MFI will Würzburg eine Veranstaltungshalle bauen –
Vorbilder in Braunschweig und Frankfurt/Main
von Dankwart Guratzsch
Würzburg – Noch schlägt das Projekt hohe Wellen in
der Jubiläumsstadt Würzburg, die in diesen Tagen ihren 1300. Geburtstag
feiert. Denn ob die Stadt zu Füßen der Festung Marienberg ein riesiges
Einkaufscenter mit 19.900 qm Verkaufsfläche zuzüglich Gastronomie,
Gesundheit und konsumnahe Dienstleistungen am Hauptbahnhof braucht, das
ist bei den Bürgern und speziell beim Einzelhandel heftig umstritten.
Als jetzt die Management für Immobilien AG (MFI, Essen) zur Vorstellung
des Projekts einlud, war der Saal bis auf die hinterste Reihe voll
besetzt.
Torsten Kuttig, Bereichsleiter Projektentwicklung bei MFI, zog alle
Register der Verführung. "Wir haben mit unseren Einkaufscentern bisher
noch in jeder Stadt nachweisen können, dass letztlich die Stadt
profitiert hat. Wir haben Umsätze in die Städte zurückgeholt, die an die
Peripherie und an benachbarte Mittelstädte verloren gegangen waren. Auch
in Würzburg wollen wir 30 bis 40 Prozent zurückholen und 1.200
Arbeitsplätze schaffen. Und wir werden den Würzburgern zusätzlich eine
multifunktionale Veranstaltungshalle für 5.000 Besucher mit dem
Arbeitstitel 'Würzburg Arena' hinstellen, für die wir auch die
Investitionskosten übernehmen."
Über die Leinwand flimmerten dazu Bilder von Sportveranstaltungen, von
rauschenden Bällen und Politspektakeln mit Kanzler Schröder und Bayerns
Ministerpräsident Edmund Stoiber am Rednerpult, die dem staunenden
Publikum den Blick in eine Zukunft öffnen sollten, in der die Mainstadt
zum Schauplatz von Fernsehereignissen wird. Auch einen neuen Busbahnhof
(der alte denkmalgeschützte muss den Arcaden weichen) und 1.000
Parkplätze werde der Investor bereitstellen, und mit der SMG Europe habe
er den "weltweit größten Betreiber von Veranstaltungsstätten" im
Schlepp, der jährlich 9.000 Events in 140 Arenen, Theatern und Stadien
präsentiere, die von 30 Millionen Zuschauern besucht würden –
rauschhafte Aussichten für das bescheidene Würzburg, das bisher von
solchen Spektakeln nur träumen konnte.
Kein Zweifel: Mit den "Würzburg-Arcaden" tritt die MFI in die Fußstapfen
von Center-Investoren, die immer öfter mit Aufsehen erregenden
Kombiprojekten aufwarten. In Braunschweig, Potsdam und Frankfurt/Main
locken sie gar mit dem Wiederaufbau verschwundener Schlösser, um Einlass
in den Mauerring der Innenstädte zu erhalten. Auch in Würzburg trifft
das "Geschenk" der großen Veranstaltungshalle einen Nerv des Publikums.
"Wir brauchen die Halle", tönte es immer wieder aus den Sitzreihen, und
ein Universitätsprofessor versicherte gar, dass damit Würzburgs Zukunft
als Stadt des Basketballs gesichert sei.
Aber was passiert, wenn das Center 37 Mio. Euro Kaufkraft aus der
Innenstadt und 21 Mio. Euro aus den Stadtteilen absaugt, wie in einer
Studie errechnet worden sei, wollte ein älterer Herr wissen. Die Frage
war auch nicht durch das Argument aus der Welt zu bringen, dass die
Arcaden auf ein Einzugsgebiet bis Rothenburg ob der Tauber mit mehr als
einer Million Bewohnern und einem "einzelhandelsrelevantem
Nachfragevolumen von 4,8 Mrd. Euro" reflektieren. Und so wird die
Debatte in weiteren Diskussionsrunden noch weitergehen. Nur an einem
würde die gesprächsoffene MFI höchst ungern rütteln lassen: "Der
Baubeginn der 'Würzburg Arcaden' wird für Herbst 2004 angestrebt, die
Eröffnung für 2006."
Artikel erschienen am 10. Mai 2004
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