Neuerscheinungen

Aktuelle Sachbücher

Neuerscheinungen im Dezember 2003 Überblick aller Neuerscheinungen


28. November 2003

Enzo Traverso: Moderne und Gewalt. Eine europäische Genealogie des Nazi-Terrors. Neuer ISP-Verlag 2002. ISBN: 3-89900-106-0.



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Zum Buch
"In seiner überzeugenden Untersuchung der Radikalisierung des mörderischen Rassismus des Nationalsozialismus folgt der Historiker und Sozialwissenschaftler Enzo Traverso nicht den kanonischen und ausgetretenen Untersuchungspfaden. Er greift Hannah Arendts kenntnisreiche Diskussion des kolonialen Imperialismus als eines Vorläufers des radikalen Nationalismus wieder auf und verbindet sie mit Edward Saids Ausgrabungen der 'orientalischen' Stränge in den wesentlichen Ideen und Praktiken des europäischen Faschismus." (Arno J. Mayer)
"Mit bewundernswürdiger Prägnanz und souveränem Umgang mit der wichtigsten Literatur tritt Enzo Traverso dafür ein, den Holocaust nicht als unsägliche Abirrung, sondern als Teil der Geschichte des Westens zu sehen. Sein gut geschriebener Essay ergänzt die Arbeiten früherer VertreterInnen dieser Argumentation, vor allem von Adorno und Horkheimer, Hannah Arendt und Bauman, die uns zwingen, die verdeckten dunklen Seiten des Zivilisationsprozesses anzuerkennen." (Martin Jay)
"Enzo Traversos Essay ist höchst originell, provokativ und durchweg brillant." (Saul Friedländer)


Zum Autor
Enzo Traverso, 1957 in Gavi (Piemont/Italien) geboren, lebt in Paris. Er ist als Dozent für Politische Wissenschaft und Zeitgeschichte an der Universität Jules Verne der Picardie in Amiens und als Lehrbeauftragter an der "Ecole des hautes études en sciences sociales" in Paris tätig. Von seinen Büchern, die in zahlreiche Sprachen übersetzt wurden, erschienen auf deutsch: "Die Juden und Deutschland. Auschwitz und die deutsche Symbiose" (1993), "Die Marxisten und die jüdische Frage. Geschichte einer Debatte 1843-1943" (1995), "Auschwitz denken. Die Intellektuellen und die Shoah" (2000), "Nach Auschwitz. Die Linke und die Aufarbeitung des NS-Völkermords" (2000).
Verlagsinformation

Rezension:

- Kontinuität und Bruch: Zur Genealogie der nazistischen Gewalt
(SoZ, August 2003, S. 24)
- Moderne und Gewalt (WOZ, 09.10.2003)
- Entmenschlichung des Feindes (Freitag, 07.11.2003)

Christoph Rass: 'Menschenmaterial': Deutsche Soldaten an der Ostfront. Innenansichten einer Infanteriedivision 1939-1945. Dissertation. Schöningh-Verlag 2003. ISBN 3-506-74486-0.



