Robert Kurz: Das Weltkapital.
Globalisierung und innere Schranken des modernen
warenproduzierenden Systems. Critica Diabolis Bd. 129. Bittermann
Edition Tiamat 2005. ISBN: 3-89320-085-1. |

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Zum Buch
Unbeeindruckt von der Debatte um die Globalisierung geht die
Herausbildung eines transnationalen Weltkapitals jenseits der
alten Nationalökonomien weiter. Dabei zeigt sich, dass die
Erklärungsversuche der 90er Jahre zu kurz gegriffen haben. Die
Deutungs- und Bewältigungsmuster blieben pragmatisch und
moralisch; die Orientierung war rückwärts gewandt und ging über
den Begriffshorizont der traditionellen politischen Ökonomie nicht
hinaus.
Robert Kurz verlässt diesen Rahmen, um die neue Qualität der
kapitalistischen Entwicklung jenseits der veralteten
Interpretationsmuster zu untersuchen. Es erweist sich, dass mit
der 3. industriellen Revolution der im modernen
warenproduzierenden System strukturell angelegte Widerspruch von
Nationalismus und Universalismus reif geworden ist. Dabei handelt
es sich nicht um die Wiederkehr des Immergleichen, sondern um
einen historischen Entwicklungsprozess.
Im Unterschied zur bisherigen Geschichte bildet sich heute eine
durch globale Rationalisierungsketten organisierte
Betriebswirtschaft heraus, gesteuert von entsubstantialisierten
Finanzblasen. Da bedarf es nicht weniger als einer Umwälzung der
Gesellschaft über die warenproduzierende Moderne hinaus.
Aus dem Inhalt
- Die Mogelpackung der "zweiten Moderne"
- Auf dem Weg zur transnationalen Betriebswirtschaft
- Vom Fordismus zur globalen Finanzblasen-Ökonomie
- Die Tücken der verkürzten Kapitalismuskritik
Zum Autor
Robert Kurz, 1943 geboren, lebt als freier Publizist, Journalist
und Referent im Kultur- und Wirtschaftsbereich in Nürnberg. Er ist
Mitherausgeber der gesellschaftskritischen Theoriezeitschrift
Exit und
veröffentlichte bisher u. a. folgende Titel: "Der
Kollaps der Modernisierung" (1991), "Feierabend.
Zwölf Attacken gegen die Arbeit" (1999), "Weltordnungskrieg"
(2003).
Verlagsinformation
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Diedrich Diederichsen:
Musikzimmer.
Avantgarde und Alltag. Kiepenheuer & Witsch-Verlag 2005. ISBN:
3-462-03644-0. |

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Zum
Buch
Das Vinyl, auf dem wir kreisen oder: Skepsis gegenüber Tiermusik.
Diedrich Diederichsen über: Jimi Hendrix, Duke Ellington, Arnold
Schönberg, Fat Boy Slim, Cher, Daft Punk, Courtney Love, Jan Delay,
Air, Pink Floyd, Blumfeld, Kevin Rowland, Elvis Presley, New
Order, Eric Clapton, John Coltrane, Stanley Kubrick, Björk, Johann
Strauß, Wu-Tang Clan, Neil Young, Lou Reed, Fehlfarben, Small
Faces, Bob Dylan, Joni Mitchell, Sid Vicious, Johnny Cash,
Madonna, Eminem ...
Eines der zentralen Stichwörter hier ist Leben. Geht es doch immer
wieder darum, das Verhältnis von Pop-Musik und Leben auszuloten.
Vom Leben als Musikhörer, Konzertbesucher, Plattensammler über
neue Lebensentwürfe zur Idee von einem besseren Leben, wie es die
Pop-Musik immer wieder verspricht. Aber auch Lebensgeschichten
werden erzählt, vom Großkosmiker Sun Ra und Funk-Korvettenkapitän
George Clinton, von Larry Levan, dem DJ-Heroen aus der legendären
New Yorker "Paradise Garage", dem es gelang aus vielen einzelnen
Schallplatten das dynamische flüssige Gewand einer Nacht zu weben.
"Radikalisiert das Leben!" hieß unerträglicher Weise der
Werbespruch für den Musiksender "Viva zwei". Zum Leben gehört aber
auch der Tod und so ist "Viva zwei" längst untergegangen.
Das Musikzimmer ist hier mehr als der bürgerliche Salon, wo man
sich einst zur Hausmusik versammelte. Natürlich ist es zum
Musikhören da, es ist aber auch Disco, Flugzeug, Plattenladen,
Konzertbühne und "Listening Space".
Zum Autor
Diedrich Diederichsen, geboren 1957 in Hamburg, war in den 1980er
Jahren Redakteur von Musikzeitschriften, in den 1990er Jahren
Hochschullehrer. Er veröffentlicht regelmäßig in "Texte zur
Kunst", "Theater heute" und "Tagesspiegel" und lebt in Berlin.
Von ihm liegen zahlreiche weitere Veröffentlichungen vor.
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Erika Mann: Blitze überm Ozean.
Aufsätze, Reden, Reportagen. Herausgegeben von Irmela von der Lühe
und Uwe Naumann. Rowohlt-Taschenbuch-Verlag 2001. ISBN:
3-499-23107-7. |

