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"Deutsche verwerten
  jüdische Nachbarn"

Ausstellung zur Arisierung

vom 7. Oktober bis 5. November 1999 in der FH Würzburg (Münzstr. 12)

Die Ausstellung "Aktion 3: Deutsche verwerten ihre jüdischen Nachbarn." dokumentiert erstmals Unterlagen deutscher Finanzbehörden über das Kaufinteresse der NS-Deutschen an jüdischem "Nachlaß". Aus den vorgelegten Dokumenten entwickelt sich das Bild einer regelrechten " Schnäppenjagd" der Volksgemeinschaft auf das jüdische Eigentum. Der Nachfrage nach jüdischem Eigentum konnte bei weitem nicht nachgekommen werden, es kam zu Klagen seitens der mit der "Arisierung" betrauten Finanzämter, es werde durch den Massenandrang der Dienstbetrieb gestört. Zweck dieser Ausstellung ist es u.a., auf diesen massenhaften Charakter der Arisierungen hinzuweisen: Die Mehrheit hätte mitgetan, wäre sie dazu in der Lage gewesen.

Die "Endlösung der Judenfrage" war gründlich vorbereitet: weder das staatliche Gewaltmonopol noch die bürgerliche Ordnung wurden angetastet. Vor der Deportation teilte der zuständige Regierungspräsident jedem Juden, Erwachsenen wie Kindern, mit, daß ihr Besitz legal dem Staat "verfällt". Die von den Nazis mit der Verwaltung des jüdischen Besitzes betrauten Ämter haben "präzise" gearbeitet, wie Tausende Akten der Oberfinanzdirektion Köln belegen, von denen der Historiker Wolfgang Dreßen exemplarische Dokumente ausgewählt hat. Die Wohnungen wurden geräumt und neu vermietet. Immobilien taxiert und veräußert. Die IG-Farben erwarben einen jüdischen Friedhof, Schulen kauften Möbel.

O
berregierungsrat Dr. Thomas erwirbt eine komplette Wohnungseinrichtung – einschließlich ein Paar Topflappen. "Arische Nachbarn" ersteigerten Teppiche. Wäsche. Kartoffeln. Der Kölner Oberbürgermeister kaufte für 2.000,00 RM einen Gobelin. Aus den Quittungen ging eindeutig hervor, daß es sich um Eigentum des Juden/der Jüdin/verschiedener Juden" handelte, doch offenbar hatte niemand Skrupel bei den "legalen Geschäften." Als wenige Überlebende nach dem 8. Mai 1945 Wiedergutmachung forderten, wiesen oft dieselben Beamten, die das Eigentum beschlagnahmt und von Amts wegen versteigert hatten, ihre Ansprüche zurück.

Die Ausstellung und die in Buchform vorliegende kommentierte Dokumentation erschließen der Öffentlichkeit bisher nicht zugängliche Quellen. Die Dokumente gehören zu bisher immer noch gesperrten Archivbeständen aus der Oberfinanzdirektion in Köln. Es ist davon auszugehen, daß ähnliche Aktenbestände noch in den Archiven vieler Finanzbehörden lagern. Die Ausstellung macht deutlich, daß es neben der brutalen Menschenverachtung der Konzentrationslager eine auf gesetzlicher Grundlage beruhende, ordnungsgemäße und nach den jeweiligen Verwaltungs- und Durchführungsverordnungen völlig legale Barbarei gegehen hat, die von breiten Kreisen der Bevölkerung mitgetragen wurde.

Hinweis: Wir bieten Schulklassen die Möglichkeit einer geführten Ausstellung. Kontakt: Anne Baier. 0 93 37 - 99 84 7 oder Dominik Moll, 09 31-41 60 26

Spenden: Arbeitskreis für Politik und Kultur. Raiffeisenbank Gaukönigshofen, Kontonummer: 100 202 428; BLZ: 790 690 75


Veranstalter: Antirassismusgruppe 1999
Unterstützt von: Jüdische Gemeinde Würzburg, akw!, Buchladen Neuer Weg, akw!-Freundeskreis, xpose


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Stand: 01. Februar 2006
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