Bjarne
Reuter: Prinz Faisals Ring. Sauerländer-Verlag 2002. ISBN: 3-7941-4800-2. |
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Tom
Collins lebt mit seiner Mutter und seiner Halbschwester auf der
kleinen Karibikinsel Nevis, als er eines Nachts beim Fischen zwei
Schiffbrüchige vor dem Ertrinken rettet: den spanischen Lügenbold
Ramón und einen jungen schwarzen Sklaven, von dem Ramón behauptet
er sei Faisal, der Prinz von Kap Verde und sie würden eine fürstliche
Belohnung von dessen Vater erwarten können, wenn sie ihn zurückbrächten.
Diese Belohnung will er mit Tom teilen, da er ja ihr Retter ist.
Aber dann ist Ramón eines Tages spurlos verschwunden und Prinz
Faisal mit ihm. Da macht Tom sich auf die Suche, denn er will auf
seinen Lohn nicht verzichten.
So beginnt Toms Odyssee um die halbe Welt und vor der farbenprächtigen
Kulisse der Karibik des 17. Jahrhunderts spielt Bjarne Reuters
zugleich spannend und erstaunlicherweise auch detailverliebtes Buch.
Faszinierend lebendig stehen die Personen vor einem: Sklavenhändler,
Piraten, britische Soldaten, Kaufleute und nicht zuletzt Tom selbst,
seine Familie und das Mädchen seines Herzens.
Wir haben hier einen ganz großartigen Abenteuerroman, so prall
voller Leben, absurdem Humor, schrägen Gestalten, es ist
eine wahre Wonne. |
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Rezensentin: Britta
Kiersch |
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Michael
Krüger: Das falsche Haus. Suhrkamp-Verlag 2002. ISBN: 3-518-41349-X. |
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Ein
Mann gerät in einer fremden Stadt zufällig in ein
geheimnisvolles Haus und damit auch in eine komplizierte
Familiensituation. Er lebt einige Zeit mit den Bewohnern, wobei
aber alle Ereignisse offen bleiben, umgeben von Merkwürdigkeiten
und Geheimnissen. Diese werden nur an wenigen Stellen gelüftet.
Alles bleibt mehr oder weniger in der Schwebe.
Krüger ist ein gescheiter Mann und ein scharfer Beobachter alles
Menschlichen. Entsprechend ist sein Schreibstil: präzise, mitreißend
und sehr lesenswert. |
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Rezensentin: Dr.
Gerhild Götz |
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Bodo
Kirchhoff: Schundroman. Frankfurter Verlagsanstalt 2002. ISBN:
3-627-00095-1. |

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Mit seinem neuen Buch "Schundroman" legt Bodo Kirchhoff
eine Parodie auf die Form des Groschenromans
vor. Der Auftragskiller Hold bringt erst den falschen Mann
um (einen berühmten Literaturkritiker) und verliebt sich dann in
die richtige Frau. Womit auch gleich die zwei Hauptthemen des
Buches, "Liebe" und "Verbrechen", angesprochen sind.
Man merkt dem Buch an, welchen Spaß der Autor beim
Schreiben hatte. Durch die geschickte Vorverlegung des
Erscheinungstermins wird der Diskussion um Walsers neues Buch das
I-Tüpfelchen aufgesetzt. Lesen und schwelgen Sie! |
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Rezensentin: Dagmar Dauerer |
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Stephen
Booth: Kühler Grund. Goldmann-Verlag 2002. ISBN: 3-442-54540-4. |
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Mitten im englischen Nationalpark Peak District liegt
wildromantisch und beschaulich die Ortschaft Edendale. Doch in dem
idyllischen Marktflecken ist bald nichts mehr so wie es war, als
die Leiche einer vermissten 15jährigen gefunden wird. Der
einheimische Polizist Ben Cooper wird mit den Ermittlungen
beauftragt und erhält zu diesem Zweck die neue Kollegin Diane Fry
and die Seite gestellt. Doch der unkonventionelle Polizist und
seine ehrgeizige Partnerin haben nur zu bald genug Probleme
miteinander und die Vorgesetzten wollen Ergebnisse sehen...
Ein Ermittlerpaar, das sich nicht ausstehen kann, ein alter Mann,
der mehr weiß als er sagt und ein Spießbürgertum, hinter dessen
Fassade sich Abgründe auftun – mit diesen Zutaten ist Stephen
Booths außergewöhnliches Krimidebüt „Kühler Grund“
versehen.
Der atmosphärisch dicht erzählte
Roman zieht den Leser augenblicklich in seinen Bann und lässt ihn
bis zur letzten Seite nicht mehr los. Man erlebt die Handlung mit
einer Intensität, als wäre man selbst dort in Derbyshire, mit
all seinen Problemen, Ängsten und dunkeln Geheimnissen.
Mein Tipp für eine anspruchsvolle und superspannende Urlaubslektüre. |
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Rezensent: Oliver
Wichmann |
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Olivier
Douzou und Lynda Corazza: Die Allertollsten. Picus-Verlag
2002. ISBN:
3-85452-851-5. |

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Eine Gruppe von Kindern steht beisammen, sie unterhalten
sich. Jedes Kind versucht die anderen mit den abstrusesten
Geschichten auszustechen, es entspinnt sich ein richtiger
Wettbewerb. Nur eines der Kinder steht etwas am Rande und
beteiligt sich nicht an dem allgemeinen Geprotze, es hört
vielmehr erstaunt zu und einmal gelingt es ihm auch, die Bande
etwas aus dem Konzept zu bringen, aber
den endgültigen Cut bringt folgender Satz: „Dafür ist
mein Bruder verliebt. Er ist in eine Geliebte verliebt“. Darauf
gibt es wahrlich
nichts mehr zu sagen und dieser Zustand ist absolut gelungen
dargestellt: die Angeber haben auf einmal keinen Münder mehr! So
ist im Ganzen dieses Bilderbuch minimalistisch, prägnant und
herrlich satirisch illustriert und unterstreicht gekonnt den
ebenfalls knappen und auf den Punkt genauen Text. Wirklich ein
Bilderbuch der Allertollsten. |
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Rezensentin: Britta Kiersch |
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Kressmann
Taylor: Adressat unbekannt. Rowohlt-Verlag 2002. ISBN: 3-499-23093-3. |

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Das Buch sammelt die Briefe zweier Freunde im Zeitraum
November 1932 bis März 1934. Der eine, Max, jüdischer
Abstammung, lebt in San Francisco, der andere, Martin, ist wieder
in seine Heimat Deutschland zurückgekehrt. Im Laufe weniger
Monate ist Martin nicht mehr wieder zu erkennen, er ist der NSDAP
beigetreten und verbittet sich jeden weiteren Kontakt mit seinem jüdischen
Freund. Auch als Max´ Schwester, die sich in Deutschland aufhält,
in Gefahr gerät und Max Martin um Hilfe bittet, reagiert dieser
eiskalt und Max erhält eine erschütternde, nüchterne Antwort.
Doch jetzt rächt Max sich.
Ein schmales Büchlein das komprimiert die Entwicklung eines
Menschen zum jubelnden NSDAP-Mitglied aufzeigt. Sehr lesenswert
und sicher auch als Klassenlektüre geeignet. |
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Rezensentin: Dagmar Dauerer |
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