Sachbuch Aktuell

im März 2003
 
Sachbuch Aktuell im April 2003Sachbuch Aktuell: ÜbersichtSachbuch Aktuell im Februar 2003
 

Navid Kermani: Schöner neuer Orient. Berichte von Städten und Kriegen. C.H. Beck-Verlag 2003. ISBN: 3-406-50208-3.

 

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Erhellend, ernüchternd, irritierend: Navid Kermanis brillante Reportagen machen das scheinbar Irrationale des Orients verständlich, das Fremde beängstigend vertraut. Sie führen uns zwischen Ägypten und Indonesien in all jene Regionen der islamischen Welt, die heute im Brennpunkt stehen: der Nahe Osten ebenso wie Zentralasien, Iran ebenso wie Pakistan. So präzise er einzelne Situationen und Menschen schildert, so weisen doch die Schlüsse, die er zieht, immer über den Gegenstand seiner Reportage hinaus. Es sind Analysen auch unserer Welt, die aus der konkreten Erfahrung erwachsen.
Der Krieg als Wirtschaftsunternehmen, Städte, die ihren Zerfall organisieren, die Hauptstadt des größten muslimischen Landes als Tempel des Konsums, der religiöse Extremismus als die perfideste Form der Globalisierung – der Orient, den Navid Kermani bereist, hat mit den hübschen Märchen aus tausendundeiner Nacht so wenig zu tun wie mit den finsteren Klischees von Allahs bärtigen Kriegern. Die Welt, die sich in seinen Reportagen auftut, ist modern, erschreckend modern sogar: In vielen Aspekten nimmt sie vorweg, was auch unseren Wohlstandsgesellschaften droht, wenn ihre Fliehkräfte übermächtig werden sollten. Immer umfassendere Ordnungsstrukturen regulieren unser Leben wirtschaftlich, technologisch und politisch und führen zu einer Angleichung der Lebensverhältnisse und Werte. Zugleich wächst die Kluft zu jenen Ländern, Regionen oder Stadtvierteln, die mit der Entwicklung nicht mehr mithalten, bis sie gänzlich von unserer Realität abgekoppelt sind – um am Ende um so gewaltsamer in unser Bewusstsein zurückzukehren.

Zum Autor
Dr. Navid Kermani, geboren 1967, Publizist und Islamwissenschaftler, ist Long Term Fellow am Wissenschaftskolleg Berlin. Er arbeitete einige Jahre am Theater, zuletzt als Dramaturg am Theater an der Ruhr und am Schauspielhaus Frankfurt, sowie als Autor der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (1995-2000). Für sein bei C.H. Beck erschienenes Buch "Gott ist schön. Das ästhetische Erleben des Koran" (Sonderausgabe 2000) erhielt er den Ernst-Bloch-Förderpreis. Zuletzt erschien von ihm bei C.H. Beck "Iran. Die Revolution der Kinder" (Neuauflage in der bsr 2002).

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Götz Aly: Rasse und Klasse. Nachforschungen zum deutschen Wesen. Fischer-Taschenbuch-Verlag 2003. ISBN: 3-10-000419-1.



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Götz Aly eröffnet in seinen brillanten Essays ungewohnte Perspektiven auf das 20. Jahrhundert: So zum Beispiel wurde die 40jährige Menschenrechtspolitik des kaiserlichen Deutschland zum Schutz der rumänischen Juden völlig vergessen, weil sie nicht in das gängige Bild passte. So wurde der Begriff "Sozialismus" im Namen der NSDAP als reine Propagandaformel betrachtet – tatsächlich aber gehört der nationalsozialistische Umsturz von 1933 in die große egalitäre Grundtendenz des 20. Jahrhunderts: Die "Arisierung" wurde als breit angelegte Umverteilungspolitik betrieben – mit den Mitteln des Völkermords.


