. Vergleichend nimmt Meier Bezug auf die Reaktion der katholischen Kirche und gelangt zu einer abschließenden Bewertung kirchlichen Widerstands unter dem Hitler-Regime.
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Niedersächsisches Justizministerium/NLpB (Hrsg.): Justiz im Nationalsozialismus. Über Verbrechen im Namen des Deutschen Volkes. Beiträge und Katalog zur Ausstellung. Nomos-Verlag 2002. ISBN: 3-7890-8179-5.

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Wie deutsche Juristen sich ab 1933 willig dem NS-Regime zur Verfügung stellten, zeigt die niedersächsische Justiz seit Ende 1999 in einer Dauerausstellung. Eine zusätzliche und in der Bundesrepublik einzigartige Fassung als Wanderausstellung mit lokalen Ergänzungen der jeweiligen Gerichtsorte wurde bisher von rund 50.000 Besuchern gesehen. Der Katalog beschreibt die Folgen, als so genanntes "deutsches Recht" an die Stelle des Rechtsstaats trat: politische und rassische Verfolgung, hohe Freiheitsstrafen und mehr als 30.000 vollstreckte Todesurteile.
Nach 1945 setzten NS-Juristen ihre Karrieren ungehindert fort, ihre Opfer wurden zum Teil erst im Jahr 2002 rehabilitiert – auch dies regt zum Vergleich an mit der juristischen Aufarbeitung anderer Unrechtsregimes. Aufsätze von Prof. Diemut Majer, Prof. Ingo Müller, Prof. Joachim Perels u.a. beleuchten wichtige Aspekte für juristisch, historisch und politisch Interessierte: "Gesetzliches Unrecht" im NS-Staat, Handlungsspielräume der Juristen, Strafvollzug, Sonderrecht als Auflösung des Rechts, späte Einsicht im Nachkriegsdeutschland. Zahlreiche Biografien machen Ausstellung und Katalogband besonders anschaulich für Schulunterricht und politische Bildung.
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Gerhard Pauli (Hrsg.): Nationalsozialismus und Justiz: Vortragsreihe im Amtsgericht Dortmund. Juristische Zeitgeschichte, Kleine Reihe Band 5. Nomos-Verlag 2002. ISBN: 3-7890-7840-9.

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Das Buch dokumentiert eine Vortragsreihe in Dortmund anlässlich der Enthüllung einer Gedenktafel für die Opfer der Justiz im Nationalsozialismus im dortigen Landgericht. Der Justizminister des Landes Nordrhein-Westfalen, Jochen Dieckmann, gesteht einleitend das Versagen der Justiz im Nationalsozialismus ein und skizziert Gründe hierfür, die er mit dem Motto der Gedenktafel, dem Zitat aus dem 5. Buch Mose "Du sollst das Recht nicht beugen", verknüpft. In seinem Beitrag "Die Justiz und die nationalsozialistische Judenverfolgung" wendet sich Prof. Dr. Dr. Ingo Müller den Mechanismen zu, mit denen die deutsche Justiz nach und nach Menschen jüdischer Abstammung aus der Rechtsgemeinschaft ausschloss. Staatsanwalt Dr. Holger Schlüter enttarnt in seinem Beitrag eine negative Ikone: den Volksgerichtshof. Der Dortmunder Anwalt und Notar Dr. Werner Himmelmann schließlich erinnert in seinen sehr persönlich gehaltenen Ausführungen an die Lebensschicksale verfolgter Juristen in der Zeit des Nationalsozialismus unter besonderer Berücksichtigung regionaler Gegebenheiten.
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Weitere Informationen:
Rezension von Dr. Susanne Benöhr
(www.shoa.de)

Arno Klönne: Jugend im Dritten Reich. Die Hitler-Jugend und ihre Gegner. PapyRossa-Verlagsgesellschaft 2003. ISBN: 3-89438-261-9.



