Volksblatt Würzburg, 10.11.2004, 18:34 Uhr


Die Arcaden stehen in den Sternen

 

WÜRZBURG – Mit zwei Überraschungen warteten gestern Vormittag Oberbürgermeisterin Dr. Pia Beckmann und mfi-Aufsichtsratsvorsitzender Dr. Herbert Appelt in getrennten Pressekonferenzen auf. Erstens: Die Arcaden werden in der derzeit geplanten Form nicht gebaut. Zweitens: In etwa vier bis fünf Wochen wird Investor mfi ein neues Konzept und neue Pläne vorlegen. Damit ist auch der Bürgerentscheid am 5. Dezember hinfällig.
 



Das war der letzte Planungsentwurf für die Würzburg Arcaden am Bahnhof. Gestern zog Investor mfi die Pläne wegen Unstimmigkeiten mit dem Betreiber der ebenfalls geplanten Veranstaltungshalle zurück. (FOTO: MFI)

 

Der Hintergrund sei, so die Oberbürgermeisterin vor einer ungewöhnlich großen Presseschar, dass Investor mfi mit dem ins Auge gefassten Betreiber der künftigen Veranstaltungshalle letztendlich nicht zu einer Einigung über die Ausstattung der Halle und die Übernahme der Betriebskostenzuschüsse gekommen sei. "Ich habe die Entwicklung mit Enttäuschung vernommen, aber wir können als Stadt die Entscheidungen des Investors nicht beeinflussen", so die OB weiter.

Alle derzeitigen Planungen würden damit ein Ende finden, was bedeute, dass auch der Urnengang zum Bürgerentscheid und dem Ratsbegehren am 5. Dezember damit hinfällig seien. Deshalb werde sie auch in der heutigen Sitzung des Stadtrates das Gremium bitten, beide Entscheide für unzulässig zu erklären, da die sachliche Grundlage für die Bürgerbefragung entfallen sei.

Der Investor mfi habe nach der letzten Stadtratssitzung alle einzelnen Verhandlungsschritte sehr offen dargelegt, und es habe Nachverhandlungen zwischen mfi und dem vorgesehenen Betreiber SMG gegeben, die letztendlich zu diesem Ergebnis geführt hätten.

Wie die Oberbürgermeisterin weiter sagte, habe sie sich "persönlich nicht davon verabschiedet, Würzburg als Oberzentrum und Einkaufsstadt attraktiv zu machen". Sie sehe immer noch eine Chance, für die Stadt etwas zu entwickeln. "Es geht nun ganz von vorne los", so Beckmann und sie schließe nicht aus, dass mfi weitere Pläne unterbreite. "Ich sage ganz deutlich, das ist kein Ende, was unsere Ziele angeht", so die OB weiter. Man müsse sich jetzt auch mit anderen Planungen ohne Halle auseinandersetzen, sie werde sich aber für eine Attraktivierung der Veranstaltungsmöglichkeiten in der Stadt stark machen.

Stadtbaurat Christian Baumgart sagte, er sei sehr enttäuscht, dass der Partner das gemeinsame Boot verlassen habe, man müsse bei aller Enttäuschung aber auch neue Chancen sehen. Über Jahre hinweg sei eine Halle in Würzburg finanziell nicht realisierbar gewesen, deshalb hätten weder die Stadt noch private Investoren das Risiko gewagt. Für die Stadt sei es immer eine Voraussetzung gewesen, "dass wir die Halle nicht am Bein kleben haben", so Baumgart.

Dr. Herbert Appelt sagte, bei der Ratssitzung am 21. Oktober sei er sich sicher gewesen, dass man sich mit SMG einig sei und alle offenen Fragen, wie das Defizit behoben werde, geklärt seien. Bei weiteren Gesprächen einige Tage später sei dann von der SMG plötzlich "nachgekartelt" worden. Man sei aber dennoch zu einer Einigung gekommen. Bis vergangenen Montag, um 12 Uhr habe SMG einen Vorvertrag vom Vorstand unterzeichnet zurückschicken sollen, dies sei aber erst am Montagabend geschehen, zudem sei dieser nur von einem "Sachbearbeiter" unterschreiben gewesen.

Bereits am Montagnachmittag sei man bei der mfi aber mit Finanz- und Rechtsexperten zusammen gesessen und habe schließlich festgestellt, dass die erhöhten Kosten und das Restrisiko den Erfolg nicht mehr garantieren könnten. "Darauf haben wir uns entschlossen das Gesamtkonzept zurückzuziehen", erklärte Appelt. "Wenn ich unter diesen Bedingungen an den Stadtrat herangegangen wäre, wäre dies unverantwortlich gewesen."

Appelt stellte aber unmissverständlich klar: "Wir sind Eigentümer des Postgrundstückes und wir sind hier so finanziell engagiert, dass wir nicht mehr weggehen." Die Kosten für das Postareal und die bisherigen Planungen bezifferte Appelt auf über 20 Millionen Euro. Er gab zu bedenken, dass die Arcaden inklusive Ladenausstattungen eine Investition in der Stadt von rund 200 Millionen Euro darstelle. In vier bis fünf Wochen will mfi laut Appelt der Stadt ein neues Angebot vorlegen.

Von unserem Redaktionsmitglied ERNST LAUTERBACH

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Quelle: http://www.mainpost.de/mainfranken/vbwue/art780,2878605.html


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