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Zum
Buch
Sie war ein echtes Multitalent: Erika Mann, die älteste Tochter
von Katia und Thomas Mann. Zum ersten Mal werden jetzt ihre
wichtigsten journalistischen Arbeiten in einem Buch
zusammengefasst. Die Texte, von denen viele bisher ungedruckt
waren, spiegeln ein in jeder Hinsicht ungewöhnliches, rasantes
Frauenleben – und ein wichtiges Stück Zeitgeschichte.
"Endlich: die Publizistin Erika Mann ist auf Deutsch zu lesen.
(...) Wie gerne wäre man mit ihren Texten, ja, mit einem solchen
journalistischen Vorbild aufgewachsen." (Margrit Gerste, DIE
ZEIT)
Zur Autorin
Erika Mann wurde am 9. November 1905 in München geboren. Sie
arbeitete zunächst als Schauspielerin und Journalistin. Anfang
1933 gründete sie in München das Kabarett "Die Pfeffermühle";
wenige Wochen später ging sie mit der gesamten Truppe ins Exil. Ab
1936 lebte sie überwiegend in den USA, als Vortragsrednerin und
Publizistin. Während des Zweiten Weltkriegs wirkte sie unter
anderem an den Deutschland-Programmen der BBC mit und war
Kriegsberichtserstatterin für die Alliierten. 1952 kehrte sie mit
den Eltern zurück nach Europa. Am 27. August 1969 starb sie in
Zürich.
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Erika Mann/Klaus Mann: Escape to
Life. Deutsche Kultur im Exil.
Herausgegeben und Nachwort von Heribert Hoven.
Rowohlt-Taschenbuch-Verlag 1996. ISBN: 3-499-13992-8. |

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1939
veröffentlichten Erika und Klaus Mann in den USA "Escape to life",
ein Who's Who der deutschen Kultur im Exil. Sie porträtieren die
wichtigsten Persönlichkeiten der von Hitler in die Emigration
getriebenen geistigen Elite Deutschlands. Kaum ein bedeutender
Name fehlt in der hier aufgeführten Allianz gegen den Faschismus.
Von Albert Einstein bis Bertolt Brecht, von Carl Zuckmayer bis
George Grosz reicht die Liste der Künstler und Wissenschaftler,
die in sehr persönlich gehaltenen Essays vorgestellt werden.
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Urs Bitterli: Golo Mann. Instanz
und Außenseiter.
Eine Biographie. Durchgesehene Ausgabe. Rowohlt-Taschenbuch-Verlag
2005. ISBN: 3-499-24078-5. |

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Buch
Die erste umfassende Biographie des großen Historikers und
Publizisten. Spätestens seit seinem "Wallenstein" galt Golo Mann
als einer der wichtigsten deutschen Historiker des 20.
Jahrhunderts. Unter Einbeziehung des Nachlasses widmet sich
Mann-Experte Urs Bitterli dem Werk, dem politischen Engagement und
dem bewegten Leben des Dichtersohns, angefangen mit der Kindheit
und Jugend im Haus des berühmten Vaters.
Zum Autor
Urs Bitterli, geboren 1935, war bis zu seiner Emeritierung
Professor für Neuere Geschichte an der Universität Zürich.
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Michael Jürgs: Der kleine Frieden
im Großen Krieg.
Westfront 1914: Als Deutsche, Franzosen und Briten gemeinsam
Weihnachten feierten. Goldmann-Verlag 2005. ISBN: 3-442-15303-4. |