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Im Mittelpunkt dieses Buches stehen die Soldaten der 253. rheinisch-westfälischen Infanteriedivision, die, Ende 1939 aufgestellt, von 1941 bis 1945 ununterbrochen im Krieg gegen die Sowjetunion eingesetzt war. Doch ist dies keine gewöhnliche Divisionsgeschichte, wie man sie zu Dutzenden kennt. Es ist vielmehr der erste erfolgreiche Versuch, die sozialen Strukturen, die Führungs-, Sozialisations- und Handlungsmuster und die Bedingungen von Leben, Töten und Sterben im Alltag einer typischen Infanteriedivision der Ostfront zu analysieren.
In bisher unerreichter Quellendichte vermittelt die Pionierstudie neue, repräsentative Erkenntnisse über die Motivation und das Verhalten deutscher Soldaten während des Krieges, über ihre Einbindung in die Kriegsmaschinerie und über die Spannungen zwischen dem institutionellen Zwang des Militärapparates und der individuellen Verantwortung des Soldaten. Differenziert und sachlich gibt der Autor Antworten auf die vieldiskutierte Frage, wie und unter welchen Umständen aus ganz normalen Soldaten Täter des nationalsozialistischen Vernichtungskrieges werden konnten.
Von ihren 47 Monaten im Osten verbrachte die 253. Inf. Div. 45 im Fronteinsatz, hauptsächlich im Rahmen der Heeresgruppe Mitte. Ihr Weg führte sie bis vor die Tore Moskaus, dann bis 1943 in den aufs härteste umkämpften Frontbogen von Rshew und schließlich 1944/ 45 über Kowel, die Beskiden und Oberschlesien bis nach Mähren. Im März 1944 war sie in Weißrussland an den berüchtigten Massendeportationen von Osaritschi beteiligt, die Tausenden arbeitsunfähiger Zivilisten von Kindern bis zu Greisen den Tod brachten.
Der Autor beschreibt präzise und anschaulich die vielfältigen Faktoren, die das Innenleben der Division bestimmten, wie z.B. regionale und soziale Herkunft der Soldaten, das Verhältnis ihrer mitgebrachten Wertanschauungen zu den neuen, im Krieg gewonnenen Erfahrungen, die Lebensbedingungen, Führung und Haltung der Truppe, die Rolle der Kameradschaft, das ineinander verwobene System von Belohnung (Orden oder Fürsorge z.B.), Bestrafung (Kriegsgerichtsbarkeit) und politischer Indoktrination und vor allem die verschiedenen Gesichter des Ostkrieges zwischen Eroberung und Rückzug, Besatzung und Ausbeutung.
Ein wichtiges neues Buch zur Debatte über die deutsche Wehrmacht und das Verhalten ihrer Soldaten im nationalsozialistischen Vernichtungskrieg.
Verlagsinformation

Weitere Informationen:
Rezension von Michael von Prollius (H-Soz-u-Kult)

21. November 2003

Albrecht Liess: Wege in die Vernichtung. Die Deportation der Juden aus Mainfranken 1941-1943. Begleitband zur Ausstellung des Staatsarchivs Würzburg und des Instituts für Zeitgeschichte München-Berlin in Zusammenarbeit mit dem Bezirk Unterfranken. Schöningh-Verlag 2003. ISBN: 3-921635-77-2.



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Wege in die Vernichtung: Ausstellung und Bildband
Im Foyer der Universität Würzburg wurden vom 5. November bis 31. Dezember 2004 insgesamt 119 Fotos gezeigt, die ein Gestapo-Mann in den Jahren 1941 bis 1943 von den Deportationen unterfränkischer Juden machte. Über 2.000 wurden in Würzburg zusammengeführt und in die Vernichtungslager im Osten transportiert – nur 40 von ihnen überlebten.
Eigentlich war Fotografieren bei Deportationen verboten, aber in Würzburg wurden trotzdem Aufnahmen gemacht. Die Ausstellung zeigt den deutschlandweit größten Bestand derartiger Bilder. Sie dokumentieren die Angst der Opfer, die ihren Weg in den Tod selbst bezahlen mussten und mit Schildern wie "Evakuierungsstelle" getäuscht wurden. In Bildunterschriften wie "Sarahs Abschiedsschmerz" zeigte sich der Zynismus der Gestapo-Männer.
Neben den Bildern sind Dokumente über das Leben der unterfränkischen Juden und die Geschichte der Würzburger Gestapo zu sehen. Das Fotoalbum war lange verschwunden. Es lag bei für unwichtig gehaltenen Gerichtsakten. Die Fotos wurden erst vor zwei Jahren wieder entdeckt. Die Ausstellung wurde vom Staatsarchiv Würzburg, der Regierung von Unterfranken und dem Instituts für Zeitgeschichte München zusammengestellt.
Die Foto-Dokumentation in der Universität Würzburg ist bis zum 30. Dezember zu sehen. Der begleitende Bildband kostet 12,10 Euro.
Verlagsinformation

Weitere Informationen:
- Sonderveröffentlichungen der Staatlichen Archive Bayerns (ISSN 1618-0739)
- Informationen zur Würzburger Ausstellung "Wege in die Vernichtung" (Generaldirektion der Staatlichen Archive Bayerns)

Veranstaltung:
Lesung aus "Wege in die Vernichtung" am 26.01.2004 im Buchladen Neuer Weg

 

14. November 2003

Joachim Bischoff: Entfesselter Kapitalismus. Transformation des europäischen Sozialmodells. VSA-Verlag 2003. ISBN: 3-89965-034-4.

