Volksblatt Würzburg, 30.11.2005, 19:41 Uhr


Schlappe für die Arcaden-Gegner
 

 

Würzburg – Genau eineinhalb Stunden lief die Bürgerversammlung am Dienstagabend bereits, als das Thema angesprochen wurde, dessentwegen wohl die meisten der 350 Zuhörer ins Veranstaltungszentrum Heiligkreuz gekommen waren: die geplanten Arcaden am Bahnhof. Zuvor hatte Oberbürgermeisterin Dr. Pia Beckmann erstmal "gut Wetter" gemacht und über die positive Nachricht von der geplanten Ikea-Ansiedlung berichtet.
 



OB Pia Beckmann und Stadtbaurat Christian Baumgart voll konzentriert bei der Bürgerversammlung. (FOTO: THERESA RUPPERT)   

 

Nachdem anschließend auch noch über die Nutzung des Mozart-Areals gesprochen worden war, ging es dann zur Sache. Sie wolle der gut funktionierenden Innenstadt keinen Schaden zufügen, sagte OB Beckmann in ihrem Eingangsstatement. "Wir müssen einen Weg finden, mit dem beide Seiten leben können", zeigte sie Kompromissbereitschaft in Richtung Arcaden-Gegner. Und dann ließ sie die Katze aus dem Sack. Der Investor mfi müsse ab sofort mit Vorgaben der Stadt leben, die ihm kürzlich übermittelt worden seien.

Im Klartext: So soll die bislang vorgesehene Einzelhandelsfläche unter Verzicht einer Nutzung des Ostflügels am Bahnhof reduziert werden. Es bleiben unter dem Strich 16.500 Quadratmeter für die Arcaden und 7.500 für die Bahn, insgesamt also eine Verkaufsfläche von 20.000 Quadratmeter plus die rund 500 bestehenden Quadratmeter im Bahnhof. Die Verkaufsfläche für Textilwaren soll auf 7.500 Quadratmeter begrenzt werden, wobei der größte Textilhändler maximal 5.000 Quadratmeter belegen darf. So weit das Entgegenkommen in Richtung Handel.

Der Zentrale Omnibusbahnhof (ZOB) schließt nach den neuen Vorgaben direkt an den Hauptbahnhof an. Es war bislang Hauptkritikpunkt der Stadtratsfraktion der Grünen, dass der ZOB zu weit vom Bahnhof entfernt sei.

Und auch in Richtung Denkmalschutz machte die Stadt ein Zugeständnis. Um die Symmetrie des Bahnhofsvorplatzes zu wahren, soll es auch in Zukunft zwei Pavillonreihen vor dem Bahnhof geben. Außerdem wird der jetzige ZOB renaturiert und wieder dem Ringpark zugeführt.

Ob denn mfi schon von den neuen Vorgaben wisse, will Carl Schlier aus dem Publikum wissen. Die Vorgaben seien dort bekannt, so Beckmann, lächelt dabei und sagt "bis jetzt haben sie sich noch nicht zurückgezogen." Architektur-Historikerin Dr. Suse Schmuck interessiert sich für die Höhenentwicklungen. Höher als 11,60 Meter dürfe nichts werden, erklärt Baumgart. Der heutige Bahnhof ist 12,10 Meter hoch.

Natürlich waren auch die Parkplätze ein Thema. Auch hier war Baumgart perfekt vorbereitet. 562 gibt es heute am und um den Bahnhof, 1.340 sollen es künftig sein, wobei es Ziel der SVG ist, die 1.000 Plätze auf den Arcaden zu bewirtschaften.
 



Die neue Bahnhofs-Planung: Im Osten stößt der Busbahnhof jetzt direkt auf das Bahnhofsgebäude, die bisher geplante Verkaufsfläche von 3.500 Quadratmetern entfällt hier. (GRAFIK: STADT WÜRZBURG)

 

Und wo er schon mal bei den Zahlen war, widerlegte er auch gleich den Vorwurf, die Stadt lasse sich von mfi übertölpeln. Der Arcaden-Investor bringt demnach 25,6 Millionen allein für die Infrastruktur vom neuen ZOB bis zur Brunnensanierung ein. Baumgart: "Da ist es doch abstrus, zu behaupten, wir werden über den Tisch gezogen."

Karl Graf, Kreisvorsitzender der FDP, war dies alles nicht genug. Er plädierte für das Mozart-Areal als Standort für ein Einkaufszentrum und beantragte: "Die Planung am Bahnhof ist einzustellen!" Dafür gab es viel Beifall und Bravo-Rufe aus dem Publikum.

Während sich die Versammlung mit vielen Detailfragen in die Länge zog, ergriff die Oberbürgermeisterin noch einmal das Wort: "Wenn ein Einkaufszentrum auf dem Mozart-Areal kommt, wird es keinen neuen Bahnhof geben. Für einen Umbau aus eigener Kraft hat die Bahn das Geld nicht, das geht nur mit mfi". Dafür erntete sie Missfallenskundgebungen aus dem Publikum. Drohte der mühsam aufgebaute Kompromiss noch einmal zu kippen?

Die Antwort brachte die Abstimmung über den Antrag von Karl Graf. Er wurde kurz nach 22 Uhr von der großen Mehrheit der Anwesenden abgelehnt. Jetzt hat am 14. und 15. Dezember der Stadtrat das Wort. Es wird interessant sein, wieviele der zahlreich anwesenden Ratsmitglieder sich von den Argumenten der Bürgerversammlung überzeugen bzw. umstimmen ließen.

Von unserem Redaktionsmitglied Karl-Georg Rötter

Weitere Artikel zu diesem Thema:
Eingeknickt oder lernfähig?


Quelle: http://www.mainpost.de/mainfranken/vbwue/art780,3344531.html

Startseite "ringpark-in-gefahr"

Home


© 2004 Buchladen Neuer Weg, Würzburg
– Bei uns können Sie Bücher online suchen und bestellen –
Stand: 08. November 2006
Bei Problemen oder Fehlern schicken Sie eine E-Mail an: webmaster@neuer-weg.com