Main Post Würzburg, 13.12.2005, 19:00 Uhr


Kooperation statt Konkurrenz

 

 

Würzburg – "Mainfränkische Kirchtürme, vereinigt euch!", rief der Wirtschaftsgeograph Ulrich Ante vor rund zehn Jahren nach Veröffentlichung der ersten Mainfranken-Studie. Zugehört hat offenbar kaum jemand. Im Auftrag der IHK hat er die Region nun erneut untersucht. Und festgestellt: Es hat sich nur wenig geändert.

Nennenswerte Regionalmarketing-Aktivitäten gibt es in Mainfranken seit rund zehn Jahren. 1996 analysierte der Würzburger Wirtschaftsgeograph Professor Dr. Ulrich Ante in großem Umfang im Auftrag der IHK Würzburg-Schweinfurt die Stärken und Schwächen Mainfrankens als Wirtschaftsraum. Schon damals rüttelte er Politik, Wirtschaft und Verwaltung auf mit seiner Forderung, die Region müsse als Mannschaft auftreten und die "interkommunale Kooperation" verstärken.

Seinen Appell von damals – "Mainfrankens Kirchtürme, vereinigt euch!" – erneuerte Ante am Dienstag bei der Vorstellung der "Mainfranken-Studie 2005". In der aktuellen Untersuchung ermittelt Ante die "gefühlte Verfassung" Mainfrankens durch die Befragung von Experten. Ihr stellt er die "tatsächliche Verfassung" der Region gegenüber, wie sie sich anhand empirischer Daten aus der Region darstellt. Mainfranken befindet sich danach mitten im wirtschaftlichen, sozialen, gesellschaftlichen und kulturellen Wandel.

"Dieser Umbruchprozess birgt Chancen und Risiken auf allen Ebenen", sagt Ante. So verfüge die Region als Bildungs- und Forschungsstandort über ein "exzellentes Renommee" und hat das Potenzial zu einem Wissenschaftsstandort der Zukunft. Leider, so die Studie im Ergebnis, sei das kreative Innovationspotenzial noch "viel zu unspezifisch" und die mittelständischen Unternehmen der Region zu grobmaschig mit dem Forschungsstandort vernetzt. Auch die kommunale Verschuldung und die Konsolidierung der Haushalte beobachtet Ante mit Sorge: "Der massive Rückgang der Investitionen begrenzt den Gestaltungsspielraum der regionalen Gebietskörperschaften".

"Quo vadis Mainfranken?" fragt die Studie. Ante weiß es nicht genau, die IHK auch nicht. Möglich sind drei Zukunfts-Szenarien: ein neutrales, ein pessimistisches und ein optimistisches.

Im neutralen Fall bleibt mehr oder weniger alles, wie es ist. Die Region profitiert auf Grund ihrer "Vorort-Situation" zwischen Nürnberg und Rhein-Main in begrenztem Umfang von der Nähe zu den Ballungsgebieten. Es gibt "nicht unwesentliche" Kooperationen zwischen den Hochschulen und mainfränkischen Unternehmen. Der Aufbau eines funktionierenden Regional-Managements schlägt jedoch fehl, die Dynamik der weltweiten ökonomischen Veränderung überfordert die Region.

Im schlimmsten Fall schwächt "bewusste intraregionale Konkurrenz" die Wettbewerbsfähigkeit der ganzen Region. Junge, hochqualifizierte Arbeitskräfte wandern ab, Mainfranken geht unter im Schatten boomender Ballungsräume wie der "Global City" Frankfurt.

Und wenn alles gut geht, nehmen sich die Wirtschaftsakteure die neue Studie zu Herzen. Ihr "fiktives optimistisches Zukunftsszenario" stützt die Studie auf eine "stadtregionale Kooperation mitten in Europa". Mit "Regionsbürgern", die im Spessart nicht die "alte Kulturgrenze" zwischen Hessen und Bayern sehen. Dieses Mainfranken – wie es Ante vorschwebt – nutzt geschickt die ökonomische Strahlkraft aller umliegenden Ballungszentren. Entscheidend dafür ist die Gründung eines "Regionalverbandes Mainfranken", der Städte- und Verkehrsplanung sowie regionale Wirtschaftsförderung koordiniert. Kooperation statt Konkurrenz.

Von unserem Redaktionsmitglied Andreas Fischer-Kablitz


Quelle: http://www.mainpost.de/mainfranken/wirtschaft/art9485,3360833.html

Startseite "ringpark-in-gefahr"

Home


© 2004 Buchladen Neuer Weg, Würzburg
– Bei uns können Sie Bücher online suchen und bestellen –
Stand: 08. November 2006
Bei Problemen oder Fehlern schicken Sie eine E-Mail an: webmaster@neuer-weg.com