Klaus
Kordon: Krokodil im Nacken. Beltz & Gelberg-Verlag 2002. ISBN:
3-407-80893-3. |
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Mit diesem autobiographischen Roman hat Klaus Kordon ein
eindrückliches Bild der Nachkriegsjahre und der
Entwicklungsgeschichte der DDR geschaffen. Sein Alter Ego Manfred
Lenz wächst 1943 geboren am Prenzlauer Berg auf. Berlin ist sein
Zuhause, er ist überall unterwegs und muss dann miterleben, wie
seine Stadt geteilt wird. Er lebt nach dem Tod der Mutter (der
Vater war im 2. Weltkrieg gefallen) in verschiedenen Heimen auf und lernt die
sozialistischen Erziehungsideale und Methoden hautnah kennen.
Als er, gerade 19 Jahre alt, Hannah – seine große Liebe –
kennen lernt, beginnt er seine berufliche Laufbahn zu forcieren:
nachdem er recht erfolgreich seinen Militärdienst abgeleistet hat,
holt er das Abitur nach und beginnt neben der Arbeit ein Studium.
Mittlerweile ist er auch zweifacher Vater.
Lenz steigt auf und darf beruflich nach Asien reisen, aber oft darf
er nicht sagen, was er denkt, er darf seine schriftstellerischen
Arbeiten nicht veröffentlichen, ohne seine Familie zu gefährden.
Er soll in die Partei eintreten, was er ablehnt und sich damit verdächtig
macht. Als ihm und Hannah mit Schrecken klar wird, dass sie ihre
Kinder nicht vor Infiltration durch Kindergarten und Schule bewahren
können, entschließen sie sich 1972 zur Flucht. Diese misslingt und
beide sitzen 1 Jahr in Untersuchungshaft, die Kinder kommen in ein
Heim. 1973 werden sie von der BRD freigekauft und ein langes Jahr später
dürfen auch die Kinder die DDR verlassen.
Kordon beschreibt "seinen" Staat, wie er ihn erlebt hat, wie er
in diesem Gefüge aufwuchs, von innen, ohne zu beurteilen. Er
versucht zu erzählen, was Lenz und seiner Familie widerfahren ist,
ohne dem Leser seine Anschauung aufzunötigen. |
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Rezensentin: Britta
Kiersch |
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Paul
Auster: Buch der Illusion. Rowohlt-Verlag 2002. ISBN: 3-498-00052-7. |
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Paul Austers Protagonist
Prof. David Zimmer ist ein gebrochener Mann, seine Familie ist bei
einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen. Das einzige, das ihn am
Leben erhält, ist die Arbeit an einem kleinen Buch über Hector
Mann, einen 1929 verschollenen Stummfilmkomiker. Auf mysteriöse
Weise tauchen dessen verloren geglaubte Filme wieder auf und plötzlich
steht eines Abends eine junge Frau vor Prof. Zimmers Tür, die
behauptet, Hector Mann möchte sich mit ihm treffen und er solle
sofort mit ihr nach New Mexiko fliegen.
Ein sehr vielschichtiges, mit filmischen Techniken versehenes und
sehr unterhaltsames Buch, das den Leser in seinen Bann zieht und
erst mit der letzten Seite wieder entlässt. |
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Rezensentin: Dagmar
Dauerer |
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Martina
Borger/Maria E. Straub: Kleine Schwester. Diogenes-Verlag 2002.
ISBN: 3-257-06317-2. |

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Die zwölfjährige Lilly,
deren Eltern soeben verhaftet wurden, sitzt auf der Polizeiwache
und schweigt. Stumm lässt sie ihre Kindheit Revue passieren. Auf
diese Art und Weise erfahren die LeserInnen von den vergeblichen
Versuchen der Eltern, ein weiteres Kind zu bekommen und deren
Entschluss, ein Pflegekind in die Familie zu holen, und endlich
eine „richtige“ Familie zu sein. Sie lesen aber auch von der
zunehmenden Überforderung der Eltern, die Lillys kleine
Pflegeschwester mehr und mehr sich selbst überlassen und sie
schließlich in einen Kellerraum sperren, wo sie völlig entkräftet
und verwahrlost Wochen später von der Polizei gefunden wird.
Erschüttert und zutiefst bewegt, nicht zuletzt wegen der fast nüchternen
Sicht Lillys auf die Dinge, ist man geradezu gezwungen, das Buch
nicht eher aus der Hand zu legen, bis man am bitteren Ende
angelangt ist und erfährt, was denn nun mit Lilly geschehen wird.
Ein weiterer brillanter Roman des Autorinnen-Duos! |
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Rezensentin: Susanne Wuttig |
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Marcel
Theroux: Wer war Patrick March?
Beck-Verlag 2002. ISBN: 3-406-48700-9. |
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Der Tod seines Onkels
Patrick krempelt das Leben von Damien March gehörig um. Erstaunt
stellt er fest, dass ihm das Haus vor der Küste von Cape Cod
vermacht wurde, und dies, obwohl er seinen Onkel kaum richtig
gekannt hat. Da er mit seinem Job im Speziellen und seinem Leben
im Allgemeinen latent unzufrieden ist, entschließt sich Damien
dazu, in das Haus zu ziehen. Doch der geplante Neuanfang wird für
ihn zu einer Odyssee in die familiäre Vergangenheit.
Er stößt auf ein unveröffentlichtes Manuskript seines Onkels,
dessen Handlung von Mord und Betrug einen immer mysteriöseren
Schatten auf das Leben von Patrick March wirft.
Theroux entwirft mit seinem Roman die spannende Suche nach der
Identität eines Menschen und stellt somit ganz allgemein die
Frage, wie viel Platz unsere Gesellschaft der Entwicklung
individueller Persönlichkeit tatsächlich lässt. |
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Rezensent: Oliver
Wichmann |
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