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Der Diskussionsstand über den gegenwärtigen Kapitalismus, seine Struktur und Entwicklungstendenzen ist alles andere als eindeutig. Seit der Auflösung der Systemkonfrontation zwischen den staatsozialistisch geprägten Gesellschaften und den westlichen Demokratien prägt das Stichwort "Globalisierung" die politischen Debatten. Aber kann dies als Hinweis auf eine fest etablierte neue kapitalistische Ordnung genommen werden?
In diesem Buch wird diese These widerlegt und
mit Bezugnahmen u.a. auf die Theorien der Frankfurter Schule sowie auf Gramscis Begriff der "passiven Revolution" der Frage nachgegangen: Welche Widersprüche entwickeln sich im fordistischen, keynesianischen oder sozialstaatlich regulierten Kapitalismus? Was ist der Hintergrund für die Herausbildung des neoliberalen Primats der kapitalistischen Konkurrenz und der damit verbundenen Selbstzerstörung dieses Typus der kapitalistischen Marktgesellschaft?
Die Rückkehr zur Marktsteuerung erscheint nicht nur den politischen Eliten in den hoch entwickelten Ländern, sondern auch großen Teilen der Bevölkerung als unverzichtbar, obwohl der Entwicklungsabschnitt, der dadurch zurückgenommen und zerstört wird, auf der gesellschaftlichen Steuerung der kapitalistischen Ökonomie basierte. Die Gesellschaft wird erneut dem Wettbewerb des Kapitals ausgesetzt: Lässt sich dieser Prozess der Selbstzerstörung stoppen und was wäre
im nationalen, europäischen und globalen Rahmen die gesellschaftliche Alternative?
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Dieter Schäfer: Geschichte Würzburgs. 1300 Jahre – die Stadtgeschichte zum Jubiläum. Verlag C.H.Beck 2003. ISBN: 3-406-51011-6.

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Im Mai 2004 blickt Würzburg auf 1300 Jahre Stadtgeschichte zurück. Dieter Schäfer erzählt in diesem reich illustrierten Band die bewegte Geschichte der Stadt der Fürstbischöfe und schildert ihre Entwicklung aus einer frühgeschichtlichen Ansiedlung an einer Furt über den Main zu einer der schönsten Städte Europas.

In 22 Kapiteln wird hier die Geschichte der Stadt Würzburg erzählt: von der ersten urkundlichen Erwähnung im Jahre 704 bis zur Gegenwart. Dieter Schäfer schildert den fast 1000 Jahre währenden Einfluss der Fürstbischöfe und die vergeblichen Emanzipationsbestrebungen der Bürger, die Bedeutung von Wirtschaft und Handel, der Wissenschaften und des Weines sowie die glanzvolle Epoche der Schönbornzeit, die für die Baukunst des 18. Jahrhunderts Maßstäbe setzte und optimale Voraussetzungen für die berühmtesten Künstler der Zeit schuf, darunter Balthasar Neumann und Giovanni Battista Tiepolo. Aber auch die dunklen Zeiten der Stadt als "Gauhauptstadt", der Umgang mit der jüdischen Bevölkerung kommen hier zur Sprache.
Würzburg ist heute wirtschaftliches und kulturelles Zentrum Unterfrankens und ein Wissenschaftszentrum von hohem Rang. Die bedeutendsten Kunstdenkmäler konnten nach der Zerstörung wieder aufgebaut werden, so dass der Besucher auch heute noch den früheren Glanz der Stadt erahnen kann.

Zum Autor
Dieter Schäfer, promovierter Historiker, lebt seit 1953 in Würzburg. 27 Jahre lang hat er als IHK-Hauptgeschäftsführer an der Nachkriegsentwicklung Würzburgs mitgewirkt. Der Universität Würzburg ist er als Lehrbeauftragter und seit 1972 als Honorarprofessor für Wirtschaftsgeographie verbunden.
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Gabriele Geibig-Wagner (Hrsg.)/Hans-Peter Baum/Ulrich Wagner: Würzburg im Mittelalter. Stadthistorische Streiflichter. Band I. Elmar-Hahn-Verlag 2003. ISBN: 3-928645-29-3.