Zum Autor
Götz Aly, geboren 1947, besuchte die Deutsche Journalistenschule in München, studierte Geschichte und Politikwissenschaft (Dr. rer. pol.) in Berlin. Er hat wichtige Veröffentlichungen zur Sozialpolitik und zur Geschichte des Nationalsozialismus vorgelegt. Er war Redakteur bei der taz, bei der Berliner Zeitung und arbeitet heute für die FAZ. 2002 wurde Götz Aly mit dem Heinrich-Mann-Preis ausgezeichnet.
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Rezension: Rollenspiele unter Historikern (Frankfurter Rundschau, 02.05.2003)

Günter de Bruyn: Unter den Linden. Geschichten um eine Straße. Siedler-Verlag 2003. ISBN: 3-88680-789-4.



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Begonnen hatte die Geschichte dieser Straße schon unter den Kurfürsten, aber geprägt wurde sie von den ersten vier preußischen Königen. Vom Schloss ausgehend, wuchs die Allee gemeinsam mit dem Anwachsen des Königreichs, um gegen Ende des 18. Jahrhunderts mit dem Brandenburger Tor ihren Abschluss zu finden. Den "Centralpunkt der eleganten Welt" nennt das Zedlitsche Conversationshandbuch von 1834 den westlichen Teil der Straße. Auch im bürgerlichen Zeitalter und als Promenade der Müßiggänger behielten die Linden ihren Charakter als Staatsstraße. Sie repräsentierte Preußen, und zwar sowohl das militärische, das sich im Zeughaus in aller Pracht zeigte, als auch das geistig-künstlerische, wofür früh schon das Opernhaus stand.
Mit Günter de Bruyn begegnen wir dem jungen Heinrich Heine bei seinem Bummel Unter den Linden. Preußens Luise hält hier ihren Einzug; der alte Kaiser zeigt sich am historischen Eckfenster; und der Aufzug der Königswache lockt viele Besucher an. Der literarische Spaziergang führt vom Lustgarten über das Forum Fridericianum bis zum Hotel Adlon und dem Pariser Platz mit seinem berühmten Bewohner Max Liebermann, der am 30. Januar 1933 die SA-Kolonnen durch das Brandenburger Tor marschieren sieht. Der Leser erlebt, als ein selbstverschuldetes Ende, die Zerstörung der Prachtstraße durch die Bomben des Zweiten Weltkriegs, ihre Verstümmelung durch Stacheldraht und Mauer und ihren noch immer nicht vollendeten Wiederaufbau.
Durch Geschichten, die sich mit Bauten und Bäumen verbinden, macht Günter de Bruyn einige Jahrhunderte preußisch-deutscher Geschichte lebendig.

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Wilhelm von Sternburg: Als Metternich die Zeit anhalten wollte. Unser langer Weg in die Moderne. Bertelsmann-Verlag 2003. ISBN: 3-570-00486-4.



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Was hat Metternichs Zeit mit unserer Postmoderne zu tun, in der Global Players, Börsencrashs, Arbeitslosigkeit und Europas schwierige Suche nach dem Weg in die Zukunft die Menschen bewegen und immer wieder neu ausbrechende Kriegsherde die Gesellschaft ängstigen? Weit mehr als man glaubt. Um Chancen und Gefahren der gegenwärtigen Entwicklungen besser zu erkennen, beschwört Wilhelm von Sternburg den Beginn der Moderne vor 200 Jahren herauf. Auch dieser Epochenwechsel wurde von der Neuausrichtung Europas, machtpolitischer Eroberung der Welt, Triumph und Fluch der Industrialisierung und zunehmenden nationalistischen Tendenzen geprägt. Er löste gesellschaftliche und individuelle Identitätskrisen aus, die sich zwischen beschaulicher Biedermeier-Sehnsucht und technologischer Beschleunigung der Zeit widerspiegeln und auch das Heute bestimmen.
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Odo Marquard: Zukunft braucht Herkunft. Philosophische Essays. Reihe Reclam. Reclam-Verlag 2003. ISBN: 3-15-050040-0.



