Dominic
Johnson:
Afrika
aktuell – Der Krieg im Kongo
Dienstag,
3. Juni 2003, 20 Uhr
Buchladen Neuer Weg, Sanderstr. 23-25, 97070 Würzburg
Eintritt: 2,50 Euro
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Direkt nach dem Würzburger
Afrikafestival (29. Mai bis 01. Juni 2003) lädt der AKW-Freundeskreis Dominic
Johnson, seit 1990 Afrikaredakteur der taz, zu einem Vortrag mit anschließender
Diskussion ein.
Nachdem das Afrikafestival,
seit Jahren das größte Festival seiner Art in Europa, die hellen und
heiteren Seiten des afrikanischen Kontinents präsentiert hat, sind
hoffentlich noch einige der vielen Besucher offen für die dunkleren Seiten
Afrikas. Wir wollen von Dominic Johnson vor allem gerne über die aktuelle
Situation im Kongo hören. In diesem von der Weltöffentlichkeit weitgehend
unbeachteten Krieg sind inzwischen 3 Millionen Menschen umgekommen – ohne
weltweite Demonstrationen, intensive internationale Diplomatie,
UN-Sicherheitsrats-Resolutionen oder "humanitäre Interventionen".
Dominic Johnson wird uns sicher einiges dazu sagen können, warum dieser
Krieg niemanden zu kümmern scheint. Dabei interessiert uns auch seine
Position zu der Frage: Handelt es sich um einen innerafrikanischen
Kontinentalkrieg oder um einen verdeckten Stellvertreterkrieg alter und
neuer Imperialmächte?
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Texte und Informationen
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Informationen von "Ärzte ohne
Grenzen" zur momentanen Lage im Kongo
http://www.aerzte-ohne-grenzen.de/coding/aktuell/newsdrkongo.php3
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Bericht von
"Ärzte ohne Grenzen" über die Situation im Kongo in den
vergangenen 10 Jahren
http://www.msf.org/countries/page.cfm?articleid=334CC7F6-B46D-4F66-95CCA7DDEF2CCEA7
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Nahost für
die USA, Afrika den Europäern
UNO: Wer im Kongo versagt, verdient keinen Einfluss im Irak. taz-Kommentar
von Dominic Johnson
http://www.taz.de/pt/2003/05/14/a0151.nf/textdruck
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Ethnische Säuberung im Kongo
UNO spricht von 966 Toten beim größten Massaker des Kongokrieges. Die
Hinrichtungen in der nordöstlichen Region Ituri kommen pünktlich zum
In-Kraft-Treten einer Friedensordnung und nähren Ängste vor einem
ruandisch-ugandischen Krieg. von Dominic Johnson
http://www.taz.de/pt/2003/04/08/a0056.nf/textdruck
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Bedrohung von innen und außen
Das Massaker im Kongo zeigt: Frieden lässt sich nicht verordnen. taz-Kommentar
von Dominic Johnson
http://www.taz.de/pt/2003/04/08/a0118.nf/textdruck
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Das Völkerrecht gilt nicht
Afrika macht es vor: Dort sind Regimewechsel per Krieg von außen normal.
Diktatoren wehren sich gegen Einmischung, Demokraten fordern sie, ob mit
oder ohne UN-Mandat. taz-Kommentar von
Dominic Johnson
http://www.taz.de/pt/2003/03/25/a0143.nf/textdruck
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Im Zweifelsfall für das Recht
Nur ein starkes Völkerrecht garantiert, dass die Menschenrechte
weltweit durchzusetzen sind. taz-Kommentar
von Bernd Pickert
http://www.taz.de/pt/2003/03/28/a0104.nf/textdruck
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Afrika-Presseartikel 2003
http://www.learnline.de/angebote/agenda21/archiv/03/pr/AFRIKA.HTM
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Buchempfehlungen
(chronologische Reihenfolge)
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Peter
Scholl-Latour: Afrikanische Totenklage. Der Ausverkauf des
Schwarzen Kontinents. Goldmann-Taschenbuch-Verlag 2003.
