Volksblatt Würzburg, 29.10.2004, 18:41 Uhr


"Furunkel am Rande der Stadt"
 

 

WÜRZBURG (ELLA) – Eigentlich hatten die Initiatoren des Diskussionsabends "Arcaden – Fluch oder Segen?" der Würzburger FDP gehofft, am Donnerstagabend offizielle Befürworter und Gegner des Projekts auf dem ehemaligen Postareal am Bahnhof an einen Tisch zu bringen. Die Absage des Investors mfi machte diese Pläne allerdings zunichte.

Die Begründung für die Absage der mfi-Verantwortlichen war laut FDP-Kreisvorsitzendem Karl Graf die "tatsächlich feindselige Stimmung ihrer Ratsherren" bei der Stadtratssitzung in der vergangenen Woche gewesen. So blieb es im mit rund 50 Besuchern gut gefüllten Haus des Rudervereins in der Mergentheimer Straße beim Austausch meist schon bereits bekannter Argumente.

Auffallend war allerdings im Verlauf der fast dreistündigen Veranstaltung, dass die Befürworter des Projektes meist jüngeren Semesters waren, wären die Gegner des Projektes den "Gesetzteren" angehörten.

Ringpark und Quellen seien schützenswert, sagte Graf und kritisierte, dass die Stadträte der CSU-Fraktion das Verkehrsgutachten vor allen anderen Fraktionen zu sehen bekommen hätten. "Seit Pia Beckmann Oberbürgermeisterin ist, wird viel zu viel in nichtöffentlichen Sitzungen aushandelt", beklagte Graf.

Günther Flierl von der Bürgerinitiative "Ringpark in Gefahr" sagte, das Projekt sei eine typische Investorenplanung, bei der nur an den eigenen Profit gedacht werde. "Städteplanung, Denkmal- und Trinkwasserschutz sind dabei Nebensache", so Flierl. Die Arcaden seien städtebaulich "ein Schlag ins Gesicht, ein Furunkel am Rande der Stadt", das drohe sie zu infiltrieren. Durch eine Bebauung des Busbahnhofes verliere der Bahnhofsplatz seine Würde, so Flierl weiter. Es gebe jetzt schon einen "Ring-Park" aus Discountern rund um die Stadt, die Kaufkraft aus der Innenstadt abzögen. Flierl schlug vor, die Gebäude auf dem Postgelände zu entfernen und das Gelände zu renaturieren.

Dagegen hielt ein Diskussionsteilnehmer aus dem Publikum, dass der Bahnhofsplatz in seiner jetzigen Form kein städtebauliches Kunststück sei. Er bemängelte die "60er-Jahre-Bahnhofsbaracken". Auch gebe es in seinem Bekanntenkreis genügend junge Menschen, die zum Einkaufen nach Nürnberg oder Frankfurt fahren würden, weil ihnen das hiesige Angebot nicht attraktiv genug erscheine.

Brückenbäck-Wirt Matthias Strobel sagte, er sei weder für noch gegen die Arcaden. "Das Kind ist nämlich längst in den Brunnen gefallen", so seine Begründung. Er machte den Arcadengegnern den Vorwurf, sie hätten im Vorfeld versäumt, auf die Nutzungsart des Geländes Einfluss zu nehmen. "Schon seit sechs Jahren wird im Stadtmarketingkreis über die Nutzung der Posthallen gesprochen, aber erst jetzt melden sich plötzlich alle Wirtschaftsverbände zu Wort", sagte Strobel. Alle Verbände hätten es schlichtweg versäumt in den vergangenen Jahren auf die Verwaltung und Planungen Einfluss zu nehmen, so Strobel.

Weitere Artikel zu diesem Thema:
Arcaden-Plan und Modell

Quelle: http://www.mainpost.de/mainfranken/vbwue/art780,2864447.html


Startseite "ringpark-in-gefahr"

Home


© 2004 Buchladen Neuer Weg, Würzburg
– Bei uns können Sie Bücher online suchen und bestellen –
Stand: 08. November 2006
Bei Problemen oder Fehlern schicken Sie eine E-Mail an: webmaster@neuer-weg.com