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Von 704 bis 2004: 1300 Jahre Geschichte Würzburgs
"In castello Virteburch": mit einer am 1. Mai 704 auf der Würzburger Burg ausgestellten Urkunde beginnt die offizielle Geschichte der heutigen Mainmetropole, hier wird sie zum ersten Mal mit gesichertem Datum genannt. Würzburg kann also im Jahr 2004 auf 1300 Jahre Geschichte zurückblicken, eine gewaltige Zeitspanne, angefüllt mit politischen Ereignissen, kriegerischen Auseinandersetzungen und persönlichen Schicksalen.

In diesem ersten Band wird die städtische Historie von ihren schriftlich belegten Anfängen im frühen Mittelalter bis zum Zeitalter der Reformation am Anfang des 16. Jahrhunderts in kurzen, anschaulichen Texten sowie in der Gegenüberstellung von zahlreichen historischen und aktuellen Abbildungen gleichermaßen unterhaltsam wie auch wissenschaftlich fundiert dargestellt. Der zweite Band wird sich an der Epoche vom Bauernkrieg bis 1814 und der dritte am 19. und 20. Jahrhundert bis 2002 orientieren.

In zwölf Kapiteln haben Dr. Hans-Peter Baum und Dr. Ulrich Wagner in diesem ersten Band Kurioses und Interessantes zusammengetragen, das sie im Stadtarchiv gefunden haben. So lag in Würzburg schon immer die Weisheit im Wein: Durch die Exportsteuer gelang es Fürstbischof Rudolf von Scherenberg, das im 15. Jahrhundert schwer verschuldete Hochstift Würzburg binnen drei Jahren aus seiner finanziellen Krise zu befreien. Auch die Selbstjustiz der Würzburger bleibt nicht unerwähnt: Hans Hase war als Informant des kriegerischen Fürstbischofs Johann von Grumbach (1455-1466) der Bevölkerung verhasst. Nach dem Tod des Bischofs wurde Hase von einer aufgebrachten Menge gefesselt und von der Mainbrücke geworfen.
Mit kurzen, verständlichen texten soll das Buch laut Herausgeberin Dr. Gabriele Geibig-Wagner seinen Lesern die Würzburger Stadtgeschichte nahe bringen. "Wir sollen diejenigen ansprechen, die immer vor dicken Wälzern zurückschrecken." Der Band enthält deswegen zahlreiche historische Illustrationen, die aktuellen Fotografien gegenübergestellt sind. "So kann der Leser einen Vergleich zwischen dem jetzigen Würzburg und dem des Mittelalters ziehen", betont Geibig-Wagner.

Verlagsinformation

Weitere Informationen:
Würzburg im Mittelalter
(Bistum Würzburg)

 

Pierre Rigoulot: Nordkorea. Steinzeitkommunismus und Atomwaffen – Anatomie einer Krise. Kiepenheuer & Witsch-Verlag 2003. ISBN: 3-462-03347-6.



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Nordkorea gehört zu den letzten kommunistischen Ländern der Erde. Nur wenige Informationen dringen aus dem Herrschaftsbereich des 'Lieben Führers' Kim Jong-Il. Seitdem Nordkorea die Existenz eines bislang geheimen atomaren Rüstungsprogramms zugegeben hat und die USA das Land offiziell zum 'Schurkenstaat' auf der 'Achse des Bösen' erklärt haben, zählt die Region zu den gefährlichsten Krisenherden der Welt. Pierre Rigoulot fasst die Geschichte der nordkoreanischen Diktatur zusammen, beschreibt die Unterdrückung durch Partei und Polizei und schildert den grauenhaften Alltag der Menschen, die nur noch einmal täglich essen und in den Krankenhäusern ohne Strom und Medikamente sterben. Sein Buch klärt über die Praktiken eines Regimes auf – Waffenhandel, Drogenschmuggel, Unterstützung des internationalen Terrorismus –, das paradoxerweise nur dank massiver Hilfe der internationalen Gemeinschaft überlebt. Anschaulich beschreibt der Autor die Hintergründe der Krise und benennt auch die Verantwortung der Großmächte für die Entstehung des nordkoreanischen Regimes.
"Im Zentrum seiner politischen Analysen stehen bei Rigoulot immer die Menschen." (L'Express)

