Mittwoch, 12. Dezember 2001, 20 Uhr
Buchladen Neuer Weg, Sanderstr. 23-25,
97070 Würzburg |
Die Terroranschläge des 11. September lösten tiefe
Betroffenheit, Schmerz und Trauer aus und hinterließen weltweit eine
Atmosphäre von Angst und Misstrauen. In dieser Situation drohen
Besonnenheit und politische Weitsicht verloren zu gehen. Die Terroranschläge
sind ein menschenverachtendes Verbrechen. Die Verantwortlichen müssen
gefunden und nach internationalem Recht bestraft werden. Unverhohlen wird
mittlerweile als mögliche Reaktion auf die Terroranschläge von
"Vergeltung" und "Krieg" geredet.
Krieg ist jedoch
keine legitime Antwort auf Terror. Wo unschuldige Menschen zu Opfern
wurden, dürfen nicht andere unschuldige Menschen zu Opfern von Vergeltung
werden. Mit größter Sorge stellen wir fest, dass noch vor einer tatsächlichen
Klärung der Hintergründe Vorbereitungen für Militärschläge im
Mittleren Osten vorangetrieben werden. Es besteht die reale Gefahr, dass
die Region um Pakistan mit ihren Atommächten weiter destabilisiert wird mit unabsehbaren Folgen für den
Weltfrieden. In der aktuellen Diskussion über die Bekämpfung des
Terrorismus blieb die Frage nach dessen Ursachen bisher weitgehend
ausgeklammert.
Gewiss gibt es hier keine einfache Erklärung. Ein
wesentlicher Nährboden scheinen jedoch die durchaus nicht grundlosen Gefühle
von Ohnmacht und Verzweiflung bei vielen Menschen in den ärmeren Ländern
zu sein. Nicht zufällig richteten sich die jüngsten Terrorakte gegen
wichtige Symbole der politisch und wirtschaftlich dominierenden Weltmächte.
Die Sicherheit der Wohlhabenden ist nicht zu erreichen ohne die
Existenzsicherung für alle Menschen. Sicherheit ist heute weniger denn je
militärisch möglich, sondern muss vor allem sozial, kulturell, ökonomisch
und politisch begriffen werden. Die Urheberschaft der Terrorakte wird in so genannten islamistischen Kreisen vermutet.
Dies hat bereits dazu geführt,
dass Menschen muslimischen Glaubens und arabischer Herkunft pauschal verdächtigt,
verurteilt und angegriffen wurden. Es darf nicht sein, dass Rassismus und
Rechtsextremismus durch die aktuellen Geschehnisse neuen Aufwind bekommen.
Daher ist es nun wichtig, den Prozess der Integration und Verständigung
verstärkt fortzuführen. Hier sind die Politiker gefordert und auch jeder
einzelne in seinem persönlichen Umfeld. Gegen den internationalen
Terrorismus sind Maßnahmen auf verschiedenen Ebenen notwendig.
Das
legitime Sicherheitsbedürfnis der Bevölkerung darf aber nicht zu einer
Aushöhlung von Grundrechten führen. Wir appellieren an unsere politisch
Verantwortlichen, ihren Einfluss in der EU, der NATO und den UN geltend zu
machen, um eine Zuspitzung – insbesondere eine militärische Eskalation –
abzuwenden. Mit politischer Weitsicht sollten die sozialen, kulturellen,
ökonomischen und politischen Hintergründe des internationalen
Terrorismus wahrgenommen werden und sich die Bemühungen darauf richten,
dem Terror mit zivilen Mitteln seine Grundlagen zu entziehen.
V.i.S.d.P.: Armin Meisterernst, Rimparer Steig 8,
97080 Würzburg |