Würzburg – Oberbürgermeisterin Dr.
Pia Beckmann steht heute vor der wichtigsten Weichenstellung für die
Stadtentwicklung in ihrer bisherigen Amtszeit. Ob die Stadträte den Weg
für die Bahnhofspläne der OB freimachen, ist offen. Die Entscheidung
legt den Standort für ein Einkaufszentrum fest.
An diesem Mittwochnachmittag stellen
sich die Kleinen den Großen in den Weg: SPD und CSU unterstützen
Oberbürgermeisterin Dr. Pia Beckmann und Stadtbaurat Christian Baumgart
in ihrem Ziel durch den Bau der mfi-Arcaden den Bahnhof und sein Umfeld
zu entwickeln. WL, Grüne, FDP, FWG, BWF, FDP und ÖDP sind gegen das
20.000 Quadratmeter große Einkaufszentrum auf Post- und Bahn-Areal und
möchten, dass das städtische Mozart-Gelände als alternativer Standort
für ein Einkaufszentrum untersucht wird. Einer der schärfsten Kritiker
der Rathaus-Pläne ist WL-Fraktionsvorsitzender Jürgen Weber.
Wenn die 24 Stadträte der "Kleinen"
sich einig sind, könnte es eng werden. Denn CSU- und SPD (26 Stimmen
plus OB) ist nicht geschlossen. Thomas Schrenk (CSU) ist genauso gegen
die Arcaden wie Dr. Benedikt Kuttenkeuler (CSU) – der allerdings auf
einem Seminar außerhalb von Würzburg ist und nicht mit stimmt.
Zünglein an der Waage könnten die
CSU-Räte Willi Dürrnagel und Kurt Schubert sein. Falls Pro- und
Contra-Lager ansonsten geschlossen sind, bestimmen Dürrnagel und
Schubert, ob mfi, Stadt und Bahn gemeinsam weitermachen. Auf Anfrage der
MAIN-POST erklärte Dürrnagel, dass er sich noch nicht entschieden habe.
Schubert erklärte, er wolle die Diskussion abwarten.
Da der Stadtrat immer für
Überraschungen gut ist, ist eine Prognose über den Ausgang schwierig.
Ziemlich sicher scheint aber, dass das 200-Millionen-Euro Projekt am
Bahnhof keine deutliche Mehrheit finden wird. Das heißt, die
Zitterpartie für OB und mfi geht auch im Fall eines heutigen Sieges
weiter. Denn für die baurechtlichen Voraussetzungen brauchen sie noch mehrmals die Zustimmung des Stadtrats.
Die zögerliche Haltung gegenüber dem Großprojekt ist nicht Würzburg
spezifisch. Heftig diskutiert wird in vielen Städten, in denen
unterschiedliche Projektentwickler Einkaufszentren bauen wollen. Über
ein Einkaufszentrum am Bahnhof, das der Stadt ebenfalls einen neuen
Busbahnhof bescheren soll, streitet zum Beispiel auch Hildesheim. Auch
in Ludwigsburg, Gießen oder Düsseldorf wird über die Vor- und Nachteile
gerungen. Knapp fiel auch die Entscheidung des Schweinfurter Stadtrats
mit 23 zu 20 Stimmen für den Bau der "Stadtgalerie" Ende November aus.
Von unserem Redaktionsmitglied Manuela Göbel
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