28. November 2003 |
|
Enzo Traverso: Moderne und Gewalt.
Eine europäische Genealogie des Nazi-Terrors.
Neuer ISP-Verlag 2002. ISBN: 3-89900-106-0.
|

Mehr
Infos
Bestellen
|
Zum
Buch
"In seiner überzeugenden
Untersuchung der Radikalisierung des mörderischen Rassismus des
Nationalsozialismus folgt der Historiker und Sozialwissenschaftler
Enzo Traverso nicht den kanonischen und ausgetretenen
Untersuchungspfaden. Er greift Hannah Arendts kenntnisreiche
Diskussion des kolonialen Imperialismus als eines Vorläufers des
radikalen Nationalismus wieder auf und verbindet sie mit Edward
Saids Ausgrabungen der 'orientalischen' Stränge in den
wesentlichen Ideen und Praktiken des europäischen Faschismus."
(Arno J. Mayer)
"Mit bewundernswürdiger Prägnanz und souveränem Umgang mit der
wichtigsten Literatur tritt Enzo Traverso dafür ein, den Holocaust
nicht als unsägliche Abirrung, sondern als Teil der Geschichte des
Westens zu sehen. Sein gut geschriebener Essay ergänzt die
Arbeiten früherer VertreterInnen dieser Argumentation, vor allem
von Adorno und Horkheimer, Hannah Arendt und Bauman, die uns
zwingen, die verdeckten dunklen Seiten des Zivilisationsprozesses
anzuerkennen." (Martin Jay)
"Enzo Traversos Essay ist höchst originell, provokativ und
durchweg brillant." (Saul Friedländer)
Zum Autor
Enzo Traverso, 1957 in Gavi
(Piemont/Italien) geboren, lebt in
Paris. Er ist als Dozent für Politische
Wissenschaft und Zeitgeschichte an der
Universität Jules Verne der Picardie in
Amiens und als Lehrbeauftragter an der "Ecole des hautes études en
sciences sociales" in Paris tätig. Von seinen
Büchern, die in zahlreiche Sprachen übersetzt wurden, erschienen
auf deutsch: "Die Juden und Deutschland. Auschwitz und die
deutsche Symbiose" (1993), "Die Marxisten und die jüdische Frage.
Geschichte einer Debatte 1843-1943" (1995), "Auschwitz denken. Die
Intellektuellen und die Shoah" (2000), "Nach Auschwitz. Die Linke
und die Aufarbeitung des NS-Völkermords" (2000).
Verlagsinformation
Rezension:
-
Kontinuität und
Bruch: Zur Genealogie der nazistischen Gewalt
(SoZ, August 2003, S. 24)
-
Moderne und Gewalt (WOZ, 09.10.2003)
-
Entmenschlichung des Feindes (Freitag, 07.11.2003) |
|
Christoph Rass: 'Menschenmaterial':
Deutsche Soldaten an der Ostfront.
Innenansichten einer Infanteriedivision 1939-1945. Dissertation.
Schöningh-Verlag 2003. ISBN 3-506-74486-0.
|

Mehr
Infos
Bestellen
|
Im
Mittelpunkt dieses Buches stehen die Soldaten der 253.
rheinisch-westfälischen Infanteriedivision, die, Ende 1939
aufgestellt, von 1941 bis 1945 ununterbrochen im Krieg gegen die
Sowjetunion eingesetzt war. Doch ist dies keine gewöhnliche
Divisionsgeschichte, wie man sie zu Dutzenden kennt. Es ist
vielmehr der erste erfolgreiche Versuch, die sozialen Strukturen,
die Führungs-, Sozialisations- und Handlungsmuster und die
Bedingungen von Leben, Töten und Sterben im Alltag einer typischen
Infanteriedivision der Ostfront zu analysieren.
In bisher unerreichter Quellendichte vermittelt die Pionierstudie
neue, repräsentative Erkenntnisse über die Motivation und das
Verhalten deutscher Soldaten während des Krieges, über ihre
Einbindung in die Kriegsmaschinerie und über die Spannungen
zwischen dem institutionellen Zwang des Militärapparates und der
individuellen Verantwortung des Soldaten. Differenziert und
sachlich gibt der Autor Antworten auf die vieldiskutierte Frage,
wie und unter welchen Umständen aus ganz normalen Soldaten Täter
des nationalsozialistischen Vernichtungskrieges werden konnten.