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Zum
Buch
Völkermord in Ruanda, Hungersnot in Äthiopien, Diamantenkrieg in
Sierra Leone – ganz Schwarzafrika droht im Sog von Gewalt und
Chaos zu versinken. Schonungslos und eindringlich zeichnet Peter
Scholl-Latour, Vollblutjournalist und Reporterlegende, ein
bedrückendes Bild von Elend, Mord und
"Raubtierkapitalismus". Und er geht den Ursachen für
diese verheerende Entwicklung auf den Grund. "Afrikanische Totenklage" dokumentiert
nicht nur schonungslos die harte Realität auf dem "vergessenen
Kontinent" – das Buch ist zugleich auch ein engagiertes Plädoyer gegen die Gleichgültigkeit in der übrigen Welt.
"Erschreckend wahrhaftig ... Seine Analysen sind schwer zu
widerlegen. Hinzu kommt ein geradezu enzyklopädisches Wissen
über die Entwicklung des Schwarzen Kontinents ..." (FAZ)
"... geht über das Hörensagen und den bloßen Augenschein
hinaus ... hebt sich wohltuend ab von der kurzlebigen Aktualität
des heutigen Medienbetriebs." (Berliner Zeitung)
"Peter Scholl-Latour gehört zu den kenntnisreichsten,
seriösesten Journalisten deutscher Sprache." (Süddeutsche
Zeitung)
Zum Autor
Peter Scholl-Latour, 1924 geboren, war nach seinem Studium
zunächst Korrespondent für die ARD in Afrika und Indochina, dann
Studioleiter in Paris, für einige Jahre auch Fernsehdirektor des
WDR und Herausgeber des "Stern". Zahlreiche
Buchveröffentlichungen unterstreichen seinen Ruf als kritischer
Journalist. Für seine Arbeit wurde er u.a. mit dem Grimme-Preis
und der Goldenen Kamera ausgezeichnet.
Klappentext |
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Adam
Hochschild:
Schatten über dem Kongo. Die Geschichte eines fast
vergessenen Menschheitsverbrechens. Rowohlt-Taschenbuch-Verlag 2002.
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Vor
knapp 100 Jahren zeichnete Joseph Conrad in "Herz der
Finsternis"
ein gespenstisches Bild der Herrschaft im Kongo. In "Schatten über
dem Kongo" wird zum ersten Mal das Ausmaß des Terrors im Kongo
dokumentiert - aber auch die Geschichte der Menschenrechtsbewegung
um Edmund Morel, die in der Empörung über diese Terrorherrschaft
ihren Anfang nahm.
Verlagsinformation
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Michela
Wrong:
Auf den Spuren von Mr. Kurtz. Mobutus Aufstieg und Kongos
Fall. Bittermann Verlag/Edition Tiamat 2002.
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Zum
Buch
Selbst hartgesottene Globetrotter meiden seit langem Kongo, das
bis 1997 noch Zaire hieß. Woher kommt diese Finsternis im Herzen
Afrikas? Es war und ist ein Ort der Begehrlichkeiten. Arabische
Sklavenhändler, englische Abenteurer, ein belgischer König,
Kupferkonzerne, Diamanten- und Waffenhändler, der CIA, die
Weltbank und der Internationale Währungsfonds, wohlmeinende
Helfer und Gestrandete – alle hatten gute materielle Gründe,
Kongo heimzusuchen. Die englische Journalistin Michela Wrong, die
in den neunziger Jahren als Korrespondentin für Reuters in
Kinshasa arbeitete und die letzten Jahre des Präsidenten Mobutu
Sese Seko miterlebte, schildert die Vorgeschichte seiner
Herrschaft, den vom Westen unterstützten Aufstieg des kleinen
Feldwebels zum Präsidenten und den unaufhaltsamen Niedergang
Zaires.
Rezensionen
"Ein wunderbar zu lesender und lebendiger Bericht,
geschrieben mit dem Auge eines Romanciers... das packendste und
erhellendste Buch über Afrika, das ich seit Jahren gelesen
habe." (Anthony Sampson, Spectator)
"Ein brillanter Bericht über Afrikas ungewöhnlichsten
Diktator. Dieses Buch wird ein Klassiker." (Economist)
"Sie hat ein kühles, glänzendes, kaleidoskopartiges Buch
geschrieben. Ihr Bericht über den Niedergang Kinshasasund Mobutus
Flucht hat etwas von den Afrika-Reiseberichten von Evelyn Waugh."
