Würzburg – Oberbürgermeisterin Dr. Pia Beckmann
spricht "nur" von einer "ungewollten Zäsur", doch das geplante
Tagungszentrum CCW plus ist nach dem Rückzug der Maritim-Hotelgruppe
erst einmal gestorben. Ein herber Rückschlag für die Stadtentwicklung:
Nach dem Arcaden-Flop am Bahnhof ist ein weiteres Großprojekt geplatzt.
Die drei Millionen Euro Fördergelder des Freistaates kommen nun wohl der
Uni zugute.
Die langen Verhandlungen mit Maritim, dem Wunschpartner der Stadt für
das Tagungshotel, haben nicht zum Erfolg geführt. Wie die OB gestern vor
Journalisten bekannt gab, habe das Unternehmen mit Sitz in Bad Salzuflen
"überraschend" mitgeteilt, dass das geplante 150-Zimmer-Hotel, das über
20 Millionen kosten soll, über die zur Verhandlung stehende Pacht nicht
zu finanzieren sei. Damit steht kein Hotelbetreiber mehr zu Verfügung.
Bei der Projektvorstellung im März vergangenen Jahres war vorgesehen,
dass die Stadt das Tagungszentrum CCW plus baut, ein privater Investor
das dazugehörige Hotel im gleichen Gebäude neben der Friedensbrücke. Das
Hotel, unverzichtbarer Bestandteil von CCW plus, sollte verpachtet
werden. Nachdem, wie mehrfach berichtet, sich Maritim mit mehreren
Investoren nicht einigen konnte, wollte die Stadt zuletzt ihre Tochter
Stadtbau ins Rennen schicken, die mit Kommunal-Krediten das Hotel bauen
sollte. Diese Überlegungen sind nach der Maritim-Absage hinfällig.
Überrascht war die OB vom Rückzug vor allem deshalb, weil der
potenzielle Hotelbetreiber nach einem Angebot der Stadt "mit deutlich
verbesserten Konditionen" ein "Ja" signalisiert habe.
Die Tatsache, dass nun kein Hotelbetreiber mehr zur Verfügung steht,
kommt die Stadt teuer zu stehen: Nun können nach mehreren
Fristverlängerungen auch die drei Millionen Euro Zuschuss aus der
High-Tech-Offensive des Freistaates nicht mehr abgerufen werden, hierzu
hätte CCW plus im September finanzplanerisch stehen müssen. Kleines
Trostpflaster: Das Geld geht Würzburg aller Voraussicht nach nicht
verloren. Es soll, so die OB, einem Uni-Projekt, dem interdisziplinären
Zentrum für Magnetresonanz, zugute kommen.
Müssen sich OB und Baureferent Versäumnisse vorwerfen? War es ein
Fehler, nur auf Maritim als Hotelbetreiber zu setzen? Beide verneinen.
Wie Christian Baumgart erläutert, habe man anfangs mit mehreren
möglichen Hotelbetreibern gesprochen, bis sich Maritim als ernsthafter
Interessent herauskristallisierte. In Abstimmung mit dem Stadtrat habe
man dann versucht, das "Erfolgsmodell", das bestehende Congress Centrum
mit Betreiber Maritim, auf CCW plus zu übertragen - mit dem Vorteil,
dass der Hotelbetrieb für das übergreifende Tagungsgeschäft zwischen
altem und neuem CCW in einer Hand läge. An ein Überangebot an
Hotelbetten als Grund für den Rückzug glaubt Baumgart nicht: "Der Markt
gibt's her."
"Ein Markt für Hotelbetten ist vorhanden."
(Christian Baumgart, Stadtbaurat)
Das Modell Public-Private-Partnership, bei dem die
öffentliche Hand mit einem privaten Investor gemeinsame Sache macht,
hält Baumgart dennoch nicht für gescheitert. Trotz der Bauchlandung mit
den Arcaden und nun eben CCW plus gebe es wie in Lengfeld mit dem
Mutschler-Projekt und Hornbach-Baumarkt auch ein positives Beispiel. Im
Übrigen fehle es an Alternativen. Auch auf längere Sicht werde den
Kommunen das nötige Geld fehlen, um Projekte wie CCW plus alleine zu
stemmen.
Deshalb gebe man die Kongress-Erweiterung, die der Stadt mit
prognostizierten zusätzlichen 150 000 Übernachtungen pro Jahr das
Überleben im Tagungsgeschäft sichern sollte, auch nicht verloren. "Wir
werden das Visier weiter aufmachen", beschreibt Baumgart die
Partnersuche, die in Absprache mit den städtischen Tourismus-Experten
von CTW nun wieder bei null beginnt. "Abschmelzen" will er das Projekt
nicht. Und die OB spricht von "Chancen" und "neuen Wegen". Wie die
aussehen, weiß sie allerdings nicht.
Von unserem Redaktionsmitglied Holger Welsch
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