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Buch
Die vielleicht bewegendste Weihnachtsgeschichte der Neuzeit: 1914
nehmen sich die einfachen Soldaten der verfeindeten Seiten die
Freiheit zum Waffenstillstand, bevor der blutige Weltkrieg dann
doch weitergeht. Bestsellerautor Michael Jürgs erzählt die zeitlos
aktuelle Geschichte erstmals umfassend aus deutscher Sicht nach.
Zum Autor
Michael Jürgs, geboren 1945, war Chefredakteur von "Stern" und
"Tempo". Er hat sich als Autor zahlreicher Biografien einen Namen
gemacht. Seine Bücher waren alle Bestseller.
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Boris Groys: Zurück aus der Zukunft.
Osteuropäische Kulturen im Zeitalter des Postkommunismus.
Suhrkamp-Verlag 2005. ISBN: 3-518-12452-8. |

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Buch
Der Ort der kommunistischen Utopie war allein die Zukunft. Heute
aber ist der Ort des Kommunismus die Vergangenheit, denn er ist
ein reales Ereignis der Geschichte gewesen. Der Kommunismus ist
dabei abgeschlossen in dem Sinn, daß er zur geschichtlichen
Rezeption freigegeben ist. Das ermöglicht auch, die Spuren zu
verfolgen, in denen er heute noch sichtbar ist, in denen er immer
noch wirkt und auch den Westen, den damaligen Gegner,
transformiert.
Im vorliegenden Band untersuchen Wissenschaftler, u. a. Alain
Badiou, Chantal Mouffe, Boris Buden und Mikhail Ryklin, Formen und
Wirkungen des Postkommunismus in fünf Bereichen: in der Theorie
der Linken, im neuen Paradigma des "Fun", in Berichten aus den
nichtrussischen Teilen Osteuropas und in der Kunstszene Rußlands.
Der fünfte und letzte Bereich zeigt literarische Verarbeitungen
des Themas in Erzählungen u. a. von Ingo Schulze, Pavel
Pepperstein und Eduard Limonov.
Zum Autor
Boris Groys wurde 1947 in Ostberlin geboren und ist aufgewachsen
in der UdSSR, wo er an verschiedenen wissenschaftlichen Instituten
in Leningrad und Moskau arbeitete. Seit 1981 ist er in Deutschland
und seit 1994 Professor für Kunstwissenschaft, Philosophie und
Medientheorie an der Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe.
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Fritz Stern: Kulturpessimismus als
politische Gefahr.
Eine Analyse nationaler Ideologie in Deutschland. Vorwort von
Norbert Frei. Neuausgabe. Klett-Cotta-Verlag 2005. ISBN:
3-608-94136-3. |

