Schlafräuber

im Oktober 2002
 
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Klaus Kordon: Krokodil im Nacken. Beltz & Gelberg-Verlag 2002. ISBN: 3-407-80893-3.
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Mit diesem autobiographischen Roman hat Klaus Kordon ein eindrückliches Bild der Nachkriegsjahre und der Entwicklungsgeschichte der DDR geschaffen. Sein Alter Ego Manfred Lenz wächst 1943 geboren am Prenzlauer Berg auf. Berlin ist sein Zuhause, er ist überall unterwegs und muss dann miterleben, wie seine Stadt geteilt wird. Er lebt nach dem Tod der Mutter (der Vater war im 2. Weltkrieg gefallen) in verschiedenen Heimen auf  und lernt die sozialistischen Erziehungsideale und Methoden hautnah kennen.
Als er, gerade 19 Jahre alt, Hannah – seine große Liebe – kennen lernt, beginnt er seine berufliche Laufbahn zu forcieren: nachdem er recht erfolgreich seinen Militärdienst abgeleistet hat, holt er das Abitur nach und beginnt neben der Arbeit ein Studium. Mittlerweile ist er auch zweifacher Vater.
Lenz steigt auf und darf beruflich nach Asien reisen, aber oft darf er nicht sagen, was er denkt, er darf seine schriftstellerischen Arbeiten nicht veröffentlichen, ohne seine Familie zu gefährden. Er soll in die Partei eintreten, was er ablehnt und sich damit verdächtig macht. Als ihm und Hannah mit Schrecken klar wird, dass sie ihre Kinder nicht vor Infiltration durch Kindergarten und Schule bewahren können, entschließen sie sich 1972 zur Flucht. Diese misslingt und beide sitzen 1 Jahr in Untersuchungshaft, die Kinder kommen in ein Heim. 1973 werden sie von der BRD freigekauft und ein langes Jahr später dürfen auch die Kinder die DDR verlassen.
Kordon beschreibt "seinen" Staat, wie er ihn erlebt hat, wie er in diesem Gefüge aufwuchs, von innen, ohne zu beurteilen. Er versucht zu erzählen, was Lenz und seiner Familie widerfahren ist, ohne dem Leser seine Anschauung aufzunötigen.

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Rezensentin: Britta Kiersch

 

Paul Auster: Buch der Illusion. Rowohlt-Verlag 2002. ISBN: 3-498-00052-7.

show Cover Paul Austers Protagonist Prof. David Zimmer ist ein gebrochener Mann, seine Familie ist bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen. Das einzige, das ihn am Leben erhält, ist die Arbeit an einem kleinen Buch über Hector Mann, einen 1929 verschollenen Stummfilmkomiker. Auf mysteriöse Weise tauchen dessen verloren geglaubte Filme wieder auf und plötzlich steht eines Abends eine junge Frau vor Prof. Zimmers Tür, die behauptet, Hector Mann möchte sich mit ihm treffen und er solle sofort mit ihr nach New Mexiko fliegen.
Ein sehr vielschichtiges, mit filmischen Techniken versehenes und sehr unterhaltsames Buch, das den Leser in seinen Bann zieht und erst mit der letzten Seite wieder entlässt.
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Rezensentin: Dagmar Dauerer

 
Martina Borger/Maria E. Straub: Kleine Schwester. Diogenes-Verlag 2002. ISBN: 3-257-06317-2.

Die zwölfjährige Lilly, deren Eltern soeben verhaftet wurden, sitzt auf der Polizeiwache und schweigt. Stumm lässt sie ihre Kindheit Revue passieren. Auf diese Art und Weise erfahren die LeserInnen von den vergeblichen Versuchen der Eltern, ein weiteres Kind zu bekommen und deren Entschluss, ein Pflegekind in die Familie zu holen, und endlich eine „richtige“ Familie zu sein. Sie lesen aber auch von der zunehmenden Überforderung der Eltern, die Lillys kleine Pflegeschwester mehr und mehr sich selbst überlassen und sie schließlich in einen Kellerraum sperren, wo sie völlig entkräftet und verwahrlost Wochen später von der Polizei gefunden wird.
Erschüttert und zutiefst bewegt, nicht zuletzt wegen der fast nüchternen Sicht Lillys auf die Dinge, ist man geradezu gezwungen, das Buch nicht eher aus der Hand zu legen, bis man am bitteren Ende angelangt ist und erfährt, was denn nun mit Lilly geschehen wird.
Ein weiterer brillanter Roman des Autorinnen-Duos!

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Rezensentin: Susanne Wuttig

 

Marcel Theroux: Wer war Patrick March? Beck-Verlag 2002. ISBN: 3-406-48700-9.

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Der Tod seines Onkels Patrick krempelt das Leben von Damien March gehörig um. Erstaunt stellt er fest, dass ihm das Haus vor der Küste von Cape Cod vermacht wurde, und dies, obwohl er seinen Onkel kaum richtig gekannt hat. Da er mit seinem Job im Speziellen und seinem Leben im Allgemeinen latent unzufrieden ist, entschließt sich Damien dazu, in das Haus zu ziehen. Doch der geplante Neuanfang wird für ihn zu einer Odyssee in die familiäre Vergangenheit.
Er stößt auf ein unveröffentlichtes Manuskript seines Onkels, dessen Handlung von Mord und Betrug einen immer mysteriöseren Schatten auf das Leben von Patrick March wirft.
Theroux entwirft mit seinem Roman die spannende Suche nach der Identität eines Menschen und stellt somit ganz allgemein die Frage, wie viel Platz unsere Gesellschaft der Entwicklung individueller Persönlichkeit tatsächlich lässt.

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Rezensent: Oliver Wichmann


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Stand: 07. Oktober 2006
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