Von ihren 47 Monaten im Osten verbrachte die 253. Inf.
Div. 45 im Fronteinsatz, hauptsächlich im Rahmen der
Heeresgruppe Mitte. Ihr Weg führte sie bis vor die Tore Moskaus,
dann bis 1943 in den aufs härteste umkämpften Frontbogen von Rshew
und schließlich 1944/ 45 über Kowel, die Beskiden und
Oberschlesien bis nach Mähren. Im März 1944 war sie in Weißrussland
an den berüchtigten Massendeportationen von Osaritschi beteiligt,
die Tausenden arbeitsunfähiger Zivilisten von Kindern bis zu
Greisen den Tod brachten.
Der Autor beschreibt präzise und anschaulich die vielfältigen
Faktoren, die das Innenleben der Division bestimmten, wie z.B.
regionale und soziale Herkunft der Soldaten, das Verhältnis ihrer
mitgebrachten Wertanschauungen zu den neuen, im Krieg gewonnenen
Erfahrungen, die Lebensbedingungen, Führung und Haltung der
Truppe, die Rolle der Kameradschaft, das ineinander verwobene
System von Belohnung (Orden oder Fürsorge z.B.), Bestrafung
(Kriegsgerichtsbarkeit) und politischer Indoktrination und vor
allem die verschiedenen Gesichter des Ostkrieges zwischen
Eroberung und Rückzug, Besatzung und Ausbeutung.
Ein wichtiges neues Buch zur Debatte über die deutsche Wehrmacht
und das Verhalten ihrer Soldaten im
nationalsozialistischen Vernichtungskrieg.
Verlagsinformation
Weitere Informationen:
Rezension
von Michael von Prollius
(H-Soz-u-Kult) |
|
|
21. November 2003 |
|
Albrecht Liess: Wege in die
Vernichtung. Die Deportation der Juden aus Mainfranken
1941-1943. Begleitband zur Ausstellung des Staatsarchivs Würzburg
und des Instituts für Zeitgeschichte München-Berlin in
Zusammenarbeit mit dem Bezirk Unterfranken. Schöningh-Verlag 2003.
ISBN: 3-921635-77-2. |

Mehr
Infos
Bestellen |
Wege in die Vernichtung: Ausstellung und
Bildband
Im Foyer der Universität Würzburg wurden
vom 5. November bis 31. Dezember 2004 insgesamt 119 Fotos gezeigt, die
ein Gestapo-Mann in den Jahren 1941 bis 1943 von den Deportationen
unterfränkischer Juden machte. Über 2.000 wurden in Würzburg
zusammengeführt und in die Vernichtungslager im Osten
transportiert – nur 40 von ihnen überlebten.
Eigentlich war Fotografieren bei Deportationen verboten, aber in
Würzburg wurden trotzdem Aufnahmen gemacht. Die Ausstellung zeigt
den deutschlandweit größten Bestand derartiger Bilder. Sie
dokumentieren die Angst der Opfer, die ihren Weg in den Tod selbst
bezahlen mussten und mit Schildern wie "Evakuierungsstelle"
getäuscht wurden. In Bildunterschriften wie "Sarahs
Abschiedsschmerz" zeigte sich der Zynismus der Gestapo-Männer.
Neben den Bildern sind Dokumente über das Leben der
unterfränkischen Juden und die Geschichte der Würzburger Gestapo
zu sehen. Das Fotoalbum war lange verschwunden. Es lag bei für
unwichtig gehaltenen Gerichtsakten. Die Fotos wurden erst vor zwei
Jahren wieder entdeckt. Die Ausstellung wurde vom Staatsarchiv
Würzburg, der Regierung von Unterfranken und dem Instituts für
Zeitgeschichte München zusammengestellt.
Die Foto-Dokumentation in der Universität Würzburg ist bis zum
30. Dezember zu sehen. Der begleitende Bildband kostet 12,10
Euro.
Verlagsinformation
Weitere Informationen:
-
Sonderveröffentlichungen der Staatlichen Archive Bayerns (ISSN
1618-0739)
- Informationen zur Würzburger Ausstellung "Wege in die Vernichtung"
(Generaldirektion der Staatlichen Archive Bayerns)
Veranstaltung:
Lesung aus "Wege in die Vernichtung" am 26.01.2004 im Buchladen
Neuer Weg |
|
|
14. November 2003 |
|
Joachim Bischoff:
Entfesselter Kapitalismus.
