Schlafräuber

im Oktober 2006
 
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Thomas Finn: Das unendliche Licht. Die Chroniken der Nebelkriege. Ab 12 Jahren. Ravensburger Buchverlag 2006. ISBN: 3-473-35260-8.

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Bislang hatte der in Amerika geborene und in Deutschland aufgewachsene Autor durch seine Mitarbeit an der "Gezeitenwelt"-Reihe und den Thriller "Der Funke des Chronos" auf sich aufmerksam gemacht. Dieser erste Band der Trilogie "Die Chroniken der Nebelkriege" manifestiert Finns Bedeutung für die deutschsprachige Fantasy-Literatur erheblich.
Der Roman spielt vor einer Kulisse, die sich als Komposition aus Realität und Fantasie zeigt. Die Stadt Hammaburg an der Elbe, Colona, die Schwarzen Wälder – all diese Orte haben Bezugspunkte in unserer Realität, wodurch sich der Leser schnell ein Bild von Landschaft und Umgebung machen und Thomas Finn auf genauere Beschreibungen weitestgehend verzichten kann.
Im Mittelpunkt der Handlung steht der fünfzehnjährige Irrlichtfänger Kai. In dem Jungen toben Mächte – die ihn über kurz oder lang zerstören könnten – denn Kai ist der letzte Feuermagier und damit der einzige, der sich der finsteren Nebelkönigin Morgoya entgegenstellen kann. Morgoya hat bereits das Inselkönigreich Albion unter ihre Herrschaft gezwungen und ihre Schergen trachten nun danach, das Unendliche Licht, das vor der Küste Hammaburgs leuchtet und die Stadt schützt, in ihre Gewalt zu bringen ...
Thomas Finn entwickelt ein überaus glaubhaftes und realistisches Bild von Kai. So wird der Junge mit verschiedenen Problemen konfrontiert, muss sich mit seiner eigenen Persönlichkeit auseinandersetzen und hart darum kämpfen, am Ende nicht selbst von dem in ihm lodernden Feuer verschlungen zu werden. Diese Entwicklung zieht sich in Nuancen überzeugend durch den gesamten Roman und ist auf dessen letzten Seiten noch keinesfalls abgeschlossen.
Doch nicht nur mit seinem Protagonisten Kai hat der Autor eine Figur geschaffen, die seiner Geschichte Tiefe und Substanz verleiht. Nahezu alle Charaktere, die in "Das unendliche Licht" auftreten, wurden von Thomas Finn mit viel Gefühl ausgearbeitet und bieten dem Leser somit eine abwechslungsreiche Palette an handelnden Personen.
Rezensentin:
Britta Kiersch

Marina Lewycka: Kurze Geschichte des Traktors auf Ukrainisch. Roman. Deutsch von Elfie Hartenstein. Deutscher Taschenbuch-Verlag 2006. ISBN: 3-423-24557-3.

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Der Albtraum einer jeden Tochter: der 84-jährige Vater will wieder heiraten. Nadia versucht alles, um diese Katastrophe zu verhindern: sie verbündet sich mit ihrer frisch geschiedenen Schwester, mit der sie seit dem Streit um das ideelle und faktische Vermögen ihrer Mutter nie wieder etwas zu tun haben wollte. Sie bittet, sie argumentiert, sie feilscht. Zuletzt versucht sie sogar, ihren Vater unzurechnungsfähig erklären zu lassen.
Doch nichts hilft, um Valentina von Großbritannien fernzuhalten: "Wie eine flauschige rosa Granate schoss sie in unser Leben." Die 36jährige Ukrainerin packt ihren Sohn und ihre Sachen, verlässt Mann und Heimat und mischt das englische Leben der ehemals ebenfalls aus der Ukraine emigrierten Familie ordentlich auf.
Lewycka versteht es, mit viel Witz und klugen Charakteren, ihr Spiel mit der Solidarität des Lesers zu treiben. Man fühlt mit Nadia, der liberalen Dozentin, die sicher nichts dagegen hat, dass Valentina für ihren Sohn ein besseres Leben will. Aber doch bitte nicht auf ihre Kosten. Man fühlt mit dem Vater, der sich nach dem Tod seiner Frau wenigstens ein bisschen Wärme erhofft hatte. Und trotz ihrer unmöglichen Forderungen, ihres schamlosen Ausnutzens der Situation fühlt man auch mit Valentina, die in einem fremden Land, verheiratet mit einem Großvater, Verantwortung für sich, ihren Sohn und den Rest der Familie in der Ukraine trägt.
Schon der Titel verrät, wie wenig sich Lewycka um Konventionen kümmert. Wer sein Erstlingswerk so nennt, darf auch das hochpolitische Thema Immigration mit viel Humor und ohne political correctness behandeln.
Rezensentin: Andrea Bähr

Rascha Peper: Visions of Hanna. Roman. Deutsch von Andreas Ecke. Originaltitel: Wie Scheep Gaat. marebuchverlag 2006. ISBN: 3-936384-98-3.

