Würzburg – Der Bürgerentscheid
am 5. Dezember ist vom Tisch. Nach dem vorläufigen Rückzug des Investors
vom Großprojekt am Bahnhof hat der Stadtrat die Planungen für eine
Veranstaltungshalle an der Grombühlbrücke und für ein Einkaufszentrum
auf dem Busbahnhof eingestellt. Donnerstagabend, 21:40 Uhr: Nach fast zweistündigem Abgesang beerdigt
der Stadtrat einstimmig das 150-Millionen-Euro-Vorhaben der Essener
Management für Immobilien AG (mfi). Wie berichtet, hatte die mfi nach
erheblichen finanziellen Streitigkeiten mit dem potenziellen
Hallenbetreiber das Projekt tags zuvor in der geplanten Form platzen
lassen. Weil mit dem Beschluss des Stadtrates die Forderungen des
Bürgerbegehrens erfüllt sind, entfällt der Bürgerentscheid am 5.
Dezember. Das von der CSU initiierte Ratsbegehren zu Gunsten von
"Würzburg Arcaden" und "Würzburg Arena" wurde zurückgenommen. Laut
Gemeindeordnung ist die Stadt nun ein Jahr lang an den Beschluss
gebunden. Dies hätte auch für den Bürgerentscheid gegolten. Und die bereits gedruckten 77.500 Stimmzettel? Sie wandern zum
Altpapier. Über 20.000 Euro hatte die Stadt bereits in die Organisation
des Bürgerentscheids gesteckt. Gerade noch rechtzeitig war am
Dienstagabend der Druck von 99.100 Wahlbenachrichtigungskarten gestoppt
worden. Er hätte inklusive Versand weitere 30.000 Euro gekostet.
Stimmzettel ins Altpapier
Investor mfi will nach eigenem Bekunden schon in
wenigen Wochen neue Pläne für die "Würzburg Arcaden" vorlegen. Sie
sollen weiterhin entlang der Bismarckstraße auf dem 33.000 Quadratmeter
Areal entstehen, das die mfi von der Post gekauft hat. Zunächst aber hat
die Stadt das Heft des Handelns in die Hand genommen: Der Stadtrat
beschloss für das Gebiet einen Bebauungsplan (Gewerbe) mit gerade einmal
350 Quadratmetern zulässiger Einzelhandelsfläche. Das entspricht etwa
der Größe eines halben Aldi-Marktes.
Stadtbaurat Christian Baumgart zeigte sich im Plenum enttäuscht vom
Ausstieg des Partners - und selbstkritisch: "Wir haben es nicht
geschafft, Wettbewerb gegen die mfi durchzusetzen. Das war ein Fehler."
Auch habe er erkennen müssen, dass eine Halle ohne Zuschuss der Stadt
nicht zu betreiben sei. Dennoch verwahrte er sich gegen Kritik: Die
Hallenfinanzierung habe man "weder rechtlich noch tatsächlich" im
Vorfeld sicherstellen können. Für die weiteren Planungen will Baumgart
nun auch die geäußerten Einwände stärker berücksichtigen. OB Dr. Pia
Beckmann rief bei allem Bedauern dazu auf, weiter um konsensfähige
Lösungen am Bahnhof zu ringen.
Die Bürgerinitiative zeigte sich zufrieden über den Stopp der Planungen.
Man hoffe, so Günther Flierl, dass die Bürger im weiteren Verfahren
intensiver beteiligt werden.
Von unserem Redaktionsmitglied Andreas Jungbauer
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