Transformation des europäischen Sozialmodells.
VSA-Verlag 2003. ISBN: 3-89965-034-4. |

Mehr Infos
Bestellen |
Der
Diskussionsstand über den gegenwärtigen Kapitalismus, seine
Struktur und Entwicklungstendenzen ist alles andere als eindeutig.
Seit der Auflösung der Systemkonfrontation zwischen den
staatsozialistisch geprägten Gesellschaften und den westlichen
Demokratien prägt das Stichwort "Globalisierung" die politischen
Debatten. Aber kann dies als Hinweis auf eine fest etablierte neue
kapitalistische Ordnung genommen werden?
In diesem Buch wird diese These widerlegt und
–
mit Bezugnahmen u.a. auf die Theorien der
Frankfurter Schule sowie auf Gramscis Begriff der "passiven
Revolution" –
der Frage nachgegangen: Welche Widersprüche entwickeln sich im
fordistischen, keynesianischen oder sozialstaatlich regulierten
Kapitalismus? Was ist der Hintergrund für die Herausbildung des
neoliberalen Primats der kapitalistischen Konkurrenz und der damit
verbundenen Selbstzerstörung dieses Typus der kapitalistischen
Marktgesellschaft?
Die Rückkehr zur Marktsteuerung erscheint nicht nur den
politischen Eliten in den hoch entwickelten
Ländern, sondern auch großen Teilen der Bevölkerung als
unverzichtbar, obwohl der Entwicklungsabschnitt, der dadurch
zurückgenommen und zerstört wird, auf der gesellschaftlichen
Steuerung der kapitalistischen Ökonomie basierte. Die Gesellschaft
wird erneut dem Wettbewerb des Kapitals ausgesetzt: Lässt sich
dieser Prozess der Selbstzerstörung stoppen und was wäre
–
im nationalen, europäischen und globalen Rahmen
–
die gesellschaftliche Alternative?
Verlagsinformation |
|
Dieter Schäfer: Geschichte
Würzburgs. 1300 Jahre – die Stadtgeschichte zum Jubiläum. Verlag C.H.Beck 2003.
ISBN: 3-406-51011-6. |

Mehr
Infos
Bestellen |
Zum
Buch
Im Mai 2004
blickt Würzburg auf 1300 Jahre Stadtgeschichte zurück. Dieter
Schäfer erzählt in diesem reich illustrierten Band die bewegte
Geschichte der Stadt der Fürstbischöfe und schildert ihre
Entwicklung aus einer frühgeschichtlichen Ansiedlung an einer Furt
über den Main zu einer der schönsten Städte Europas.
In 22
Kapiteln wird hier die Geschichte der Stadt Würzburg erzählt: von
der ersten urkundlichen Erwähnung im Jahre 704 bis
zur Gegenwart.
Dieter Schäfer schildert den fast 1000 Jahre währenden Einfluss der
Fürstbischöfe und die vergeblichen Emanzipationsbestrebungen der
Bürger, die Bedeutung von Wirtschaft und Handel, der
Wissenschaften und des Weines sowie die glanzvolle Epoche der
Schönbornzeit, die für die Baukunst des 18. Jahrhunderts Maßstäbe
setzte und optimale Voraussetzungen für die berühmtesten Künstler
der Zeit schuf, darunter Balthasar Neumann und Giovanni Battista
Tiepolo. Aber auch die dunklen Zeiten der Stadt als
"Gauhauptstadt", der Umgang mit der jüdischen Bevölkerung kommen
hier zur Sprache.
Würzburg ist heute wirtschaftliches und kulturelles Zentrum
Unterfrankens und ein Wissenschaftszentrum von hohem Rang. Die
bedeutendsten Kunstdenkmäler konnten nach der Zerstörung wieder
aufgebaut werden, so dass der Besucher auch heute noch den früheren
Glanz der Stadt erahnen kann.
Zum Autor
Dieter Schäfer, promovierter Historiker, lebt seit 1953 in
Würzburg. 27 Jahre lang hat er als IHK-Hauptgeschäftsführer an der
Nachkriegsentwicklung Würzburgs mitgewirkt. Der Universität
Würzburg ist er als Lehrbeauftragter und seit 1972 als
Honorarprofessor für Wirtschaftsgeographie verbunden.