(The Times)
"Frau Wrong hat einen brillanten Bericht über Afrikas ungewöhnlichsten
Diktator geschrieben. Wie Ryszard Kapuscinskis Porträt von Haile
Selassie aus Äthiopienwird dieses Buch ein Klassiker... Die
Geschichte Mobutus ist mit sarkastischem Witz und einem köstlichen
Sinn für Ironie, und ziemlich wenig Respekt für den Mann selbst,
geschrieben." (Economist)
Verlagsinformation
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Joseph
Conrad: Herz der Finsternis. Aus dem
Englischen und mit einem Nachwort von Reinhold Batberger. Suhrkamp-Taschenbuch-Verlag
2002.
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Zum
Buch
Kapitän Marlow bricht mit seinem Flussdampfer zu einer Expedition
ins Innere Afrikas auf. Er weiß zu diesem Zeitpunkt noch nicht,
dass er gleichzeitig eine zweite Reise unternimmt, eine
alptraumhafte Reise in die Finsternis einer menschlichen Seele.
Bei seiner Reise in die Wildnis des Kongo, ins Herz des
afrikanischen Kontinents, stößt er auf den zwielichtigen
Elfenbeinhändler Kurtz.
"Herz der Finsternis" erzählt die Geschichte eines
halbwegs moralischen Kulturmenschen auf dem gefahrvollen Weg über
eine Kruste kaum erkalteter Lava, die jeden Augenblick
durchbrechen und den Unvorsichtigen in heiß lodernde Abgründe
sinken lassen könnte. Das Buch beschreibt zugleich auch die
letzte Reise Joseph Conrads, die er ins Innere Afrikas unternahm –
ein Abenteuer, das ums Haar tödlich ausgegangen wäre.
"Es ist der Bericht eines im wachen Leben erlittenen Albs,
den Conrad nur mit Glück und für sein restliches Leben
angeschlagen überstand." (Urs Widmer)
Zum Autor
Joseph Conrad (1857-1924) wurde als Jozef Konrad Korzeniowski in
Polen geboren. Ab dem 17. Lebensjahr fuhr er auf französischen
und englischen Schiffen zur See. Im Jahr 1884 nahm er die
englische Staatsbürgerschaft an.
Verlagsinformation
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Sven
Lindqvist: Durch das Herz der Finsternis. Ein Afrika-Reisender auf den Spuren des europäischen Völkermords.
Vorwort von Urs Widmer. Unionsverlag 2002.
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Zum
Buch
Sven Lindqvist spannt einen Bogen zwischen dem Ende des 20. Jahrhunderts und der Kolonialzeit, zwischen den Ursprüngen des Rassismus und dem nationalsozialistischen Völkermord, zwischen Geschichte und Literatur. Fesselnd geschrieben ist das Buch Reisebericht, Thinkbook und historische Untersuchung in einem.
Leseprobe
"Doch wie vor ihm Huckleberry Finn, als er seinen Freund Jim
rettete, so befand es auch Stanley für zu einfach, sich auf
geradem Weg zu Emin Pascha durchzuschlagen, um ihm die Waffen und
die Munition zu überbringen, die dieser erbeten hatte.
Statt dessen führte er die Expedition von Sansibar aus einmal
rund um Afrika zur Mündung des Kongo, dann an den Wasserfällen
vorbei zum schiffbaren Teil des Flusses. Von hier aus sollte die
tonnenschwere militärische Ausrüstung mit Hilfe von Schiffen aus
den Beständen König Leopolds und Trägern des Sklavenjägers
Tippu Tip durch Ituri, den gefürchteten "Todeswald",
einen Dschungel, in den zuvor noch kein Weißer je auch nur einen
Fuß gesetzt hatte, in den Sudan gebracht werden.
