WÜRZBURG – Mit zwei
Überraschungen warteten gestern Vormittag Oberbürgermeisterin Dr. Pia
Beckmann und mfi-Aufsichtsratsvorsitzender Dr. Herbert Appelt in
getrennten Pressekonferenzen auf. Erstens: Die Arcaden werden in der
derzeit geplanten Form nicht gebaut. Zweitens: In etwa vier bis fünf
Wochen wird Investor mfi ein neues Konzept und neue Pläne vorlegen.
Damit ist auch der Bürgerentscheid am 5. Dezember hinfällig.

Das war der letzte Planungsentwurf für die
Würzburg Arcaden am Bahnhof. Gestern zog Investor mfi die Pläne
wegen Unstimmigkeiten mit dem Betreiber der ebenfalls geplanten
Veranstaltungshalle zurück. (FOTO: MFI) |
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Der Hintergrund sei, so die Oberbürgermeisterin vor einer ungewöhnlich
großen Presseschar, dass Investor mfi mit dem ins Auge gefassten
Betreiber der künftigen Veranstaltungshalle letztendlich nicht zu einer
Einigung über die Ausstattung der Halle und die Übernahme der
Betriebskostenzuschüsse gekommen sei. "Ich habe die Entwicklung mit
Enttäuschung vernommen, aber wir können als Stadt die Entscheidungen des
Investors nicht beeinflussen", so die OB weiter. Alle derzeitigen Planungen würden damit ein Ende finden, was bedeute,
dass auch der Urnengang zum Bürgerentscheid und dem Ratsbegehren am 5.
Dezember damit hinfällig seien. Deshalb werde sie auch in der heutigen
Sitzung des Stadtrates das Gremium bitten, beide Entscheide für
unzulässig zu erklären, da die sachliche Grundlage für die
Bürgerbefragung entfallen sei. Der Investor mfi habe nach der letzten Stadtratssitzung alle einzelnen
Verhandlungsschritte sehr offen dargelegt, und es habe Nachverhandlungen
zwischen mfi und dem vorgesehenen Betreiber SMG gegeben, die
letztendlich zu diesem Ergebnis geführt hätten. Wie die Oberbürgermeisterin weiter sagte, habe sie sich "persönlich
nicht davon verabschiedet, Würzburg als Oberzentrum und Einkaufsstadt
attraktiv zu machen". Sie sehe immer noch eine Chance, für die Stadt
etwas zu entwickeln. "Es geht nun ganz von vorne los", so Beckmann und
sie schließe nicht aus, dass mfi weitere Pläne unterbreite. "Ich sage
ganz deutlich, das ist kein Ende, was unsere Ziele angeht", so die OB
weiter. Man müsse sich jetzt auch mit anderen Planungen ohne Halle
auseinandersetzen, sie werde sich aber für eine Attraktivierung der
Veranstaltungsmöglichkeiten in der Stadt stark machen. Stadtbaurat Christian Baumgart sagte, er sei sehr enttäuscht, dass der
Partner das gemeinsame Boot verlassen habe, man müsse bei aller
Enttäuschung aber auch neue Chancen sehen. Über Jahre hinweg sei eine
Halle in Würzburg finanziell nicht realisierbar gewesen, deshalb hätten
weder die Stadt noch private Investoren das Risiko gewagt. Für die Stadt
sei es immer eine Voraussetzung gewesen, "dass wir die Halle nicht am
Bein kleben haben", so Baumgart. Dr. Herbert Appelt sagte, bei der Ratssitzung am 21. Oktober sei er sich
sicher gewesen, dass man sich mit SMG einig sei und alle offenen Fragen,
wie das Defizit behoben werde, geklärt seien. Bei weiteren Gesprächen
einige Tage später sei dann von der SMG plötzlich "nachgekartelt"
worden. Man sei aber dennoch zu einer Einigung gekommen. Bis vergangenen
Montag, um 12 Uhr habe SMG einen Vorvertrag vom Vorstand unterzeichnet
zurückschicken sollen, dies sei aber erst am Montagabend geschehen,
zudem sei dieser nur von einem "Sachbearbeiter" unterschreiben gewesen. Bereits am Montagnachmittag sei man bei der mfi aber mit Finanz- und
Rechtsexperten zusammen gesessen und habe schließlich festgestellt, dass
die erhöhten Kosten und das Restrisiko den Erfolg nicht mehr garantieren
könnten. "Darauf haben wir uns entschlossen das Gesamtkonzept
zurückzuziehen", erklärte Appelt. "Wenn ich unter diesen Bedingungen an
den Stadtrat herangegangen wäre, wäre dies unverantwortlich gewesen." Appelt stellte aber unmissverständlich klar: "Wir sind Eigentümer des
Postgrundstückes und wir sind hier so finanziell engagiert, dass wir
nicht mehr weggehen." Die Kosten für das Postareal und die bisherigen
Planungen bezifferte Appelt auf über 20 Millionen Euro. Er gab zu
bedenken, dass die Arcaden inklusive Ladenausstattungen eine Investition
in der Stadt von rund 200 Millionen Euro darstelle. In vier bis fünf
Wochen will mfi laut Appelt der Stadt ein neues Angebot vorlegen.
Von unserem Redaktionsmitglied ERNST LAUTERBACH
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