Verlagsinformation |
|
Gabriele Geibig-Wagner (Hrsg.)/Hans-Peter Baum/Ulrich Wagner:
Würzburg im Mittelalter. Stadthistorische Streiflichter. Band
I. Elmar-Hahn-Verlag 2003. ISBN: 3-928645-29-3. |

Mehr
Infos
Bestellen |
Von 704 bis 2004:
1300 Jahre Geschichte Würzburgs
"In castello Virteburch": mit einer am 1. Mai 704 auf der
Würzburger Burg ausgestellten Urkunde beginnt die offizielle
Geschichte der heutigen Mainmetropole, hier wird sie zum ersten
Mal mit gesichertem Datum genannt. Würzburg kann also im Jahr 2004
auf 1300 Jahre Geschichte zurückblicken, eine gewaltige
Zeitspanne, angefüllt mit politischen Ereignissen, kriegerischen
Auseinandersetzungen und persönlichen Schicksalen.
In diesem ersten Band wird die städtische Historie von ihren
schriftlich belegten Anfängen im frühen Mittelalter bis zum
Zeitalter der Reformation am Anfang des 16. Jahrhunderts in
kurzen, anschaulichen Texten sowie in der Gegenüberstellung von
zahlreichen historischen und aktuellen Abbildungen gleichermaßen
unterhaltsam wie auch wissenschaftlich fundiert dargestellt. Der
zweite Band wird sich an der Epoche vom Bauernkrieg bis 1814 und
der dritte am 19. und 20. Jahrhundert bis 2002 orientieren.
In zwölf Kapiteln haben Dr. Hans-Peter Baum und Dr. Ulrich Wagner
in diesem ersten Band Kurioses und Interessantes zusammengetragen,
das sie im Stadtarchiv gefunden haben. So lag in Würzburg schon
immer die Weisheit im Wein: Durch die Exportsteuer gelang es
Fürstbischof Rudolf von Scherenberg, das im 15. Jahrhundert schwer
verschuldete Hochstift Würzburg binnen drei Jahren aus seiner
finanziellen Krise zu befreien. Auch die Selbstjustiz der
Würzburger bleibt nicht unerwähnt: Hans Hase war als Informant des
kriegerischen Fürstbischofs Johann von Grumbach (1455-1466) der
Bevölkerung verhasst. Nach dem Tod des Bischofs wurde Hase von
einer aufgebrachten Menge gefesselt und von der Mainbrücke
geworfen.
Mit kurzen, verständlichen texten soll das Buch laut Herausgeberin
Dr. Gabriele Geibig-Wagner seinen Lesern die Würzburger
Stadtgeschichte nahe bringen. "Wir sollen diejenigen ansprechen,
die immer vor dicken Wälzern zurückschrecken." Der Band enthält
deswegen zahlreiche historische Illustrationen, die aktuellen
Fotografien gegenübergestellt sind. "So kann der Leser einen
Vergleich zwischen dem jetzigen Würzburg und dem des Mittelalters
ziehen", betont Geibig-Wagner.
Verlagsinformation
Weitere Informationen:
Würzburg im Mittelalter
(Bistum Würzburg) |
|
Pierre
Rigoulot: Nordkorea.
Steinzeitkommunismus und Atomwaffen – Anatomie einer Krise.
Kiepenheuer & Witsch-Verlag 2003. ISBN: 3-462-03347-6. |

Mehr Infos
Bestellen |
Zum Buch
Nordkorea gehört zu den letzten kommunistischen Ländern der Erde.
Nur wenige Informationen dringen aus dem Herrschaftsbereich des
'Lieben Führers' Kim Jong-Il. Seitdem Nordkorea die Existenz eines
bislang geheimen atomaren Rüstungsprogramms zugegeben hat und die
USA das Land offiziell zum 'Schurkenstaat' auf der 'Achse des
Bösen' erklärt haben, zählt die Region zu den gefährlichsten
Krisenherden der Welt. Pierre Rigoulot fasst die Geschichte der
nordkoreanischen Diktatur zusammen, beschreibt die Unterdrückung
durch Partei und Polizei und schildert den grauenhaften Alltag der
Menschen, die nur noch einmal täglich essen und in den
Krankenhäusern ohne Strom und Medikamente sterben. Sein Buch klärt
über die Praktiken eines Regimes auf –
Waffenhandel, Drogenschmuggel, Unterstützung des internationalen
Terrorismus –, das paradoxerweise nur dank massiver Hilfe der
internationalen Gemeinschaft überlebt. Anschaulich beschreibt der
Autor die Hintergründe der Krise und benennt auch die
Verantwortung der Großmächte für die Entstehung des
nordkoreanischen Regimes.