Zum Autor
Pierre Rigoulot, geboren 1944 in Paris, ist Chefredakteur der Cahiers d'Histoire sociale. Er ist Autor und Herausgeber zahlreicher Bücher zu Themen des Kommunismus und der Gewerkschaftsbewegungen. Rigoulot zählt zu den führenden europäischen Fernost-Experten.
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Gudrun Harrer: Kriegs-Gründe. Versuch über den Irak-Krieg. Mandelbaum-Verlag 2003. ISBN: 3-85476-108-2.



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Dieses Buch ist das Dokument eines gewaltigen Unbehagens. Die USA sind im März 2003 im Irak einmarschiert, haben das Regime des Massenmörders Saddam Hussein gestürzt und das Land besetzt. Was waren die Gründe für diesen Krieg, wie kann eine Neuordnung im Nahen und Mittleren Osten aussehen, was können die Ergebnisse dieses noch nicht beendeten Krieges sein?
Wie kaum ein anderer wurde der Irak-Krieg von vornherein als normativ – zumindest für die zukünftige US-Politik – verstanden, ein neuer völkerrechtlicher Weg, der am Irak erprobt wurde, jederzeit wiederholbar, wenn ein anderer Kandidat die Kriterien erfüllt: Syria next, Iran next. Diese Kriterien, "Kriegsgründe", würde die US-Politik so formulieren: Besitz von Massenvernichtungswaffen, aktive US-Feindlichkeit und Abwesenheit von Menschenrechten.
Dies hält einer Überprüfung nicht stand. Im Fall des Irak kommen andere gewichtige Kriegsgründe dazu, keiner steht für sich allein. Die wahre Begründungslage vor diesem Krieg war komplex, der Irak selbst kam darin nur als eines von mehreren Elementen vor. Auf der einen Seite stand das Ende einer des unmittelbaren Feindes beraubten US-Außenpolitik, die das Jahrzehnt nach dem Kalten Krieg bestimmt hatte, auf der anderen Radikalisierung und politische Stagnation im Nahen und Mittleren Osten, deren Folgen in den Westen überschwappten. Aus beiden ergab sich für die USA der Wunsch nach einer regionalen Neuordnung.
Der Irak wurde, als ob er nicht schlimm genug gewesen wäre, neu erfunden. Hat früher die Realität die Politik erzeugt, so erzeugt hier die Politik, eine doktrinäre Politik, die Realität. Es ist eine Realität, eine Nebenwelt mit einer eigenen Logik, eigenen Regeln. Gegen den Irak wurde ein gewaltiger Indizienprozess aufgebaut, keiner der Beweise hätte vor einem ordentlichen Gericht Bestand gehabt. Die Autorin forscht minutiös diesen Indizien nach und analysiert die Logik dieser Realität. Das Buch ist ein Versuch, einige Gedanken rund um das Kapitel "Kriegsgründe" zu systematisieren und mögliche Ergebnisse dieses Krieges zu skizzieren.

Zur Autorin
Gudrun Harrer ist außenpolitische Ressortleiterin der Tageszeitung "Der Standard" in Wien, Arabistin und Islamwissenschafterin. Ihr Spezialgebiet ist seit Jahren der Irak, sie war Vortragende bei der Ausbildung der UNO-Inspektoren.
Verlagsinformation

Rezension: Kriegs-Gründe – Versuch über den Irak-Krieg
(DeutschlandRadio, 15.02.2004)

Moishe Postone: Zeit, Arbeit und gesellschaftliche Herrschaft. Eine neue Interpretation der Kritischen Theorie von Marx. Aus dem Amerikanischen von Manfred Dahlmann, Christoph Seidler u.a. Ça Ira-Verlag 2003. ISBN: 3-924627-58-4.



