Schlafräuber

im Juli 2002
 
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Jesús Díaz: Erzähl mir von Kuba. Piper-Verlag 2002. ISBN: 3-492-23672-3.
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In seinem vierten auf deutsch erschienenen Roman lässt der kürzlich im spanischen Exil verstorbene cubanische Autor Jesús Díaz seinen Protagonisten Stalin Martínez auf dem Dachgarten seines Bruders in der prallen Sonne Miamis "braten", um so das Aussehen eines "balseros" – eines Bootsflüchtlings – zu erlangen und eine Aufenthaltsgenehmigung für die USA zu erhalten. Die Handlung des Romans ist auf wenige Tage begrenzt, in denen sich der junge Zahnarzt Martínez an seine Familie, an seine untreue Ehefrau und an seinen Arbeitsalltag in Cuba erinnert. Spannend und realistisch werden die Probleme im heutigen cubanischen Alltag beschrieben.

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Rezensent: Michael Meyer

 

Morton Rhue: Ich knall euch ab! Ravensburger-Verlag 2002. ISBN: 3-473-58172-0.

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Mit den Ereignissen in Littleton begann die Welt zu realisieren, wie gewaltbereit Kinder und Jugendliche heutzutage teilweise sind und spätestens seit dem Drama in dem Erfurter Gymnasium geht auch bei uns die Angst um.
Morton Rhue zeichnet das vielseitige Bild der möglichen Entstehungsgeschichte einer fiktiven Bluttat zweier Jungen. In Interviewform kommen Mitschüler, Eltern, Nachbarn, Lehrer der beiden Jungen zu Wort und einer von beiden in Auszügen eines Abschiedsbriefes: „Ich weiß nicht, ob ich wirklich erklären kann, warum ich das getan habe. Vielleicht, weil ich weiß, dass ich niemals glücklich sein  werde... Es hat nur damit zu tun, dass das Leben für mich keinen Sinn mehr hat.“
Es geht wohl darum, zu begreifen, dass diese Täter selber Opfer sind und wie, bzw. durch wen und was sie das wurden. Es geht um den Einfluss der neuen Medien und die alltägliche Praktizierbarkeit von Gewalt. Mit diesem Buch wird (besonders in den Schulen) der Einstieg in die Diskussion ermöglicht und es sollte in jeder Schule Pflichtlektüre für Schüler ab 14 Jahren sein.
 

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Rezensentin: Britta Kiersch

 
Anne-Sophie Brasme: Dich schlafen sehen. Goldmann-Verlag 2002. ISBN: 3-442-30990-5.

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In ihrem Debütroman, der in Frankreich wochenlang auf den Bestseller-Listen stand, schreibt die erst 16 jährige Autorin von einer äußerst intensiven, aber nur kurz währenden Freundschaft zwischen der 13 jährigen Charlène und der gleichaltrigen Sarah.
Während Charlène der Freundin vertraut, sie bewundert und fast bis zur Selbstaufgabe verehrt, beginnt Sarah nach und nach diese Zuwendung auszunutzen und ein grausames Spiel mit ihr zu spielen.
Mit beklemmender Nachhaltigkeit beschreibt die Autorin die oft fließenden Grenzen zwischen Liebe und Hass und verleiht so den Worten „Liebe, bis der Tod sie scheidet“ eine ungeahnt brisante Bedeutung.

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Rezensentin: Susanne Wuttig

 
José Saramago: Das Zentrum. Rowohlt-Verlag 2002. ISBN: 3-498-06351-0.