"Im Zentrum seiner politischen Analysen stehen bei Rigoulot immer
die Menschen." (L'Express)
Zum Autor
Pierre Rigoulot, geboren 1944 in Paris, ist Chefredakteur der
Cahiers d'Histoire sociale. Er ist Autor und Herausgeber
zahlreicher Bücher zu Themen des Kommunismus und der
Gewerkschaftsbewegungen. Rigoulot zählt zu den führenden
europäischen Fernost-Experten.
Verlagsinformation |
|
Gudrun Harrer: Kriegs-Gründe. Versuch über
den Irak-Krieg. Mandelbaum-Verlag 2003. ISBN: 3-85476-108-2. |

Mehr
Infos
Bestellen
|
Zum Buch
Dieses Buch ist das Dokument eines gewaltigen Unbehagens. Die USA
sind im März 2003 im Irak einmarschiert, haben das Regime des
Massenmörders Saddam Hussein gestürzt und das Land besetzt. Was
waren die Gründe für diesen Krieg, wie kann eine Neuordnung im
Nahen und Mittleren Osten aussehen, was können die Ergebnisse
dieses noch nicht beendeten Krieges sein?
Wie kaum ein anderer wurde der Irak-Krieg von vornherein als
normativ – zumindest für die zukünftige US-Politik – verstanden,
ein neuer völkerrechtlicher Weg, der am Irak erprobt wurde,
jederzeit wiederholbar, wenn ein anderer Kandidat die Kriterien
erfüllt: Syria next, Iran next. Diese Kriterien, "Kriegsgründe",
würde die US-Politik so formulieren: Besitz von
Massenvernichtungswaffen, aktive US-Feindlichkeit und Abwesenheit
von Menschenrechten.
Dies hält einer Überprüfung nicht stand. Im Fall des Irak kommen
andere gewichtige Kriegsgründe dazu, keiner steht für sich allein.
Die wahre Begründungslage vor diesem Krieg war komplex, der Irak
selbst kam darin nur als eines von mehreren Elementen vor.
Auf der einen Seite stand das Ende einer des unmittelbaren
Feindes beraubten US-Außenpolitik, die das Jahrzehnt nach dem
Kalten Krieg bestimmt hatte, auf der anderen Radikalisierung und
politische Stagnation im Nahen und Mittleren Osten, deren Folgen
in den Westen überschwappten. Aus beiden ergab sich für die USA
der Wunsch nach einer regionalen Neuordnung.
Der Irak wurde, als ob er nicht schlimm genug gewesen wäre, neu
erfunden. Hat früher die Realität die Politik erzeugt, so erzeugt
hier die Politik, eine doktrinäre Politik, die Realität. Es ist
eine Realität, eine Nebenwelt mit einer eigenen Logik, eigenen
Regeln. Gegen den Irak wurde ein gewaltiger
Indizienprozess aufgebaut, keiner der Beweise hätte vor einem
ordentlichen Gericht Bestand gehabt. Die
Autorin forscht minutiös diesen Indizien nach und analysiert die
Logik dieser Realität. Das Buch ist ein Versuch, einige Gedanken
rund um das Kapitel "Kriegsgründe"
zu systematisieren und mögliche Ergebnisse dieses Krieges zu
skizzieren.
Zur Autorin
Gudrun Harrer ist außenpolitische Ressortleiterin der Tageszeitung
"Der Standard" in
Wien, Arabistin und Islamwissenschafterin. Ihr Spezialgebiet ist
seit Jahren der Irak, sie war Vortragende bei der Ausbildung der
UNO-Inspektoren.