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In diesem Buch interpretiert Postone die von Marx in seinem Spätwerk entwickelte kritische Theorie grundlegend neu, um die Natur der kapitalistischen Gesellschaft in neuartiger Weise theoretisch erfassen zu können. Seine Interpretation der von Marx analysierten gesellschaftlichen Verhältnisse und Herrschaftsformen der kapitalistischen Gesellschaft macht es erforderlich, die zentralen Kategorien der Kritik der politischen Ökonomie zu überdenken. Dazu werden Begriffe entwickelt, die zwei Kriterien genügen: Zum einen sollen sie das Wesen und die geschichtliche Entwicklung der modernen Gesellschaft erfassen, zum anderen soll in ihnen die in den Sozialwissenschaften gängige Dichotomie von Struktur und Handlung bzw. objektiven Lebensumständen und subjektivem Sinn überwunden werden. Im Bezug der Marxschen Theorie auf die aktuellen theoretischen Debatten wird nicht nur zu zeigen sein, inwieweit die Reformulierung dieser Theorie für die Gegenwart relevant ist, sondern dass in ihr auch eine grundsätzliche Kritik an traditionellen marxistischen Theorien und am ehemals "real existierenden Sozialismus" formuliert werden kann.
Postone bietet somit die Grundlage für eine kritische Analyse der kapitalistischen Gesellschaftsformation, die im Vergleich zu den bisherigen Analysen überzeugender und der heutigen Zeit angemessener ist.

Zum Autor
Moishe Postone, geboren 1942, Dr. phil., lehrt Soziologie an der Universität in Chicago und hat "Time, Labour and Social Domination: A Reinterpretation of Marx’ Critical Theory" 1993 bei Cambridge University Press veröffentlicht. Zwischen 1972 und 1982 lebte der Autor in Frankfurt am Main und war Mitarbeiter des Instituts für Sozialforschung. In der Bundesrepublik ist Moishe Postone bekannt geworden durch einen "Offenen Brief" an die Deutsche Linke sowie durch seinen Aufsatz "Antisemitismus und Nationalsozialismus", der 1979 zum ersten Mal in deutscher Übersetzung in der Frankfurter Studentenzeitung "Diskus" erschien. Dieser Aufsatz reflektiert die Aufnahme des Filmes "Holocaust" in der BRD und diskutiert den Antisemitismus in der BRD. Der zweite Teil des Beitrages erschien in überarbeiteter Form im Merkur (1982) und wurde in dem von Dan Diner herausgegebenen Band "Zivilisationsbruch. Denken nach Auschwitz" sowie in der Zeitschrift "Kritik und Krise", herausgegeben vom ça ira-Verlag, übernommen.
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Weitere Informationen:
- Inhaltsverzeichnis und Leseprobe
- Vorwort zur deutschen Ausgabe
- 8. Kapitel: Die Dialektik von Arbeit und Zeit (Leseprobe)
- 10. Kapitel: Abschließende Bemerkungen (Leseprobe)

Luc Boltanski/Ève Chiapello: Der neue Geist des Kapitalismus. UVK-Verlag/Édition discours 2003. ISBN: 3-89669-991-1.