Nur, dass es natürlich weder Boote noch Träger gab. Stanley
musste einen Großteil der Waffen und Gerätschaften im Kongo zurücklassen
und sich mit einer kleinen Truppe auf eigene Faust durchschlagen.
Er selbst entstammte der britischen Unterschicht, war stämmig und
muskulös wie ein Müllmann; die Jahre und seine Erlebnisse hatten
Spuren in seinem Gesicht hinterlassen. Zu seinem Stellvertreter
hatte er Major Bartellot ernannt, einen jungen Aristokraten, der
sanft wie Seide und schön wie Adonis war - aber ohne jede
Afrikaerfahrung. Warum?
Stanley verabscheute die englische Oberschicht und maß sich
selbst an ihr. Vielleicht hoffte er mit ansehen zu können, wie
eine Kreatur dieser in seinen Augen degenerierten Klasse vom Leben
im Dschungel gebrochen würde, wie ein Sprössling der
Aristokratie seine feinen Manieren, seine über alles erhabene
Zuversicht und seine Selbstbeherrschung verlor, um damit ein desto
helleres Licht auf seine, Stanleys, Größe als Mann und Führer
zu werfen.
In der Tat endete Bartellot als gebrochener Mensch. Zurückgelassen
als Führer der Nachhut, versuchte er vergebens, die Disziplin der
Truppe zu wahren, und wusste sich bald schon nicht mehr anders zu
helfen als mit täglichen, grausamen Auspeitschungen. Sein
Rassismus eskalierte, er wurde gehasst, isoliert und schließlich
umgebracht.
Stanley kämpft sich derweil durch die erstickende Hitze. Die Bäume
tropfen vor Feuchtigkeit. Die Kleidung ist schweißnass. Hunger,
Durchfall und Eiterbeulen werden zu täglichen Qualen, nachts
nagen die Ratten an den Füßen der Schlafenden.
Die Bewohner des Dschungels fürchten sich. Sie weigern sich, mit
Stanleys Männern zu handeln oder ihnen als Führer zu dienen.
Stanley kennt nichts als Gewalt. Um an Nahrung für seine Leute zu
kommen, ermordet er schutzlose Menschen auf ihren Weg zum Markt, für
ein morsches Kanu erschießt er wehrlose Männer.
Vielleicht war dies die einzige Chance, auf seinen Weg
durchzukommen. Aber war es auch der einzige Weg, zum Ziel zu
gelangen? Alle hatten versucht, Stanley die Route auszureden, für
die er sich entschieden hatte. In seinem Ehrgeiz aber versuchte er
das scheinbar Unmögliche und kalkulierte dabei Mord zwangsläufig
mit ein - Mord, um an eine Ziege oder ein paar Bananenstauden zu
kommen. Shackleton, der Erforscher des Südpols, war weit weniger
eitel. Statt Leben zu opfern, bremste er sich und kehrte um.
Stanley hingegen marschierte ungerührt weiter und ließ Berge an
Leichen hinter sich.
Eine Aktion von der für Stanley typischen Grausamkeit war die
Hinrichtung eines jungen Trägers wegen angeblicher
"Desertion". .."
(aus Teil II: Götter der Waffen)
Verlagsinformation
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Ludo
de Witte: Regierungsauftrag
Mord. Der Tod Lumumbas und die Kongo-Krise. Forum-Verlag Leipzig
2001.
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"Die
Regierung ist fest entschlossen, die Maßnahmen wieder aufzuheben
und die Bezüge der Parlamentarier auf ein Niveau
zurückzuschrauben, das dem Nationaleinkommen des Kongo Rechnung
trägt", so äußerte sich Premierminister Patrice E. Lumumba
aufgebracht gegenüber dem belgischen Botschafter. Hintergrund
dieser Auseinandersetzung war die einseitige und unerbetene "Zuwendung"
von 500.000 belgischen Francs und weitere "Wohltaten"
Belgiens an die neugewählten Parlamentarier Kongos. Der Politiker
und Visionär Patrice Lumumba sah zu Recht in dieser belgischen
Aktion nicht nur den Versuch, oppositionelle Kräfte gegen seine
Regierung zu stärken, sondern offenbar auch Bestechung und
neokoloniale Einflussnahme.