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Zum
Buch
In seinem wegweisenden, "klassischen Buch" (Karl Dietrich Bracher)
aus dem Jahr 1961 beschreibt Fritz Stern am Beispiel früher
ideologischer Vorbereiter des Dritten Reiches den
Kulturpessimismus auch als gesamteuropäisches Phänomen. Zugleich
zeigt Fritz Stern uns heute die Gefährdungen auf, die den
modernen, liberalen und demokratisch verfassten Gesellschaften aus
der Verzweiflung an den Übeln der Moderne erwachsen.
Dieser Beitrag zur Erforschung des modernen Totalitarismus aus der
Feder eines der "kenntnisreichsten und einfühlsamsten
Deutschland-Historiker" zählt zu den "100 einflussreichsten
Büchern" seit 1945 (Times Literary Supplement).
Vorwort
Anfang der fünfziger Jahre war das Wort von der "deutschen
Katastrophe", mit dem Friedrich Meinecke die Erfahrung des
"Dritten Reiches" auf einen für seine Zeitgenossen zwar
kritischen, aber halbwegs erträglichen Begriff gebracht zu haben
schien, noch in vieler Munde. Doch es stand bereits in Konkurrenz
sowohl mit der auf aktuell-politische Parallelen zielenden
Totalitarismustheorie als auch mit offen apologetischen Deutungen,
nach denen die Deutschen 1933 Opfer eines "Dämons" geworden waren.
Andere, freilich eher im Ausland geläufige Interpretationen
knüpften mehr oder weniger grobe Kausalketten und zeichneten
Kontinuitätslinien von Hitler zurück auf Bismarck oder gar auf
Luther. Die seriöse geistesgeschichtliche Forschung hingegen
befand sich, ebenso wie die zeitgeschichtliche Empirie, noch in
ihren Anfängen. [...]
Sterns hier nach vielen Jahren wieder vorgelegtes Buch,
hervorgegangen aus seiner bereits 1953 angenommenen Dissertation,
wurde fast schlagartig berühmt. Dazu trug gewiß der
griffig-anspruchsvolle Titel bei, unter dem das Werk 1961 in den
USA erschien: "The Politics of Cultural Despair". Wichtiger aber
war am Ende wohl, daß der Autor sich in jugendlicher Kühnheit zu
einer wirkungsvollen Beschränkung seines ungeheuren Stoffes
entschlossen hatte. Statt auf erschöpfende Vollständigkeit setzte
Stern nämlich - ohne darüber die Komplexität seines Arguments zu
reduzieren - auf exemplarische Betrachtung: Mit Paul de Lagarde,
Julius Langbehn und Arthur Moeller van den Bruck untersuchte er
Leben, Werk und Wirkung dreier Vertreter jenes völkisch-nationalen
Irrationalismus, der gewiß nicht zwangsläufig, aber noch viel
weniger zufällig im "Dritten Reich" gemündet und gestrandet war.
Jenseits seiner zeitdiagnostischen Erhellungskraft, die das Buch
auch heute noch oder wieder zu entfalten vermag - man denke nur an
die in vielen Varianten vazierenden Ideologeme aus
Globalisierungskritik, Antisemitismus und antiamerikanischen
Affekten -, hat es der in vier Jahrzehnten natürlich weiter
vorangetriebenen Detailforschung in bemerkenswerter Weise
standgehalten. Zweifellos setzt die Intellectual History
gegenwärtig an einigen Punkten andere Akzente. So wird zum
Beispiel die Frage der Modernitätsfeindlichkeit der "konservativen
Revolution" unterdessen stärker diskutiert, und die bereits von
Stern betonte Transnationalität dieser Strömungen tritt mit
zunehmendem Wissen über ihre außerdeutschen Vertreter noch
deutlicher hervor. Zu den Erkenntnissen jedoch, die Stern mit
seiner subtilen (und später nicht nur von ihm selbst immer wieder
praktizierten) porträtistischen Methode über Langbehn, de Lagarde
und Moeller van den Bruck zusammentrug, ist nur noch wenig
hinzugekommen.
So bleibt Fritz Stern brillantes erstes Buch am Ende beides: ein
eindrucksvolles Zeugnis der Leistungsfähigkeit der frühen
Zeitgeschichtsforschung - und eine gültige Analyse der Gefahren
einer Politik, die sich aus der Verzweiflung an der Kultur des
Westens nährt.
Rezensionen
"Ein glänzender Kenner der jüngeren deutschen Geschichte und ein
Mann ... von faszinierender Darstellungskraft ..." (Helmut
Schmidt, DIE ZEIT)
"Niemand hat so präzise wie Stern den Kulturpessimismus des 19.
Jahrhunderts als politische Gefahr beschrieben und in ihm eine
mentale Voraussetzung zum Aufkommen des Nationalsozialismus
erkannt." (Wolf Lepenies)
Zum Autor
Fritz Stern, am 2. Februar 1926 in Breslau geboren, wuchs in ein
stark assimiliertes jüdisches Bildungsbürgertum hinein, das
zunehmend naturwissenschaftlich geprägt war. So wurde Stern, um
seine Zukunftschancen zu erhöhen, getauft. Da dies kein einfaches
Erbe ist, wurde die Geschichte und das Schicksal des deutschen
Judentums für Stern zum Lebensthema. 1938 flüchtete er mit seinen
Eltern in die Vereinigten Staaten und studierte deutsche
Geschichte an der Columbia Universität, wo er Professor für
Geschichte wurde. Er gilt als einer der besten Deutschlandkenner
in den USA. Neben zahlreichen Essays über bedeutende deutsche
Juden zählt dazu vor allem die zum Standardwerk avancierte
Doppelbiographie von Bismarck und dessen jüdischen Bankier Gerson
Bleichröder zu den großen wissenschaftlichen Leistungen Sterns.
1999 wurde er mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels
ausgezeichnet.
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Andre Gunder Frank: Orientierung im
Weltsystem.
Von der Neuen Welt zum Reich der Mitte. Promedia-Verlag, Wien
2005. ISBN: 3-85371-238-X. |