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Hanna ist tot und doch quicklebendig. Mit einer Yacht vor Afrika verunglückt, hat sie wohl ihr Grab am Meeresgrund gefunden. Doch auch zwei Jahre nach ihrem Verschwinden kommt keiner von Hanna los: Ihr ehemaliger Freund Robin, der in Holland als Taucher arbeitet, ist geradezu besessen von der Idee ihre Leiche zu bergen. Er trägt Schuldgefühle mit sich herum, weil er Hanna einst seinem Freund Gerry ausspannte, der inzwischen als Meeresforscher in New York arbeitet.
Gerry glaubt nicht nur, Hanna an jeder Straßenecke zu erkennen. Als er 10.000 Plastik-Badeenten aussetzen lässt, um den Äquatorialstrom zu verfolgen, wird er den Gedanken nicht los, dass eine dieser Enten irgendwo im Meer auf Hanna stoßen wird. Hannas Nichte schließlich würde sich am liebsten ganz in ihre Tante verwandeln. Sie ist so sehr Feuer und Flamme für Hanna, dass sie trickreich versucht ihren ehemaligen Freund für sich zu gewinnen.
Während all diese Personen auf jeweils ihre Art und Weise versuchen mit dem Verlust fertig zu werden, umrundet eine von Gerrys Plastikenten das Kap der Guten Hoffnung und treibt genau auf die Stelle zu, an der Hanna verschwand. Eine außergewöhnliche Geschichte, die toll erzählt ist und die man am liebsten in einem Rutsch weglesen möchte.
Rezensentin: Dagmar Dauerer

Rezension
"Ein Roman zum Schwelgen. Rascha Peper wird immer besser." (Literatur)

Zur Autorin
Rascha Peper ist das Pseudonym der Niederländerin Jenneke Strijland, die 1949 geboren wurde und als eine der wichtigsten Autorinnen ihres Landes gilt, "vergleichbar mit Leon de Winter" (NRC Handelsblad). Rascha Peper lebt in Amsterdam an der dreihundert Jahre alten Zugbrücke Magere Brug.
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Barbara Bronnen: Am Ende ein Anfang. Roman. Arche-Verlag 2006. ISBN: 3-7160-2359-0.

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Ein Mann und eine Frau treffen sich viele, viele Jahre nach ihrer ersten Begegnung zufällig wieder. Beide haben ein Leben hinter sich, beginnen aber dennoch sich vorsichtig anzunähern, sich neu kennen zu lernen. Für diesen Neuanfang hat Bronnen die Briefform gewählt, die sich ganz besonders für eine behutsame, sensible Darstellung eignet. Die beiden schreiben sich oft und intensiv, wobei sie schonungslos ehrlich sind und sich weder jünger, noch besser reden, als sie wirklich sind.
Ein lesenswertes, schönes Buch, das Mut macht, das Leben im Alter noch einmal neu zu gestalten, denn die Liebe hört nie auf.
Rezensentin: Dr. Gerhild Götz

Zur Autorin
Barbara Bronnen, Autorin von Romanen, Erzählungen, Sachbüchern, Hörspielen und Dokumentationen, lebt in München – in der Nähe des alten nördlichen Friedhofs.
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Micaela von Marcard: Der Patriarch. Roman. Kindler-Verlag 2006. ISBN: 3-463-40503-2.

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Der erste Roman der Autorin Micaela von Marcard umfasst gleich ein ganzes Jahrhundert deutscher Geschichte. Franz wird im Jahr 1900 in die Patrizierfamilie einer deutschen Hansestadt hineingeboren. Sein Vater verlässt die Familie schon kurz nach seiner Geburt, da er den ersehnten Stammhalter für schwachsinnig hält. Die junge Ehefrau ist mit dieser Flucht gar nicht so unglücklich und arrangiert ihr Leben mit der mexikanischen Mutter, ihrer Schwester und dem kleinen Sohn ohne Probleme.
Doch eines Tages taucht der so plötzlich verschwundene Vater wieder auf und erhebt Ansprüche auf den jetzt halbwüchsigen Sohn. Franz muss, gegen seinen Willen und gegen den Willen seiner Mutter, in eine Kadettenanstalt, wo den sensiblen Jungen ein ganz anderes Leben erwartet ...
Die Autorin wechselt zwischen den Kapiteln immer wieder die Zeit- und Erzählebenen und verschafft dem Leser so einen interessanten Einblick in eine Familiengeschichte, die ein ganzes Jahrhundert umspannt, vom Kaiserreich bis zum Fall der Mauer. Ein packend geschriebenes Stück Zeitgeschichte für die jetzt wieder länger werdenden Herbstabende!
Rezensentin: Katrin Hündgen

Rezension
"In diese graue, bürgerliche Nordwelt holt Micaela von Marcard Farben und Lebendigkeit eines exotischen, wilden Traums. Sie erzählt von einer hanseatischen Familie, wie meine Großmutter sie gern gehabt hätte – ein im doppelten Wortsinn phantastischer Roman." (Irene Dische)
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Stand: 09. November 2006
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