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"Wer die Jugend hat, hat die Zukunft", verkündeten die Nazis. Bei ihrer Machtausübung stützten sie sich auf einen weit verbreiteten Jugendmythos. Ihr Herrschaftssystem nahm Jungen und Mädchen in historisch einmaliger Weise in seinen Dienst, um sie zu "Garanten der Zukunft" des großdeutschen Imperiums heranzuziehen. Wichtigster Träger dieses Konzepts war die "Hitlerjugend". Als Staatsjugendorganisation prägte sie die junge Generation aufs nachhaltigste, stieß bei einer Minderheit aber auch auf Opposition und Widerstand.
In seinem Standardwerk informiert Arno Klönne anhand zahlreicher Dokumente und zeitgenössischer Berichte über: Formen und Realität faschistischer Jugenderziehung; Organisation und Funktion, Leitbilder und Praktiken der HJ; Wehrerziehung und Jugend im Krieg; die soziale Demagogie in der NS-Jugendpolitik; widerständige Jugendkulturen und jugendliche Widerstandsgruppen.

Zum Autor
Arno Klönne, geboren 1931, ist Professor für Soziologie an der Universität Paderborn. Von ihm sind zahlreiche Bücher und andere Publikationen zu den Schwerpunkten Faschismus und Rechtsextremismus erschienen.
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Christoph Amend: Morgen tanzt die ganze Welt. Die Jungen, die Alten, der Krieg. Blessing-Verlag 2003. ISBN: 3-89667-199-5.

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Christoph Amend besucht Deutschlands Großväter, um mit ihnen über ihre Jugend im Dritten Reich zu sprechen. Richard von Weizsäcker, Egon Bahr, Joachim Fest, Hellmuth Karasek, Erich Loest, Horst-Eberhard Richter und viele andere erzählen von ihren Kriegserlebnissen und davon, was sie geprägt hat. Und was prägt die Jugend von heute, die ihrerseits nach dem Niedergang der Goldenen 1990er gerade eine Zeitenwende durchlebt?

Am Anfang seiner Recherche fühlt es sich für den Autor an wie eine Reise in ein fremdes Land. Als ob da noch ein zweites Deutschland existiere, das auf den ersten Blick nichts mit der Gesellschaft von heute zu tun hat, ein Land, in dem von Ostfronten, von Fahnenjunkern und Pimpfen die Rede ist. Der 28-jährige Christoph Amend hat sich aufgemacht, die Großväter der Bundesrepublik zu treffen: einen früheren Bundespräsidenten, einen renommierten Hitler-Biografen, mehrere Politiker, Kultur- und Mediengrößen. Ihnen allen ist gemeinsam: Sie waren Soldaten im Zweiten Weltkrieg. Und sie alle erlebten in ihrer Jugend eine Zeitenwende, wie sie auch Amends Generation jetzt gerade durchmachen muss. Die goldenen Neunzigerjahre sind vorbei, viele sind Opfer der Wirtschaftskrise geworden, und alle fragen sich, was die Zukunft bringen wird. So ist dieses Buch ein doppeltes Generationsporträt: Enkel und Großväter treffen aufeinander und reden über ihre Hoffnungen, Enttäuschungen und Ängste, die einen am Anfang, die anderen am Ende ihres Lebens.

Zum Autor
Christoph Amend, geboren 1974 in Gießen, leitet die Sonntagsbeilage des Tagesspiegel in Berlin. Von 1996 bis 1999 arbeitete er bei "Jetzt", dem Jugendmagazin der Süddeutschen Zeitung, zuletzt als stellvertretender Redaktionsleiter. Dies ist seine erste Buchveröffentlichung.

Klappentext

Winfried Schulze/Otto G. Oexle u.a. (Hrsg.): Deutsche Historiker im Nationalsozialismus. Fischer-Taschenbuch-Verlag 1999. ISBN: 3-596-14606-2.

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Über die Rolle deutscher Historiker in der Zeit des Nationalsozialismus ist in der Öffentlichkeit nur wenig bekannt. Auf dem Historikertag 1998 wurde diese Frage heftig diskutiert. Veröffentlicht werden erstmals neueste Forschungsergebnisse über die Verstrickung führender Historiker, die nach 1945 Karriere gemacht und wichtige Schulen gegründet haben.
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