Verlagsinformation
Rezension:
Kriegs-Gründe – Versuch über den Irak-Krieg
(DeutschlandRadio, 15.02.2004) |
|
Moishe Postone: Zeit, Arbeit und
gesellschaftliche Herrschaft. Eine neue Interpretation der
Kritischen Theorie von Marx. Aus dem Amerikanischen von Manfred
Dahlmann, Christoph Seidler u.a. Ça Ira-Verlag 2003. ISBN:
3-924627-58-4. |

Mehr Infos
Bestellen
|
Zum Buch
In diesem Buch interpretiert Postone die von Marx in seinem
Spätwerk entwickelte kritische Theorie grundlegend neu, um die
Natur der kapitalistischen Gesellschaft in neuartiger Weise
theoretisch erfassen zu können. Seine Interpretation der von Marx
analysierten gesellschaftlichen Verhältnisse und Herrschaftsformen
der kapitalistischen Gesellschaft macht es erforderlich, die
zentralen Kategorien der Kritik der politischen Ökonomie zu
überdenken. Dazu werden Begriffe entwickelt, die zwei Kriterien
genügen: Zum einen sollen sie das Wesen und die geschichtliche
Entwicklung der modernen Gesellschaft erfassen, zum anderen soll
in ihnen die in den Sozialwissenschaften gängige Dichotomie von
Struktur und Handlung bzw. objektiven Lebensumständen und
subjektivem Sinn überwunden werden. Im Bezug der Marxschen Theorie
auf die aktuellen theoretischen Debatten wird nicht nur zu zeigen
sein, inwieweit die Reformulierung dieser Theorie für die
Gegenwart relevant ist, sondern dass in ihr
auch eine grundsätzliche Kritik an traditionellen marxistischen
Theorien und am ehemals "real existierenden
Sozialismus" formuliert werden kann.
Postone bietet somit die Grundlage für eine kritische Analyse der
kapitalistischen Gesellschaftsformation, die im Vergleich zu den
bisherigen Analysen überzeugender und der heutigen Zeit
angemessener ist.
Zum Autor
Moishe Postone, geboren 1942, Dr. phil.,
lehrt Soziologie an der Universität in Chicago und hat
"Time, Labour and Social Domination: A
Reinterpretation of Marx’ Critical Theory"
1993 bei Cambridge University Press veröffentlicht. Zwischen 1972
und 1982 lebte der Autor in Frankfurt am Main und war Mitarbeiter
des Instituts für Sozialforschung. In der Bundesrepublik ist
Moishe Postone bekannt geworden durch einen "Offenen
Brief" an die Deutsche Linke sowie durch
seinen Aufsatz "Antisemitismus und
Nationalsozialismus", der 1979 zum ersten
Mal in deutscher Übersetzung in der Frankfurter Studentenzeitung
"Diskus" erschien.
Dieser Aufsatz reflektiert die Aufnahme des Filmes
"Holocaust" in der BRD und
diskutiert den Antisemitismus in der BRD. Der zweite Teil des
Beitrages erschien in überarbeiteter Form im Merkur (1982) und
wurde in dem von Dan Diner herausgegebenen Band "Zivilisationsbruch.
Denken nach Auschwitz" sowie in der
Zeitschrift "Kritik und Krise",
herausgegeben vom ça ira-Verlag, übernommen.
Verlagsinformation
Weitere Informationen:
-
Inhaltsverzeichnis und Leseprobe
-
Vorwort zur deutschen Ausgabe
-
8. Kapitel: Die Dialektik von Arbeit und Zeit (Leseprobe)
-
10. Kapitel: Abschließende Bemerkungen (Leseprobe) |
|
Luc Boltanski/Ève
Chiapello: Der neue Geist des Kapitalismus.
UVK-Verlag/Édition discours 2003. ISBN: 3-89669-991-1. |

Mehr
Infos
Bestellen
|
Zum Buch
Luc Boltanski und Ève Chiapello beschreiben den
Kapitalismus als ein normatives System, dem es unter sich
wandelnden Bedingungen immer wieder gelingt, Menschen zu gewinnen
und davon zu überzeugen, sich am Prozess der kapitalistischen
Akkumulation zu beteiligen. Den Autoren zufolge verdankt der Geist
des Kapitalismus sein Anpassungsvermögen der gegen ihn gerichtete
Kritik und seiner Fähigkeit, diese Kritik konstruktiv zu
verarbeiten. In seiner jüngsten Ausprägung wurzelt er im Mai 1968,
als sich Künstler und Intellektuelle gegen sämtliche durch den
Kapitalismus bedingten Prozesse der Entfremdung auflehnten.
In den Unternehmen und Fabriken, die in jenen Jahren von Streiks
und Arbeitskämpfen massiv betroffen waren, wurde diese
emanzipatorische Kritik von jungen Führungskräften und Beratern
aufgegriffen und in einer neuen Organisation der Produktion
umgesetzt. Ergebnis dieses Umbaus ist das "schlanke" Unternehmen
der Gegenwart. In einem detaillierten qualitativen Vergleich
zwischen der Management-Literatur der 1960er Jahre und der 1990er
Jahre zeigen Luc Boltanski und Eve Chiapello die normativen
Verschiebungen, die die Neuorganisation der Produktion in den
Unternehmen begleiten haben.