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Der Philosoph Odo Marquard feiert am 26. Februar seinen 75. Geburtstag. Seine Studien zeichnen sich durch stilistische Eleganz aus; auch komplizierte Sachverhalte werden durch seine geschliffenen, originellen Formulierungen zur ansprechenden Lektüre. Eine Auswahl seiner wichtigsten und meist gelesenen Essays (vermehrt durch einen Bonner Vortrag vom Oktober 2001) wird in diesem "Jubiläumsband" vorgelegt.

Inhaltsübersicht

  • Abschied vom Prinzipiellen

  • Inkompetenzkompensationskompetenz

  • Lob des Polytheismus

  • Frage nach der Frage, auf die die Hermeneutik die Antwort ist

  • Universalgeschichte und Multiversalgeschichte

  • Entlastungen

  • Apologie des Zufälligen

  • Über die Unvermeidlichkeit der Geisteswissenschaften

  • Loriot lauréat

  • Moratorium des Alltags

  • Einheit und Vielheit

  • Zeit und Endlichkeit

  • Zukunft braucht Herkunft

  • Apologie der Bürgerlichkeit

  • Philosophie des Stattdessen

  • Skepsis als Philosophie der Endlichkeit

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Naomi Klein: Über Zäune und Mauern. Berichte von der Globalisierungsfront. Campus-Verlag 2003. ISBN: 3-593-37216-9.

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Mit "No Logo!" wurde Naomi Klein Gesicht und Stimme der Antiglobalisierungsbewegung. Ihr neues Buch ist ein beispielloser Augenzeugenbericht aus der Mitte der Globalisierungsgegner und die Dokumentation eines einzigartigen Kapitels unserer Geschichte.
Naomi Kleins Buch "No Logo!" war gerade im Druck, als 1999 der Protest gegen die Welthandelsorganisation in Seattle losbrach. Weltweit entwickelte sich eine beispiellose Protestbewegung und "No Logo!" brachte die Besorgnis dieser neuen Generation auf den Punkt. Seither nahm Klein an Protesten in der ganzen Welt teil, wird aber auch von UNO, Weltbank und Welthandelsorganisation zu Konferenzen gebeten. In ihrem neuen Buch zeigt sie, wo die globale Protestbewegung heute steht, und stellt anstehende Aufgaben und mögliche Strategien dar. Engagiert diskutiert sie Schlüsselfragen der Zeit, wie Armutsbekämpfung, Migration, Genfood oder die Rolle internationaler Wirtschaftsinstitutionen. Ihre zum Teil sehr persönlichen Notizen bieten unerwartete Einblicke in das Selbstverständnis und Funktionieren des globalen Protests. Provokativ, intelligent und leidenschaftlich verkörpert Naomi Klein die Rückkehr politischen Denkens in der jüngeren Generation.

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George Wyland-Herzfelde: Glück gehabt. Erinnerungen 1925-1949. Deutscher Taschenbuch-Verlag 2003. ISBN: 3-423-24329-5.