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Zum
Buch
Steht das Ende des amerikanischen Jahrhunderts unmittelbar bevor?
Zerplatzt die US-Ökonomie demnächst wie eine Spekulationsblase?
Droht dem Dollar der völlige Wertverlust? Mit welchen Mitteln
versucht die US-Regierung gegenzusteuern? Antworten auf diese
Fragen gibt Andre Gunder Frank im vorliegenden Buch, das ihn als
zutiefst politischen Intellektuellen und scharfen Polemiker
ausweist. Ausgangspunkt des Textes ist die Empörung über die
jüngsten von den USA und ihren Verbündeten geführten Kriege.
Hinter dieser Eskalation der Gewalt ortet Frank den Versuch der
Vereinigten Staaten, ihre globale Vormachtstellung mit
militärischen Mitteln zu verteidigen. Dies vor allem deshalb, weil
die wirtschaftlichen Grundlagen US-amerikanischer Macht –
insbesondere der Dollar als Weltgeld - sich als zunehmend brüchig
erweisen und daher die direkte, militärisch hergestellte Kontrolle
über Ressourcen wie Erdöl von besonderer Bedeutung.
So erklärt Frank beispielsweise die US-Liste der
"Schurkenstaaten", wie sie anlässlich der Kriegsvorbereitung gegen
Bagdad im März 2003 präsentiert und seither mehrmals aufgestockt
worden ist, mit der drohenden Konkurrenz des Euro für den Dollar
als Weltgeld. Der Irak vor der Besetzung, Nordkorea und der Iran
waren nicht zufällig allesamt Volkswirtschaften, die ihre
Auslandsgeschäfte von Dollar auf Euro umgestellt hatten bzw.
umstellen wollten. Europa und der kommenden Weltmacht China
empfiehlt Frank, sich von den einseitigen Devisenbeständen in
Dollar zu lösen, um sich so in einem zweiten Schritt davon zu
befreien, den Dollar und damit die USA stützen zu müssen.
Hatte Frank bis zu Beginn 1990er Jahre das von Deutschland
angeführte Westeuropa als ernsthaften Herausforderer der
US-Hegemonie angesehen, so sieht er mittelfristig nur noch eine
Region, der er die Ablösung der USA als führende Macht zutraut:
Ostasien - jene Region also, deren historische Bedeutung er
bereits in seinem letzten großen Buch, ReOrient (1998), in ein
neues Licht gerückt hatte. Einige Kapitel des vorliegenden Bandes
greifen die in ReOrient entwickelten Thesen auf und rechnen mit
jenen eurozentrischen Welt- und Geschichtsbildern ab, die Ostasien
vernachlässigen. Frank insistiert darauf, dass dieser Raum mit
Ausnahme der letzten zwei Jahrhunderte als jener Ort anzusehen
sei, in dem die Fäden der Weltwirtschaft zusammenliefen. Und er
hält es nicht für ausgeschlossen, dass sich der Kreis der
Geschichte schließt und das globale Zentrum nach seiner im
historischen Kontext relativ kurzen Verschiebung westwärts über
den Erdball (Westeuropa, Nordamerika) an seinen Ursprungs
zurückkehrt.
Zum Autor
Andre Gunder Frank, geboren 1929 in Berlin und gestorben 2005 in
Luxemburg, musste 1933 mit seiner
Familie in die USA emigrieren, wo er an der University of Chicago
bei Milton Friedman Ökonomie studierte. Seine weltweite
Bekanntheit begründete Andre Gunder Frank in den 1960er und 1970er
Jahren als einer der führenden Vertreter der Dependenztheorie.
Später erweiterte er diesen Ansatz in Richtung Weltsystemanalyse
und Globalgeschichte. Dank seiner Lehrtätigkeit in vielen
verschiedenen, vor allem lateinamerikanischen Ländern, in denen er
Wirtschaftswissenschaften, Soziologie, Anthropologie, Politologie
und politische Geschichte unterrichtete, war Frank auch an den
Reformen der Regierung Allendes in Chile beteiligt. Er ging
anschließend nach Europa zurück und erhielt gleichzeitig
Gastprofessuren in vielen Ländern. Zuletzt arbeitete er als
leitender Wissenschaftler am World History Center der Northeastern
University in Boston und an der Università di Calabria. Zu den
Hauptwerken unter seinen 43 Büchern gehören "Kapitalismus und
Unterentwicklung in Lateinamerika" (1968), "Abhängige Akkumulation
und Unterentwicklung" (1980), "The World System" (mit Barry Gills,
1992/1995/2000/2001) sowie "ReOrient" (1998). Im Promedia Verlag ist (gemeinsam mit Marta Fuentes-Frank)
erschienen: "Widerstand
im Weltsystem" (1990).
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