Der neue Geist des Kapitalismus definiert sich durch Flexibilität,
Mobilität, Kreativität und Eigenverantwortung, die die
employability der Menschen bestimmen. Wer über diese Eigenschaften
verfügt, kann die Möglichkeiten nutzen, die der projektbasierte
Kapitalismus des 21. Jahrhunderts bietet. Zugleich stellt sich
aber die Frage der Gerechtigkeit, vor allem für jene, die nicht
Teil der vernetzten Welt des projektbasierten Kapitalismus sind.
Einstweilen bleibt die Kritik an diesem neuen Kapitalismus
machtlos, weil sie die Gegenwart an vergangenen Idealen misst und
die sozialen Konflikte der Gegenwart mit Begriffen zu klären
versucht, die in der ökonomischen Realität des 21. Jahrhunderts
keinen Sinn mehr ergeben. Neue Interpretationsmuster und ein
Wiedererstarken der Kritik aber werden den Legitimationsdruck auf
den Kapitalismus erhöhen. Der Geist des Kapitalismus wird seine
Antwort auf die Frage nach neuen Formen der Gerechtigkeit nicht
schuldig bleiben.
"Auf mehr als 800 Seiten, die man wie einen dicken Roman
verschlingt, schmieden Boltanski und Chiapello neue Waffen, um die
Linke zu erneuern – damit diese
aufhört, sich meistbietend zu verkaufen oder gegen eine Feind zu
kämpfen, der schon lange verschwunden ist." (Bruno Latour)
Zum Autor
Luc Boltanski ist Foschungsdirektor an der École
des hautes études en sciences sociales, Paris.
Ève Chiapello ist wissenschaftliche Mitarbeiterin an der École des
hautes études en sciences sociales, Paris.
Verlagsinformation |
|
Tomás Moulian: Ein
Sozialismus für das 21. Jahrhundert.
Der fünfte Weg. Aus dem Spanischen von
Barbara Gelautz. Rotpunkt-Verlag 2003. ISBN: 3-85869-265-4. |

Mehr Infos
Bestellen
|
Zum Buch
Die Geschichte ist mit dem Triumphzug des neoliberalen
Kapitalismus nicht zu Ende. Im Gegenteil: Sie steht an einem neuen
Ausgangspunkt. Denn gescheitert ist nicht nur der real
existierende Sozialismus osteuropäischer Prägung. Immer mehr
Menschen wird klar, dass der globalisierte Kapitalismus ihre
eigenen Probleme und die des ganzen Planeten nicht nur nicht lösen
kann, sondern sie von Tag zu Tag zusätzlich verschärft.
Gescheitert ist aber auch der sozialdemokratische Reformweg einer
"Zähmung" oder
"Humanisierung" des
Kapitalismus.
Es braucht neue Denkmodelle, neue Orientierungen, die den
Gedanken, dass eine andere, bessere Welt möglich wäre, wieder
denkbar machen. Einen Anstoß dazu gibt
dieses Buch. Dabei gilt es, sich von alten Konzepten des
Sozialismus des 20. Jahrhunderts zu verabschieden, etwa vom
Konzept der "Revolution"
oder vom Konzept einer "Diktatur des
Proletariats" (oder einer anderen Klasse).
Ausgedient haben aber auch die Modelle der repräsentativen
Demokratien des Westens, die immer mehr an Glaubwürdigkeit und
Legitimation verlieren.
"Partizipative Demokratie"
und "kommunitäre Kultur"
sind Schlüsselbegriffe in diesem Entwurf einer neuen Ordnung. An
deren Ausgang steht nicht das Absolute eines "Paradieses
auf Erden", sondern "nur"
eine menschengerechtere Welt.
Zum Autor
Tomás Moulian, geboren 1939, chilenischer Soziologe, ist Direktor
der Abteilung Sozialwissenschaften an der Universität Arcis in
Santiago de Chile und des Instituts für soziale Bildung Paulo
Freire. Er lebt in Santiago de Chile.
International bekannt wurde er mit seinem 1997 veröffentlichten
Werk "Chile Actual. Anatomía de un mito",
in dem er Kontinuität und Wandel im
Chile nach der Pinochet-Diktatur analysiert.
Verlagsinformation |
|
|