Würzburg/Dettelbach – Der
33-jährige Marcus Reitmaier verblüfft die Finanzwelt. Nur ein riskantes
Multi-Millionen-Projekt wie der (unfertige) Hotelturm in Würzburg
scheint dem Investor nicht genug. Er wollte auch das Imax-Kino im
Mainfrankenpark.

Interessiert am Imax-Kino-Gebäude: Hotelturm-Käufer
Marcus Reitmaier. (FOTO: OBERMEIER) |
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Die Zukunft des 35 Meter hohen Beton-Eis – Symbol
für funkelnde Pläne und das Scheitern von Mainfrankenpark-Gründer
Michael Siewert – ist ungewiss. Zeitweise planten Anwälte den Umbau zum
Tagungszentrum. Auch Würzburger Rotlicht-Größen und der Geschäftsmann
Joseph W. zeigten Interesse – ehe er im September wegen Betrugs-Verdacht
festgenommen wurde.
Zwar hoffen Siewerts Gläubiger, beim Verkauf von Grundstücken und
Imax-Gebäude wieder zu ihrem Geld zu kommen. Die Verwertungsgesellschaft
Real Estate, die Siewerts Hinterlassenschaft zu Geld machen soll, war
zunächst optimistisch. Doch bisher fand sich kein Erwerber, wie
Insolvenzverwalter Hanfried Grauer kürzlich als Zeuge im Siewert-Prozess
bestätigte. Allerdings gebe es Interessenten, darunter einen, "der vor
kurzem in Würzburg ein Objekt mit ungewisser Zukunft erworben hat,"
sagte er im Zeugenstand.
Dies war ein Hinweis auf Marcus Reitmaier (33), der seit September auf
dem hiesigen Immobilienmarkt für Wirbel sorgt. Überraschend hatte die
Firma Ibeka, finanziell angeschlagener Bauherr des halb fertigen
Hotelturms in der Schweinfurter Straße, den Spross einer
Unternehmer-Familie als Käufer präsentiert.
Wo der Bauingenieur 7,5 Millionen Euro Kaufpreis plus 15 bis 20
Millionen zur Fertigstellung aufbringen will, ist bisher sein Geheimnis.
Er investiere eigenes Geld, sagt er auf hartnäckige Nachfragen. Davon
muss er wohl jede Menge haben – oder einen finanzstarken Hintermann.
Laut Informationen dieser Zeitung zeigte er gleichzeitig Interesse
sowohl am Imax-Gebäude wie an dem Grundstück, auf dem Siewert jenes
Spaßbad errichten wollte, das ihn schließlich in die Pleite trieb.
Insider erzählen, dass der Kauf weit gediehen war: Reitmaier habe im
Sommer "bis zur Vertragsreife" über eine millionenschwere "Paketlösung"
beider Objekte verhandelt. Es soll sogar einen notariell geschlossenen
Vertrag gegeben haben. "Aber das Geschäft kam nicht zu Stande, weil
keine Finanzierung vorlag", weiß ein mit den Vorgängen vertrauter
Gewährsmann.
Reitmaier macht kein Geheimnis daraus, dass er Großes vorhat. Doch kaum
jemand kannte Details: Seit die Stadt Würzburg mit Hallen-Plänen (beim
Arcaden-Projekt am Bahnhof) Schiffbruch erlitt, plant er insgeheim
selbst den Bau einer Halle für einen zweistelligen Millionenbetrag im
Mainfrankenpark.
Ein Modell stand als Anschauungsobjekt für potenzielle Investoren in den
Büroräumen des später verhafteten Joseph W., ebenso wollen Zeugen dort
Unterlagen zum Kauf des Hotelturms gesehen haben. Dennoch will Reitmaier
"nur losen geschäftlichen Kontakt" gehabt haben. Doch die Hallen-Pläne
kamen bisher über Vorgespräche und immer neue Ankündigungen nicht
hinaus. Schließlich gab er Probleme mit der Finanzierung als Grund für
Verzögerungen zu. Ähnlich ist die Situation am Hotelturm. Zwar taufte
Reitmaier den in "Siebold-Tower" um. Neun Wochen nach dem Kauf ist nicht
erkennbar, wann die im Sommer gestoppte Arbeit wieder aufgenommen wird.
Halb fertig dämmert die Fassade dem Winter entgegen. Laut Reitmaier
waren Nachverhandlungen mit den Mietern (bekannt ist bisher die
Arabella-Sheraton-Hotelgruppe) nötig, sie stünden "kurz vor dem
Vertragsabschluss".
Auf Nachfrage bestätigt er, ein Kauf des Imax "im Doppelpack" mit dem
Grundstück für die Halle sei geplant gewesen. Er nennt zwei Gründe,
warum aus dem Geschäft nichts wurde. Benötigte weitere Nutzer seien
nicht aufzutreiben gewesen. Und ihm sei das Beton-Ei für zwei Millionen
Euro angeboten worden. Dann habe er gehört, der Verwerter würde auch für
die Hälfte verkaufen. "Mein Schwerpunkt liegt derzeit auf dem
Hotelturm." In dessen Fahrwasser soll die Halle kommen: "Ich bin drauf
und dran, die Sache zu realisieren," versichert Reitmaier.
Von Manfred Schweidler und Frank Weichhan
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