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George Wyland-Herzfelde: Sein Vater war der Malik-Verleger Wieland-Herzfelde, seine Kindheit wurde bestimmt von Flucht und Exil und der Nähe zu anderen Flüchtlingen wie John Hartfiled, Ernst Bloch, George Grosz und ihren Familien.
"Als ich den ersten T
ag zur Schule ging, sagte der Lehrer: 'Ich mache aus Euch Männer, die das Land verteidigen.' Da stand ich Knirps auf und sagte: 'Hören Sie, ich bin hier, um Rechnen und Schreiben zu lernen.' Worauf er sagte: 'Merkt euch, der Mann wird am Galgen enden.' Da nahmen mich meine Eltern aus der Schule und schickten mich nach Salzburg."
Sein Vater war der Malik-Verleger Wieland-Herzfelde, seine "Onkel" waren der "Erfinder" der Fotomontage John Heartfield und der Maler George Grosz. Geboren wurde er am 14. Oktober 1925 in Berlin/Charlottenburg, und als Hitler an die Macht kam, mussten seine Eltern aus Nazi-Deutschland fliehen. Erst nach Österreich, dann nach Prag und schließlich nach New York, wo sie ihre antifaschistische Arbeit unbeirrt fortsetzten, bis sie schließlich 1949 nach Deutsch
land heimkehren konnten.
Aber zu diesem Zeitpunkt hatte George Wyland längst seine eigene Berufung gefunden: Aus dem zarten Knaben, um dessen Gesundheit seine Mutter sich stets große Sorgen gemacht hatte, war ein professioneller Eiskunstläufer geworden. George Wyland, der heute in der Schweiz lebt, hat die Memoiren seiner ersten 24 Lebensjahre geschrieben. So erleben wir Flucht und Exil aus der Perspektive eines aufgeweckten Kindes und jungen Mannes, dessen unerschütterlichem Optimismus selbst ein Diktator wie Hitler nichts anhaben kann.

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Bill Emmott: Vision 20/21. Die Weltordnung des 21. Jahrhunderts. Fischer-Taschenbuch-Verlag. 2003. ISBN: 3-10-017012-1.



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"Je weiter man in die Vergangenheit blickt, desto besser kennt man die Zukunft": Gemäß diesem Winston-Churchill-Zitat analysiert Bill Emmott die Errungenschaften und Niederlagen des 20. Jahrhunderts (Politik, Weltmächte, Bevölkerungsexplosion, Kriege, Wissenschaft und Technik). Aus den so gewonnenen Erfahrungen und Analysen versucht er unsere Gegenwart besser verstehen und zukünftige Entwicklungen besser abschätzen zu können.
Der Autor, Chefredakteur des "Economist", setzt sich mit der Führungsrolle der USA und der Zukunft Asiens und Europas auseinander. Er zeigt längerfristige Entwicklungslinien auf, die sich vom 20. bis ins 21. Jahrhundert erstrecken, und beschäftigt sich mit den drängendsten weltpolitischen Fragen unserer Zeit. Emmott legt mit Vision 20/21 eine große Geschichte des 20. Jahrhunderts mit einem fundierten Ausblick in die Zukunft vor, beeinflusst von den Ideen Adam Smiths und Isaiah Berlins.
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Andreas Bernard/Ulrich Raulff (Hrsg.): Theodor W. Adorno 'Minima Moralia' neu gelesen. Suhrkamp-Verlag 2003. ISBN: 3-518-12284-3.



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Theodor W. Adorno hat den Deutschen mit den "Minima Moralia" eines der ganz wenigen und vermutlich das letzte der philosophischen Volksbücher geschenkt. Wie kaum ein anderes Buch haben die "Minima Moralia" von Theodor W. Adorno, 1944 bis 1947 im kalifornischen Exil verfasst, die intellektuelle Landschaft der jungen Bundesrepublik geprägt.
50 Jahre nach dem ersten Erscheinen haben sich 24 Autoren jeweils eines der 153 Stücke ausgewählt und mit einem individuellen Kommentar versehen. So verschieden diese Texte auch ausfallen, beweisen sie doch zweierlei: die ungebrochene Aktualität von Adornos schon damals unzeitgemäßem Ansatz, Philosophie zu betreiben als "Lehre vom richtigen Leben", und: es gibt kein richtiges Lesen, aber falsche Lektüren.

Zu den Herausgebern
Andreas Bernard ist Literaturwissenschaftler und fester Mitarbeiter der Süddeutschen Zeitung, Ulrich Raulff ist leitender Redakteur der Süddeutschen Zeitung und lehrt Kulturwissenschaft an der Humboldt-Universität Berlin.
Klappentext


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Stand: 28. Dezember 2006
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