Der kongolesische Nationalist Patrice Lumumba hatte mit seiner
unerwarteten, berühmten Rede auf der Unabhängigkeitsfeier am 30.
Juni 1960 in Leopoldville (heute Kinshasa) einen Ton angeschlagen,
den Kolonialisten ebenso wie Kongolesen bis dahin nicht für
denkbar hielten. Die Kolonialisierung, vom belgischen König
gerade höchstpersönlich gelobt, wurde von Patrice Lumumba als
demütigende Sklaverei angeprangert. Von einem Afrikaner, den die
belgischen Leitartikler als analphabetischen Ganoven, Emporkömmling
und als "Neger" bezeichneten! Dabei hatte Lumumba mehr
als Recht mit seinen Worten: Die Kolonialisierung Kongos unter
Leopold II. bezahlte ein Drittel (!) der Kongolesen mit ihrem
Leben.
Unmittelbar
nach der Unabhängigkeit des Kongo setzte ein Kesseltreiben gegen
die Regierung Lumumba ein, das in diesem Buch hervorragend
dokumentiert und kommentiert ist. Blind gegenüber dem erklärten
Willen Lumumbas, mit Belgien wie mit allen anderen Staaten auf
gleichberechtigter Grundlage zusammenzuarbeiten, gefangen in
rassistischer Überheblichkeit und politischen Schablonen des
Kalten Krieges, wurde die Verdrängung Lumumbas von der Macht
organisiert. 1961 wurde Patrice Lumumba, erster und bis heute
einziger demokratisch gewählter Ministerpräsident der Republik
Kongo, ermordet.
Interessant für den langjährigen Beobachter der Diskussion über
die Verantwortlichkeit für den Mord: Galt in den 60er Jahren
Belgien als Hauptverantwortlicher, trat später der CIA in den
Vordergrund. Mit der aktuellen Untersuchung, die zahlreiche, erst
jetzt zugängliche Akten einbezog, ist klar: Belgien befand sich
im Mittelpunkt dieser Machenschaften.
In der Einführung zur deutschen Ausgabe geht der Autor u.a. auf
die gegensätzliche Berichterstattung über die Kongo-Krise in Ost
und West ein. Zu Recht verweist er auf die Kalte-Krieg-Hysterie
jener Zeit. Doch bei aller Kritik, dass die Unterstützung der östlichen
Seite, vor allem der Sowjetunion, für die rechtmäßige Regierung
unter Lumumba halbherzig war: in der DDR fühlte man sich – bei
allen Illusionen - an der Seite Lumumbas und des sich befreienden
Afrika.
Es ist ein lesenswertes und nützliches Buch, das einmal mehr die
Mechanismen des subversiven Machtmissbrauchs demokratischer
Staaten am Beispiel Kongos offen legt, und das die Quellen der
heutigen Probleme im Bürgerkriegsland Kongo deutlich macht. Der
Mord vom 17. Januar 1961 an Patrice Lumumba löste kein einziges
Problem des Landes, im Gegenteil. Das belgische Parlament sah sich
nach Erscheinen des Buches gezwungen, eine Untersuchungskommission
einzusetzen. Mittlerweile hat sich Belgien wegen seiner
Verwicklungen in die Ermordung Lumumbas beim kongolesischen Volk
entschuldigt, jedoch verleugnet es weiterhin seine direkte
Beteiligung.
Schon 1960/61 wurde unter dem Deckmantel wohlgesetzter Worte von
Recht, Demokratie und Freiheit gelogen, geheuchelt, Recht
verdreht, Menschenrechte mit Füßen getreten und die UNO
missbraucht. Damals sollten die Ideen und Ideale von Patrice
Lumumba ausgelöscht werden, doch sie sind bis heute lebendig und
motivieren noch immer Politiker nach eigenständigen afrikanischen
Wegen in die Zukunft zu suchen.
Quelle: Online-Archiv
der Deutsch-Afrikanischen Gesellschaft e.V. |
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Stand: 04. Februar 2006
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