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Luc Boltanski und Ève Chiapello beschreiben den Kapitalismus als ein normatives System, dem es unter sich wandelnden Bedingungen immer wieder gelingt, Menschen zu gewinnen und davon zu überzeugen, sich am Prozess der kapitalistischen Akkumulation zu beteiligen. Den Autoren zufolge verdankt der Geist des Kapitalismus sein Anpassungsvermögen der gegen ihn gerichtete Kritik und seiner Fähigkeit, diese Kritik konstruktiv zu verarbeiten. In seiner jüngsten Ausprägung wurzelt er im Mai 1968, als sich Künstler und Intellektuelle gegen sämtliche durch den Kapitalismus bedingten Prozesse der Entfremdung auflehnten.
In den Unternehmen und Fabriken, die in jenen Jahren von Streiks und Arbeitskämpfen massiv betroffen waren, wurde diese emanzipatorische Kritik von jungen Führungskräften und Beratern aufgegriffen und in einer neuen Organisation der Produktion umgesetzt. Ergebnis dieses Umbaus ist das "schlanke" Unternehmen der Gegenwart. In einem detaillierten qualitativen Vergleich zwischen der Management-Literatur der 1960er Jahre und der 1990er Jahre zeigen Luc Boltanski und Eve Chiapello die normativen Verschiebungen, die die Neuorganisation der Produktion in den Unternehmen begleiten haben.
Der neue Geist des Kapitalismus definiert sich durch Flexibilität, Mobilität, Kreativität und Eigenverantwortung, die die employability der Menschen bestimmen. Wer über diese Eigenschaften verfügt, kann die Möglichkeiten nutzen, die der projektbasierte Kapitalismus des 21. Jahrhunderts bietet. Zugleich stellt sich aber die Frage der Gerechtigkeit, vor allem für jene, die nicht Teil der vernetzten Welt des projektbasierten Kapitalismus sind. Einstweilen bleibt die Kritik an diesem neuen Kapitalismus machtlos, weil sie die Gegenwart an vergangenen Idealen misst und die sozialen Konflikte der Gegenwart mit Begriffen zu klären versucht, die in der ökonomischen Realität des 21. Jahrhunderts keinen Sinn mehr ergeben. Neue Interpretationsmuster und ein Wiedererstarken der Kritik aber werden den Legitimationsdruck auf den Kapitalismus erhöhen. Der Geist des Kapitalismus wird seine Antwort auf die Frage nach neuen Formen der Gerechtigkeit nicht schuldig bleiben.
"Auf mehr als 800 Seiten, die man wie einen dicken Roman verschlingt, schmieden Boltanski und Chiapello neue Waffen, um die Linke zu erneuern damit diese aufhört, sich meistbietend zu verkaufen oder gegen eine Feind zu kämpfen, der schon lange verschwunden ist." (Bruno Latour)

Zum Autor
Luc Boltanski ist Foschungsdirektor an der École des hautes études en sciences sociales, Paris.
Ève Chiapello ist wissenschaftliche Mitarbeiterin an der École des hautes études en sciences sociales, Paris.

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Tomás Moulian: Ein Sozialismus für das 21. Jahrhundert. Der fünfte Weg. Aus dem Spanischen von Barbara Gelautz. Rotpunkt-Verlag 2003. ISBN: 3-85869-265-4.

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Die Geschichte ist mit dem Triumphzug des neoliberalen Kapitalismus nicht zu Ende. Im Gegenteil: Sie steht an einem neuen Ausgangspunkt. Denn gescheitert ist nicht nur der real existierende Sozialismus osteuropäischer Prägung. Immer mehr Menschen wird klar, dass der globalisierte Kapitalismus ihre eigenen Probleme und die des ganzen Planeten nicht nur nicht lösen kann, sondern sie von Tag zu Tag zusätzlich verschärft. Gescheitert ist aber auch der sozialdemokratische Reformweg einer "Zähmung" oder "Humanisierung" des Kapitalismus.
Es braucht neue Denkmodelle, neue Orientierungen, die den Gedanken, dass eine andere, bessere Welt möglich wäre, wieder denkbar machen. Einen Anstoß dazu gibt dieses Buch. Dabei gilt es, sich von alten Konzepten des Sozialismus des 20. Jahrhunderts zu verabschieden, etwa vom Konzept der "Revolution" oder vom Konzept einer "Diktatur des Proletariats" (oder einer anderen Klasse). Ausgedient haben aber auch die Modelle der repräsentativen Demokratien des Westens, die immer mehr an Glaubwürdigkeit und Legitimation verlieren.
"Partizipative Demokratie" und "kommunitäre Kultur" sind Schlüsselbegriffe in diesem Entwurf einer neuen Ordnung. An deren Ausgang steht nicht das Absolute eines "Paradieses auf Erden", sondern "nur" eine menschengerechtere Welt.

Zum Autor
Tomás Moulian, geboren 1939, chilenischer Soziologe, ist Direktor der Abteilung Sozialwissenschaften an der Universität Arcis in Santiago de Chile und des Instituts für soziale Bildung Paulo Freire. Er lebt in Santiago de Chile. International bekannt wurde er mit seinem 1997 veröffentlichten Werk "Chile Actual. Anatomía de un mito", in dem er Kontinuität und Wandel im Chile nach der Pinochet-Diktatur analysiert.
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Stand: 08. Oktober 2006
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