Würzburg – "Mainfränkische
Kirchtürme, vereinigt euch!", rief der Wirtschaftsgeograph Ulrich Ante
vor rund zehn Jahren nach Veröffentlichung der ersten
Mainfranken-Studie. Zugehört hat offenbar kaum jemand. Im Auftrag der
IHK hat er die Region nun erneut untersucht. Und festgestellt: Es hat
sich nur wenig geändert.
Nennenswerte Regionalmarketing-Aktivitäten gibt es in Mainfranken seit
rund zehn Jahren. 1996 analysierte der Würzburger Wirtschaftsgeograph
Professor Dr. Ulrich Ante in großem Umfang im Auftrag der IHK
Würzburg-Schweinfurt die Stärken und Schwächen Mainfrankens als
Wirtschaftsraum. Schon damals rüttelte er Politik, Wirtschaft und
Verwaltung auf mit seiner Forderung, die Region müsse als Mannschaft
auftreten und die "interkommunale Kooperation" verstärken.
Seinen Appell von damals – "Mainfrankens Kirchtürme, vereinigt euch!"
–
erneuerte Ante am Dienstag bei der Vorstellung der "Mainfranken-Studie
2005". In der aktuellen Untersuchung ermittelt Ante die "gefühlte
Verfassung" Mainfrankens durch die Befragung von Experten. Ihr stellt er
die "tatsächliche Verfassung" der Region gegenüber, wie sie sich anhand
empirischer Daten aus der Region darstellt. Mainfranken befindet sich
danach mitten im wirtschaftlichen, sozialen, gesellschaftlichen und
kulturellen Wandel.
"Dieser Umbruchprozess birgt Chancen und Risiken auf allen Ebenen", sagt
Ante. So verfüge die Region als Bildungs- und Forschungsstandort über
ein "exzellentes Renommee" und hat das Potenzial zu einem
Wissenschaftsstandort der Zukunft. Leider, so die Studie im Ergebnis,
sei das kreative Innovationspotenzial noch "viel zu unspezifisch" und
die mittelständischen Unternehmen der Region zu grobmaschig mit dem
Forschungsstandort vernetzt. Auch die kommunale Verschuldung und die
Konsolidierung der Haushalte beobachtet Ante mit Sorge: "Der massive
Rückgang der Investitionen begrenzt den Gestaltungsspielraum der
regionalen Gebietskörperschaften".
"Quo vadis Mainfranken?" fragt die Studie. Ante weiß es nicht genau, die
IHK auch nicht. Möglich sind drei Zukunfts-Szenarien: ein neutrales, ein
pessimistisches und ein optimistisches.
Im neutralen Fall bleibt mehr oder weniger alles, wie es ist. Die Region
profitiert auf Grund ihrer "Vorort-Situation" zwischen Nürnberg und
Rhein-Main in begrenztem Umfang von der Nähe zu den Ballungsgebieten. Es
gibt "nicht unwesentliche" Kooperationen zwischen den Hochschulen und
mainfränkischen Unternehmen. Der Aufbau eines funktionierenden
Regional-Managements schlägt jedoch fehl, die Dynamik der weltweiten
ökonomischen Veränderung überfordert die Region.
Im schlimmsten Fall schwächt "bewusste intraregionale Konkurrenz" die
Wettbewerbsfähigkeit der ganzen Region. Junge, hochqualifizierte
Arbeitskräfte wandern ab, Mainfranken geht unter im Schatten boomender
Ballungsräume wie der "Global City" Frankfurt.
Und wenn alles gut geht, nehmen sich die Wirtschaftsakteure die neue
Studie zu Herzen. Ihr "fiktives optimistisches Zukunftsszenario" stützt
die Studie auf eine "stadtregionale Kooperation mitten in Europa". Mit
"Regionsbürgern", die im Spessart nicht die "alte Kulturgrenze" zwischen
Hessen und Bayern sehen. Dieses Mainfranken – wie es Ante vorschwebt –
nutzt geschickt die ökonomische Strahlkraft aller umliegenden
Ballungszentren. Entscheidend dafür ist die Gründung eines
"Regionalverbandes Mainfranken", der Städte- und Verkehrsplanung sowie
regionale Wirtschaftsförderung koordiniert. Kooperation statt
Konkurrenz.
Von unserem Redaktionsmitglied Andreas Fischer-Kablitz
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