Die Taktik von Oberbürgermeisterin Pia
Beckmann bei der Bürgerversammlung ging auf. Erstmal "prima Klima"
erzeugen und die Erfolgsmeldung über die geplante Ikea-Ansiedlung unters
Volk bringen. Pia Beckmann und Stadtbaurat Christian Baumgart ließen
dann beim Thema Arcaden und Umgestaltung des Bahnhof-Umfeldes das Visier
weit herab. Den Wünschen und Forderungen der Arcaden-Gegner kamen sie in
bisher nie gekannter Offenheit entgegen – und standen am Ende als Sieger
da. Es war ein Überraschungsangriff, der offensichtlich gut vorbereitet
war.
Verringerung der Verkaufsflächen durch Verzicht auf Nutzung des
Ostflügels am Bahnhof, Heranrücken des Busbahnhofs direkt an den
Bahnhof, Reglementierung der Textil-Verkaufsflächen – das saß. Die
Offensive von Beckmann und Baumgart kam spät, aber möglicherweise nicht
zu spät. Man könnte nun sagen, die Verwaltung sei unter dem Druck von
außen eingeknickt. Dafür spricht, dass nach wie vor offen ist, ob der
Stadtrat am 14. und 15. Dezember für das Arcaden-Projekt votieren wird.
Ob man mit den Zugeständnissen vom Dienstag bisherige Arcaden-Gegner zum
Umdenken bewegen konnte, muss sich erst noch zeigen. Nicht zuletzt
deshalb, weil niemand weiß, ob der Arcaden-Investor mfi auf die neuen
knallharten Vorgaben der Stadt einzugehen gedenkt.
Man könnte aber auch sagen, dass die Verwaltung Lernfähigkeit an den Tag
gelegt hat. So wie man jetzt mfi Druck macht, hätte man von Anfang an
agieren sollen. Schon in das erste Konzept, das die Verwaltung nach dem
ersten mfi-Flop vorlegte, hätte man detaillierte Forderungen einarbeiten
können. Auch dass man die Zahlen, was mfi in Würzburgs Infrastruktur
investiert, so lange zurückgehalten hat, erzeugte bei vielen Misstrauen.
Aber: lieber spät als nie. Insofern hat die Rathausspitze durchaus etwas
dazu gelernt. Man kann nur hoffen, dass dies in Zukunft so bleiben wird.
Von Karl-Georg Rötter
Weitere Artikel zu diesem Thema:
Schlappe für Arcaden-Gegner |