"Das Zentrum" handelt vom 64jährigen Cipriano Algor, seiner Tochter Martha und deren Mann Marcal, der als Wachmann in einem Einkaufs- und Vergnügungszentrum arbeitet. Alle zehn Tage hat er einen Tag frei und besucht Frau und Schwiegervater, die in einem nahegelegenen Dorf eine Töpferei betreiben, die das Zentrum mit Tellern und Töpfen beliefert.
Der Roman beginnt mit dem Tag, an dem Algors Töpferware vom Zentrum nicht mehr gebraucht wird, da es industrielle Ware bevorzugt. Und hier klingt auch bereits das Hauptmotiv des Romans an – durch Massenwaren, technische Reproduzierbarkeit und alle Errungenschaften unserer Unterhaltungsindustrie geht das Individuelle komplett verloren. Martha und ihr Vater versuchen sich zunächst mit aller Anstrengung in das moderne Leben und dessen Anforderungen zu integrieren, wobei die Handlung dann zum Schluss hin eskaliert und die Familie sich bewusst abwendet.
Hier wird mit scheinbar einfachen Mitteln eine unheimlich beklemmende Atmosphäre geschaffen. Wie auf einer Töpferscheibe rotiert das Geschehen, dadurch dass einzelne Motive immer wieder aufgegriffen werden. Durch viele fast philosophische Dialoge entsteht ein sehr plastisches und detailliertes Bild der Protagonisten. Ein absolut lesenswertes Buch, das einen auf der einen Seite nachdenklich stimmt, auf der anderen Seite die ganze Zeit fesselt.

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Rezensentin: Sandra Weiser

 
Astrid Lindgren: Das entschwundene Land. Oetinger-Verlag 2002. ISBN: 3-7891-1940-7.

Die Liebesgeschichte zwischen Samuel August und Hanne, den Eltern von Astrid Lindgren, war schlicht, wunderschön und dauerte ein ganzes Leben. Der Frieden und das Glück dieser Beziehung sind sicher auf Astrid und ihre Geschwister übergegangen, die eine unbeschwerte Kindheit und Jugend in Småland verlebten .
Das alles beschreibt sie mit leichter Hand, in diesem wunderbar warmen, menschlichen und unverwechselbaren Ton, der auch ihre zahlreichen, unsterblichen Kinderbücher prägt.
Beim Lesen wird man selbst ein wenig glücklicher.

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Rezensentin: Dr. Gerhild Götz

 
Jonathan Franzen: Die Korrekturen. Rowohlt-Verlag 2002. ISBN: 3-498-02086-2.

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Nach 50 Jahren Ehe möchte Enid noch einmal ihre Familie, ihre 3 Kinder sind in alle Winde verstreut, zu einem gemeinsamen Weihnachtsfest zusammenbringen. Das Fest misslingt, es endet in familiären Grabenkämpfen, Beschimpfungen und Verletzungen, der große Traumeiner trauten, wiedervereinten Familie zerplatzt.
Mit Scharfblick und Sarkasmus portraitiert Franzen, teilweise sehr verstörend, diese amerikanische Familie und hält was man sich nach all den Vorschußlorbeeren in der Presse von diesem Buch verspricht.
Bilden Sie sich Ihr eigenes Urteil und lesen Sie ein außergewöhnliches, beeindruckendes Buch.

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Rezensentin: Dagmar Dauerer

 

Jean-Claude Izzo: Aldebaran. Unionsverlag 2002. ISBN: 3-293-00294-3.

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Wieder ist Marseille Schauplatz und zugleich „Hauptfigur“ des neuen Romans von Jean-Claude Izzo. Anhand der Lebensgeschichte von drei Seeleuten, deren Frachter, die „Aldebaran“, im Hafen fest liegt, zeichnet Izzo ein faszinierendes Bild dieser Stadt am Mittelmeer:  als Schmelztiegel, als niedergehende Hafenstadt, als Stadt des Exils in Vergangenheit und Gegenwart, als Stadt, die unter dem Ansturm der Moderne dabei ist, ihre historischen Wurzeln zu verlieren. Ein großartiges Buch: fesselnd, lebensvoll und zugleich voller melancholischer Trauer.

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Rezensent: Manfred Kunz


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Stand: 07. Oktober 2006
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